Berlin. Die Insolvenzverwalter schlagen Alarm. In diesem Jahr könnten weit mehr Unternehmen pleite gehen als befürchtet. Vor allem den Mittelstand trifft es. Schlechte Zahlungsmoral der Kunden und zu wenig Eigenkapital führen viele Unternehmen in die Insolvenz.
Die deutschen Insolvenzverwalter rechnen mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen. Wie der Vorsitzende des Insolvenzverwalterverbandes (VID), Siegfried Beck, am Donnerstag in Berlin mitteilte, werde die vorhergesagte Zahl von rund 35 000 Unternehmensinsolvenzen 2009 «sicher erreicht, wenn nicht gar übertroffen.» Im ersten Halbjahr 2009 habe die Zahl insolventer Unternehmen um 15 Prozent zugenommen. 2010 seien sogar noch höhere Zahlen möglich. Von einem Rückgang der Insolvenzanmeldungen bei Unternehmen sei vermutlich erst Ende 2010 auszugehen.
Viele Mittelständler gehen pleite
Besorgniserregend sei, dass eine große Zahl mittelständischer Traditionsunternehmen Insolvenz anmelden müsse. «Dem Mittelstand droht eine regelrechte Katastrophe, weil wichtige Marktteilnehmer ausscheiden und substanzielle Know-how-Lücken hinterlassen», sagte Beck. Außerdem sei die Zahl der Unternehmen, denen ohne eigenes Verschulden die Insolvenz drohe, so hoch wie noch nie zuvor.
Handwerk leidet unter schlechter Zahlungsmoral und Kreditklemme
Allerdings sei besonders im Handwerk die Zahlungsmoral vieler Kunden mangelhaft, sagte Spitz. Vor allem das Zahlungsverhalten der öffentlichen Hand habe sich verschlechtert, was unter anderem an fallenden Einnahmen aus der Gewerbesteuer liege.
Auch das Zahlungsverhalten der Verbraucher sei aktuell schlechter. Hauptgründe seien Arbeitslosigkeit und Überschuldung. Oft zahlten private Schuldner Rechnungen jedoch absichtlich zu spät oder gar nicht. 61 Prozent der befragten Inkassounternehmen hätten angegeben, dass Forderungsausfälle privater Auftraggeber der wichtigste Grund seien, warum Handwerker in Insolvenz gehen müssten.
Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler, ergänzte, dass der Zugang von Handwerksbetrieben zu Krediten im Jahresverlauf immer schwieriger geworden sei. Zudem seien teilweise die Kreditzinsen trotz reduzierter Leitzinsen gestiegen. Kentzler und Spitz appellierten an die Banken, ihrer gesamtwirtschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden und den Unternehmen Kredite zu realistischen Konditionen zur Verfügung zu stellen. (ddp)