Essen. Weihnachten wird wie jedes Jahr zu einem Konsumfest. Wie wir Verpackungsmüll und CO2-Emissionen in den Griff bekommen – und trotzdem feiern.

Weihnachten wird auch dieses Jahr wieder zu einem Konsumfest. Der Handelsverband Deutschland erwartete ungeachtet vieler Krisen für November und Dezember insgesamt Umsätze in Höhe von über 120 Milliarden Euro. 20 Prozent des Jahresumsatzes machen viele Händler nur in diesen letzten Wochen vor dem Fest.

Bei aller Besinnlichkeit: Jedes Jahr fällt an Weihnachten eine riesige Menge Verpackungsmüll an. Damit verpufft viel Energie, die für die Herstellung benötigt wurde. Es bedeutet auch viel Aufwand beim Recycling. Doch Weihnachten nachhaltig und ökologischer zu feiern, muss nicht automatisch Verzicht bedeuten. Ein paar Tipps, wie jeder einen Beitrag leisten kann.

Geschenkpapier umweltfreundlich kaufen und richtig entsorgen

Wer neues Geschenkpapier kaufen möchte, sollte auf Umweltsiegel wie den Blauen Engel oder das FSC-Zeichen achten. „Diese Umweltsiegel besagen, dass das Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt oder aus recyceltem Material hergestellt wurde“, sagt Mareike Hermann von DIY Academy. „Auch wird hier bei der Herstellung weitestgehend auf Chlor, optische Aufheller, Kunststoffe und Metalle verzichtet.“

>>> Fair Ändern: Mehr Texte rund um Nachhaltigkeit lesen Sie auf unserer Themenseite „Fair Ändern - so geht Nachhaltigkeit im Alltag“

Geschenkpapier, auch wenn es bunt ist und glitzert, gehört grundsätzlich in die Altpapiertonne, erklärt der Verband kommunaler Unternehmen (VKU). Es gibt aber eine Ausnahme: beschichtetes Papier. Das gehört in den Restmüll. Ein einfacher Test hilft bei der Unterscheidung: „Reißt sich das Papier leicht und fasert an den Rändern auf, ist es reines Papier. Löst sich eine Kunststoffschicht, ist es beschichtet“, sagt Mareike Hermann.

Die Initiative „Mülltrennung wirkt“ weist zudem darauf hin, dass jegliche Plastikverpackungen – sei es die Luftpolsterfolie oder die dünne Folie um ein Buch – in die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack gehören. Achtung: In Sachen Müllentsorgung können sich Regelungen je nach Bundesland unterscheiden.

>> Tipp: Die Verbraucherzentralen haben auf dieser Seite eine Übersicht über die Regeln für die Entsorgung von Verpackungsmüll zusammen getragen.

Welcher Weihnachtsschmuck der Umwelt schadet

Wenn auch nur noch selten: In manchen Kisten im Keller findet sich Lametta noch als bleihaltige Stanniol-Variante. Die ist laut Umweltbundesamt an ihrem Gewicht zu erkennen, das im Vergleich zu Lametta ohne Blei verhältnismäßig hoch ausfällt.

Das Problem mit den alten Stanniol-Schmuckfäden mit Blei: Werden sie beim Abschmücken nicht vollständig vom Baum entfernt, gelangt das toxische Schwermetall in die Kompostier- oder Verbrennungsanlagen – und von dort in die Umwelt. Wer noch bleihaltiges Lametta zu Hause hat, sollte es dem Umweltbundesamt zufolge deshalb als Sonderabfall entsorgen. Im normalen Hausmüll haben die bleihaltigen Fäden nichts verloren, so die Experten. Das Schwermetall Blei kann sich in der Umwelt und im Körper des Menschen anreichern und schädigt unter anderem Nieren und Blut.

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Schwierig ist die Suche nach umweltfreundlicheren Alternativen für Weihnachtskugeln. Sowohl Glas als auch Kunststoff haben den Verbraucherschützern zufolge eine eher schlechte Ökobilanz. Die vorhandenen Weihnachtskugeln sollten, so der Rat, möglichst sorgsam genutzt werden, um sie viele Jahre lang an den Baum hängen zu können.

>> Tipp: Nachhaltiger sind Weihnachtsdekorationen aus Naturmaterialien wie Holz, Stroh oder Stoff und Wolle, teilt das Umweltbundesamt mit. Und auch aus Nüssen oder Orangenscheiben lassen sich hübsche Anhänger basteln.

Incendios en Indonesia
Für den Anbau von Ölpalmen werden jährlich riesige Flächen in Regenwäldern brandgerodet, das Bild stammt aus Indonesien. Das in den Böden gespeicherte Kohlendioxid wird in großen Mengen freigesetzt. © picture alliance/dpa | Dedy Sutisna

Worauf Verbraucher beim Kauf von Kerzen achten sollten

Was vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern womöglich nicht bewusst ist: Beim Kerzenkauf zu Weihnachten haben sie es in der Hand, inwieweit sie zu Regenwaldzerstörung und der Klimakrise beitragen. Das Problem sind problematische Inhaltsstoffe, in vorderster Reihe fossiles Paraffin und Palmöl. Laut einer Umfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) informieren die Hersteller nur unzureichend über die Inhaltsstoffe von Kerzen. Viele machen demnach ein Geheimnis daraus, ob ihre Kerzen auch Palmöl enthielten und ob der Rohstoff aus nachhaltigem Anbau stammt.

Die Natur- und Verbraucherschutzorganisation hatte nach eigenen Angaben 58 Hersteller und Anbieter befragt. Mehr als die Hälfte der Unternehmen hätte nicht auf die Anfrage reagiert., teilte die DUH mit. Nur 25 Hersteller beteiligten sich am dritten „Kerzencheck“ der Organisation.

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18 befragte Unternehmen gaben an, fossiles Paraffin zu verwenden – entsprechend gekennzeichnet war das jedoch nur in fünf Fällen. Paraffin ist ein Nebenprodukt der Erdölindustrie, genauer gesagt ein Abfallprodukt, das bei der Herstellung von Schmieröl entsteht. Bei der Produktion von Paraffinwachs und dem Verbrennen der Kerzen entstehen klimaschädliche CO2-Emissionen. Ein weiteres Problem: Bei der Verbrennung setzen Paraffin-Kerzen toxische Substanzen wie Benzol und Toluol frei.

Kerzen aus Stearin hingegen werden meist aus Palmöl hergestellt. Das Produkt steht ebenfalls in der Kritik von Umweltschützern. Für den Anbau von Ölpalmen werden große Flächen Regenwald gerodet, insbesondere in Indonesien und Malaysia. Damit werde das Artensterben vorangetrieben, kritisieren Umweltschützer. Die Brandrodungen belasteten durch die CO2-Emissionen zudem das Klima.

Bei der Befragung der DUH hatten nur elf Unternehmen erklärt, ausschließlich nachhaltig zertifiziertes Palmöl mit hohen Standards zu verwenden. Bei mehr als der Hälfte der palmölhaltigen Kerzen habe eine entsprechende Kennzeichnung gefehlt. Die Organisation betonte, ein Verzicht auf Palmöl sei nicht automatisch umweltfreundlicher, weil damit die Umweltbelastungen lediglich auf fossiles Paraffin oder weniger effiziente Rohstoffe wie Raps- oder Sojaöl verlagert würden. Stattdessen sei entscheidend, dass nur Palmöl mit strengen Nachhaltigkeitskriterien für Kerzen verwendet werde.

Beim Kerzencheck der DUH fielen vier Unternehmen positiv auf: Ikea, Norma, Bio Company und die Gebrüder Müller Kerzenfabrik. Diese setzen ausschließlich auf Palmöl-Zertifizierungen mit hohen Nachhaltigkeitsstandards, teilte die DUH mit.

Worauf Verbraucher bei Käufen in Onlineshops achten können

Auch online nachhaltiger shoppen: Das Umweltbundesamt hat auf dieser Seite Tipps für das Shoppen im Netz veröffentlicht. Eine Erkenntnis: Die größeren Umweltbelastungen eines Produktes entstehen demnach bei der Herstellung und während der Nutzung, weniger jedoch beim Transport. Die Experten raten daher, vor allem Onlineshops zu nutzen, die sich auf umweltfreundliche Produkte spezialisiert haben oder nur zertifizierte nachhaltige Produkte anbieten.

Leihen, Tauschen, Teilen und das Reparieren von Produkten schonen Klima und Ressourcen, dafür gebe es zahlreiche Onlineshops, so das Umweltbundesamt. Für den Bereich Elektronik empfiehlt die Behörde Händler, die Refurbished-Geräte anbieten. Dabei handelt es sich um generalüberholte Gebrauchtware mit Garantie.

Nachhaltiger geht es auch bei Verpackung und Versand. Das Umweltbundesamt empfiehlt, bei einem Kauf im Onlineshop die Ware in Mehrwegversandverpackungen oder in der Originalverpackung ohne Extra-Versandverpackung zustellen zu lassen. Damit könnten Verpackungsmüll vermieden und Ressourcen geschont werden.

Paketstationen nutzen. In Studien haben die Experten errechnet, dass auf dem Weg, den die Ware nach der Bestellung zurücklegt, weniger der gesamte Transportweg für die Menge der klimaschädlichen CO2-Emissionen entscheiden ist als die sogenannte „letzte Meile“. Gemeint ist der Transport der Waren vom letzten Paketzentrum bis zum Kunden, der das Paket möglichst beim ersten Zustellversuch erhalten sollte, um unnötige Wege zu vermeiden.

Konkret raten die Experten dazu, Waren zu Paketstationen oder Paketshops in der Nähe liefern zu lassen. So würden Emissionen eingespart, da die Lieferdienste weniger Stationen anfahren müssten. Und, auch wenn es auf der Hand liegt: Verbraucher sollten, wann immer möglich, gebündelt bestellen und einzelne Spontankäufe vermeiden.

Wie stark Umsatz und die daraus folgenden Umweltwirkungen des Onlinehandels gewachsen sind, verdeutlicht das Umweltbundesamt mit einem Vergleich zu den Jahren der Corona-Pandemie. 2022 lag der Umsatz demnach rund 43 Prozent höher als 2019 vor Ausbruch der Pandemie. Danach sei er nicht wieder auf das Niveau vor Corona gesunken. (mit dpa und epd)

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