Berlin. Laut einer am Freitag veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung Roland Berger, droht nach dem Auslaufen der Abwrackprämie jedem zweiten Autohändler in Deutschland die Insolvenz. Die für die Abwicklung zuständige Behörde geht davon aus, das Geld reiche noch für etwa 95.000 Anträge.

Trotz staatlicher Hilfen verschärft sich die Lage in der Automobilindustrie zusehends: Einer Analyse der Unternehmensberatung Roland Berger zufolge wird das Ende der Abwrackprämie die Zahl der Insolvenzen entlang der gesamten automobilen Wertschöpfungskette deutlich steigen lassen, wie die Tageszeitung «Die Welt» berichtet. In der deutschen Autoindustrie seien mehr als 90 000 Arbeitsplätze in Gefahr.

Bis zu 30.000 Stellen könnten wegfallen

Der Untersuchung zufolge ist die Situation besonders prekär für die Autohändler, obwohl diese im laufenden Jahr dank der Abwrackprämie sogar mehr Autos verkaufen werden als im Jahr zuvor. Dies sei ein Vorzieheffekt, wie Ralf Landmann, Partner von Roland Berger und Autor der Studie, der Zeitung sagte. Dieser geförderte Effekt werde die Händler nun wie ein Bumerang treffen. «Wenn die Abwrackprämie ausläuft, ist fast jeder zweite deutsche Händler akut von Insolvenz bedroht.» Bis zu 30 000 Stellen könnten wegfallen.

Berater Landmann zufolge bedrohen Nachfragerückgänge und sinkende Renditen dabei «leider vor allem die großen Händlergruppen, die in den vergangenen Jahren eigentlich alles richtig gemacht haben». Ausgerechnet die Unternehmen, die viel Geld in das eigene Wachstum investiert hätten, litten nun unter der Kreditklemme und müssten um ihre Existenz bangen, sagte er.

Viele Autokäufer könnten trotz Antrag leer ausgehen

Beim Endspurt um die Abwrackprämie könnten Autokäufer nach Informationen der «Bild»-Zeitung möglicherweise leer ausgehen. Wie das Blatt am Freitag schreibt, besteht ab Ende kommender Woche das Risiko, die Prämie trotz eines korrekt verschickten Antrags nicht mehr zu bekommen. Grund sei die Software des zuständigen Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Dem Bericht zufolge ist es der Behörde nicht möglich, auf der Internetseite minutengenau anzugeben, wie viele Anträge jeweils noch gestellt werden können. Derzeit werde die Seite zweimal täglich aktualisiert.

Potenzielle Käufer könnten daher kurz vor Auslaufen des staatlichen Zuschusses in Höhe von 2.500 Euro nicht exakt feststellen, ob noch ausreichend Geld im Fördertopf ist. Ein BAFA-Sprecher bestätigte laut «Bild», dass Antragssteller leer ausgehen könnten. Allerdings werde versucht, die Seite am letzten Tag der Prämie häufiger als bisher zu aktualisieren, um solche Entwicklungen zu vermeiden. Er riet Interessenten, sich mit dem Autokauf deshalb zu beeilen.

Behörde rechnet mit Antragsflut an diesem Wochenende

Zuletzt hatte auch der ADAC potenziellen Käufern geraten, sich möglichst rasch um den Antrag zu kümmern. Die Prämie kann nur online beantragt auf der Seite ump.bafa.de werden. Am Donnerstag konnten nach Angaben des BAFA auf seiner Homepage noch rund 95.000 Anträge gestellt werden.

Nach Angaben von «bild.de» rechnet das BAFA an diesem Wochenende mit einer Antragsflut. Die Behörde geht demnach von mehr als 30.000 Anträgen aus. Schon zu Wochenbeginn sei damit zu rechnen, dass die Prämie nur noch für weniger als 50.000 Wagen reiche. (ddp/ap)