Berlin. In Verpackungen stecken viele giftige Substanzen, die sich auf Lebensmittel übertragen. Die gesundheitlichen Folgen sind häufig unklar.

Mehr als 3600 Chemikalien, die für Verpackungen, Küchengeschirr oder Geräte zur Lebensmittelverarbeitung zugelassen sind, wurden in Menschen gefunden. Dies ist das Ergebnis einer Studie schweizer, amerikanischer und tschechischer Forscher unter Federführung der Stiftung Food Packaging Forum. Die Chemikalien wurden demnach in Blut, Haaren oder Muttermilch gefunden.

Unter den gefundenen Substanzen sind hochgiftige Verbindungen wie PFAS, Bisphenol, Metalle, Phthalate und flüchtige organische Verbindungen. Diese Stoffe können für Krebs, Hormonstörungen und andere Gesundheitsprobleme verantwortlich sein. Bei vielen sind die möglichen gesundheitlichen Folgen sogar noch größtenteils unerforscht – etwa synthetische Antioxidantien, die als Konservierungsmittel verwendet werden oder auch Oligomere, die die Tinte auf Verpackungen stabilisieren.

„Besorgniserregend ist sicherlich, dass wir einen starken Zusammenhang haben, der zeigt, dass einige gefährliche Chemikalien aus Verpackungen in Lebensmittel übergehen, sodass Verpackungen zur Belastung beitragen“, sagt Birgit Geueke, Co-Autorin der Studie beim Food Packaging Forum, einer gemeinnützigen Organisation aus Zürich, die sich für strengere Vorschriften einsetzt.

In der Studie wurden etwa 14.000 Chemikalien untersucht, die für den Kontakt mit Lebensmitteln zugelassen sind. Hierzu wurden Datenbanken überprüft und wissenschaftliche Literatur auf Hinweise untersucht, ob die Chemikalien bei Menschen gefunden wurden. Die Forscherinnen und Forscher schränken allerdings ein, dass Menschen den untersuchten Chemikalien auch in anderen Zusammenhängen ausgesetzt sein können und Lebensmittelverpackungen nicht ausschließlich dafür verantwortlich sind.

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Forscher haben praktischen Alltagstipp

Besonders tückisch ist laut der Studie Plastik – ein Material, das Tausende von Chemikalien enthalten kann. Auch Silikon und Beschichtungen auf Metalldosen enthalten viele Substanzen, die kaum erforscht sind, sagte Co-Autorin Geueke. Zudem ist auf vielen Papier- und Kartonverpackungen eine Plastikschicht. Auch Faktoren wie Lagertemperatur, sowie Fett- und Säuregehalt von Lebensmitteln können bestimmen, inwieweit sie mit Chemikalien aus Verpackungen belastet werden. Auch können Lebensmittel in kleinen Verpackungen stärker verunreinigt sein.

Die Autoren der Studie schlagen vor, die möglichen gesundheitlichen Gefahren von Chemikalien in Lebensmittelpackungen stärker zu untersuchen. Zudem müsste ihr Einsatz strenger reguliert werden. Und sie haben einen praktischen Alltagstipp: Lebensmittel nach dem Kauf möglichst schnell in Glasbehältnisse umfüllen – diese sind am wenigsten belastet.