Essen. Die Abwrackprämie ist ausgelaufen. In den kleinen Werkstätten und beim Gebrauchtwagen-Handel ist man mit den Konsequenzen beschäftigt, an die vorher offenbar niemand gedacht hatte. Ein Stimmungsbericht.

Er sagt nicht „Abwrackprämie”, sondern „Abkackprämie”. Er macht das extra, weil er sich so ärgert. „Die normalen Leute, die wenig Geld haben, kriegen jetzt keinen Gebrauchten mehr, alles wegen der Abkackprämie.”

Er ist Türke, handelt mit Gebrauchten seit 25 Jahren an der Schederhofstraße, in einem schmucklosen Gewerbegebiet zwischen City und Frohnhausen. Der Mann sitzt in seinem Containerbüro und steckt sich eine Zigarette an. Wie er heißt, will er nicht sagen.

"Der Markt ist tot."

Die Autos, die auf seinem Gelände stehen, sind blankpoliert, die letzten Regentropfen der Nacht glänzen darauf wie Edelsteine. Ein dunkler Mercedes, Oberklasse, 20 000 Euro. Ein schwarzer Golf Kombi für siebeneinhalb. Ein BMW-Fünfer, Dunkelgrün-Metallic, ohne Preis im Fenster. „Der Markt mit Autos um die zweieinhalb oder dreitausend Euro hat immer funktioniert, aber der ist jetzt tot”, sagt der Mann und stößt Rauch aus der Nase. Wohl deshalb hat er jetzt bessere Modelle draußen stehen. Wie es läuft? Er schweigt.

"Die meisten fangen an, ihre Grundstücke zu teilen."

Dann erzählt er: „Die meisten Kollegen fangen an, ihre Grundstücke zu teilen und zu vermieten. Weniger Kosten, weniger Risiko, verstehst du.” Früher, sagt er, da habe er den Tag lang 20 000 DM in den Hosentaschen gehabt, bar, versteht sich, „da hab' ich gedacht, ich bin jemand.” Doch wenn er heute 10 000 Euro in den Händen hält, dann beschleicht ihn manchmal das Gefühl, trotzdem ein armer Schlucker zu sein: „Ist alles zu teuer geworden. Und die Abkackprämie verlängert nur das Problem. Wie ein Kranker, dem man Morphium gibt.”

Das Nachsehen haben die Kleinen

Dabei haben Viele gut verdient an der Abwackprämie, die jetzt ausgelaufen ist – vor allem Vertragshändler. Das Nachsehen haben kleine Betriebe und Werkstätten.

„Ist doch eine Schande”, sagt Schrotthändler Uwe Bracke (54). Auf seinem Firmengelände in Kray türmen sich die Autos in langen Reihen, etwa 600 Stück sind es, nicht wenige sehen erstens aus wie neu und haben zweitens die grüne Umweltzonen-Plakette. „Die könnten gut und gern noch fünf, sechs Jahre fahren, trotzdem schmeißen die Leute die Autos weg.”

"Die könnten gut und gerne noch fünf, sechs Jahre fahren"

Er hat seine Firmenfläche anderen zur Verfügung gestellt, verdient jetzt Miete damit, dass er die Schrott-Autos hier hortet. Fünf provisorische Schrottplätze sind mittlerweile in der Stadt entstanden mit insgesamt 6000 Autos, alles unter Aufsicht der Umweltbehörde. „Das hier hat mich allein 3000 Euro Gebühren gekostet”, sagt Bracke. Und erinnert an die Fahranfänger, die 18-Jährigen, für die ein zehn Jahre alter Renault Clio für anderthalb oder zweitausend Euro ein passables Einstiegsfahrzeug gewesen wäre. „Die kriegen jetzt alle nichts mehr.” Der Clio und die anderen stehen jetzt bei ihm auf dem Hof, fertig zum Abwracken.

"Ökologischer und ökonomischer Wahnsinn"

Einer, der nicht mehr nachkommt wegen der Abwrackprämie, ist der Autoverwerter-Betrieb „Franz Maag” an der Altendorfer Straße. Auch sein Firmengelände neben dem Finanzamt ist vollgestellt mit alten Autos. Junior-Chef Sebastian Maak (33) sagt: „Wir können gar nicht so viel ausschlachten, wie wir hier stehen haben.” Er geht durch die Betriebshalle, alle Regale sind voll, Polo-Rückleuchten hier, Corsa-Kotflügel da. Normaler Durchlauf im Betrieb: 1300 Autos im Jahr. Wegen der Prämie ist man jetzt schon bei 3500. Maag hat mittlerweile A-Klassen anrollen sehen, auch einige Golf 4 war dabei, „sowas stellen wir erst mal zur Seite. Das kann man doch nicht wegschmeißen.” Die Abwrackprämie sei „ökologischer und ökonomischer Wahnsinn”. Und der Ersatzteil-Markt für die kommenden Jahre übersättigt. „Da hat sich offenbar vorher niemand Gedanken drüber gemacht.”