Essen. Schottergärten, Chemiekeule und Torf ade: Das sind die wichtigsten No-Gos für Ökogärten und so können Hobbygärtner sie vermeiden.
Wer nachhaltig gärtnert, sein kleines grünes Reich ökologisch und naturnah gestaltet und bewirtschaftet, macht so viel richtig. Ein Hobby-Gärtner kann die Natur schützen und die Artenvielfalt fördern, Ressourcen wie etwa Wasser schonen und Müll vermeiden. Und er kann vieles falsch machen. Fünf Dinge, die in einem nachhaltigen Garten keinen Platz haben sollen.
Schottergärten – biologisch tote Steinwüsten
Topmodern und schick mögen sie für manche ja aussehen, die anthrazitfarbenen Schotterflächen in vielen Vorgärten. „Biologisch sind die steinwüstenähnlichen Flächen allerdings tot, denn sie bieten den meisten Tieren und Pflanzen weder Lebensraum noch Nahrung“, sagt eine Sprecherin des Naturschutzbunds Nabu.
In Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen sind Schottergärten inzwischen verboten, in NRW wurde dazu zu Jahresbeginn die Landesbauordnung verschärft. Schotterungen und Kunstrasen sind nun zur Gestaltung von Gartenflächen explizit ausgeschlossen. Einer der vielen Gründe: An heißen Sommertagen heizen sich die Steine so stark auf, dass sie noch nachts Hitze abgeben und das Mikroklima in der Stadt beeinträchtigen. Grüne Vorgärten dagegen bieten Lebensraum für Tiere und Pflanzen und fördern so die Artenvielfalt.
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Wie Gartenbesitzer ihre Öko-Sünde rückgängig machen können, erklärt der Nabu auf seiner Webseite. Der Schotter wird entfernt, kann jedoch als Steinhaufen aufgeschichtet werden und Insekten oder Eidechsen dienen. Die Folie oder das Vlies muss entfernt werden, der Boden entweder umgebrochen und mit Kompost wiederbelebt werden. Ist er zu stark verdichtet, raten die Nabu-Experten dazu, Tiefwurzler wie Buchweizen einzusäen. Diese lockern den Boden und versorgen ihn mit Nährstoffen.
Blumenerde aus Torf – problematisch in Zeiten der Klimakrise
Gängige Blumen- oder Pflanzerde besteht überwiegend aus Torf. Über viele Jahre wurde das kaum hinterfragt, den Torf ist im Garten ein vielseitiges Substrat: Er kann viel Wasser speichern, zersetzt sich nur langsam und kann gut mit Kalk oder Dünger gemischt werden. Mit dem Fortschreiten der Klimakrise aber wird Torf ökologisch gesehen immer problematischer.
Der Abbau von Torf zerstört die jahrhundert- bis jahrtausendealten Moore und mit ihm den Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere, mahnt das Umweltbundesamt. Torfschichten wachsen nur einen Millimeter pro Jahr, mit einem Schlag wird zudem ein wertvoller Speicher für Treibhausgase vernichtet. Der Torfabbau setzt zudem das gespeicherte CO₂ frei und trägt so dazu bei, dass das Klima weiter angeheizt wird.
Dabei gibt es im Handel Alternativen. Angeboten werden Blumenerden, die zum Beispiel auf Kompost, Rindenhumus, Holz- oder Kokosfasern basieren. Zu erkennen sind sie an Hinweisen wie „torffrei“ oder „ohne Torf“. Verbraucher müssen jedoch beim Kauf genau hinschauen und sich das Kleingedruckte durchlesen, warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Oft stehe nur auf der Verpackungsrückseite, wie hoch der Torfgehalt ist.
Um torffreie Produkte im Handel zu finden, können Verbraucher auf Online-Einkaufsführer zurückgreifen. Das Portal torffrei.info der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe und des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft listet torffreie Produkte online auf. Eine Alternative ist der gerade aktualisierte Einkaufsführer des BUND zum Download.
Plastik im Garten – einfach nicht kleinzukriegen
Ausgerechnet im grünen Garten fällt jede Menge Plastikmüll an: Pflanzgefäße, Töpfe, Aussaatgefäße. Nur wenig davon kann recycelt werden kann. Problematisch ist auch Bioplastik wie Polylactide (PLA), der sich laut der Verbraucherzentrale NRW nur in professionellen Anlagen, nicht aber im heimischen Garten kompostieren lässt.
Biologisch abbaubar hingegen sind Pflanztöpfe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf, Zellulose oder Kokosfasern, die auch in normalen Gartenbaucentern oder Baumärkten zu finden sind. Vor dem Kauf sollte man sich genau informieren, ob und wie lange sie verwendbar sind und ob sie aus biologischer Erzeugung stammen, rät die Verbraucherzentrale.
Falls sich Kauf von Plastik partout nicht vermeiden lässt, sollten Hobbygärtner darauf achten, die Produkte zu pflegen, damit sie mehrere Jahre lang halten. So können Plastiktöpfe, Anzucht- oder Multitopfplatten ohne Probleme wiederverwendet werden. Manche Gartencenter nehmen Plastiktöpfe wieder zurück. In kleineren Gärtnereien können Pflanzen auch in mitgebrachte Gefäße umgepackt werden.
Schädlinge und Unkraut mit der Chemiekeule ausrotten
Der Nabu schätzt, dass Hobbygärtner in Deutschland pro Jahr knapp 6000 Tonnen Pestizide einsetzen, um Unkraut oder Wildkräuter zu vernichten. Auch Insektengifte haben in Deutschland ihre Spuren hinterlassen. Traurige Berühmtheit erlangten dabei die Neonikotinoide. Die Nervengifte zerstören das Orientierungsvermögen der Bienen.
„In einem Naturgarten ist die Chemiekeule gar nicht notwendig“, sagt der Nabu. Wer keine ausbreitungsstarken Wildkräuter im Garten haben will, sollte bei einem Baustoffhändler keinen Mutterboden (Humus) bestellen, denn er enthält unzählige Kräutersamen. Böden können selbst gemischt werden, aus je einem Drittel Lehm, Kompost und Sand.
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Um Wildkräutern keinen Platz zu geben, können die Böden mit Rindenmulch oder Stroh bedeckt werden. „Wildblumenmischungen oder Bodendecker wie Waldmeister oder Vergissmeinnicht können die Vegetationsdecke schließen“, so der Nabu.
Auch schädliche Insekten lassen sich statt mit Chemie wirkungsvoll mit natürlichen Mitteln bekämpfen: „Jedes Tier, das uns im Garten Probleme bereitet, hat auch einen natürlichen Gegenspieler“, so der Nabu. „Das können wir uns zunutze machen, denn fördern wir die hilfreichen Insekten, können wir die ,schädlichen‘ in Schach halten – ganz ohne den Einsatz von Pestiziden.“ Ohrwürmer, Marienkäfer oder Schlupfwespe beispielsweise vertilgen die ungeliebten Blattläuse. Schlupfwespen oder Laufkäfer haben die wichtigsten Schädlinge im Obstbau auf ihrem Speiseplan: Schmetterlingsraupen.
Fremde Arten – eine Gefahr für heimische Pflanzen und Tiere
Billigpflanzen und Blumen aus dem Baumarkt oder Gartencenter können Probleme bereiten, warnt der Nabu. Oft sind es fremde Arten, deren Ausbreitung die regionale Artenvielfalt gefährden kann. Für heimische Insekten sind sie zudem oft nutzlos. Auch Saatmischungen aus dem Baumarkt, etwa Samentütchen oder „Samenbomben“ enthalten laut Experten viele einjährige Pflanzen, die nicht einheimisch sind.
Beispiele dieser invasiven Arten, die heimische Pflanzen verdrängen, sind etwa der Japanische Staudenknöterich, Lupinen, Robinien, Schmetterlingsstrauch, Indisches Springkraut oder die Kanadische Goldrute. Als umweltfreundlichere Alternative empfehlen Experten heimische Pflanzen und Samen, idealerweise aus Bio-Aufzucht. Zu finden sind sie oftmals auf Wochenmärkten oder in lokalen Gärtnereien.
Der Nabu listet auf dieser Seite Adressen von Produzenten und Versendern auf, die ökologisch oder regional erzeugte Sämereien und Pflanzen sowie seltene alte Sorten anbieten.
Dies ist ein Artikel aus der Digitalen Sonntagszeitung. Die Digitale Sonntagszeitung ist für alle Zeitungsabonnenten kostenfrei. Hier können Sie sich freischalten lassen.Sie sind noch kein Abonnent? Hier geht es zu unseren Angeboten.