Essen. . Laut der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch können die kleinen Koffein-Bomben der Gesundheit Schaden zufügen. Besonders in der Kombination mit Sport oder Alkohol könne es beispielsweise zu Herz-Rhythmus-Störungen kommen.
Laut der Werbung verleiht der Energy Drink „Red Bull“ Flügel. Doch nach Angaben der Verbraucherorganisation Foodwatch können die stark koffeinhaltigen Getränke auch schwere körperliche Beschwerden wie Herz-Rhythmus-Störungen, Krampfanfälle oder Nierenversagen auslösen. Daher fordert Foodwatch ein Verbot von sogenannten Energy Shots – kleine Fläschchen mit einem sehr konzentrierten Anteil an leistungssteigernden Substanzen wie Koffein oder Taurin.
Zu viel Koffein und Taurin
Auf den ersten Blick wirken die Shots harmlos. „Hilft, die Leistungsfähigkeit zu verbessern“, steht darauf. Doch der Inhalt hat es in sich: In der 60-Milliliter-Portion befinden sich bei Red Bull 80 Milligramm Koffein und 1000 Milligramm Taurin. Dies überschreitet aber um gut ein Vierfaches die Höchstgrenze von 320 Milligramm Koffein und 4000 Milligramm Taurin je Liter, die die deutsche Lebensmittelverordnung vorgibt. Der Trick: Die Hersteller kennzeichnen die kleinen Shots als „Nahrungsergänzungsmittel“. Das geht bei 250-Milliliter-Dosen mit Energy Drinks nicht. Sie enthalten genauso viel Koffein und Taurin wie die Shots und überschreiten so nicht die Höchstgrenzen pro Liter.
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Die hoch dosierten Shots können aber laut Foodwatch zu einer körperlichen Schockreaktion führen. In den USA sei es bereits zu Todesfällen gekommen, die in Verbindung mit dem Konsum von Shots stehen könnten.
Vor allem „im Zusammenhang mit ausgiebiger sportlicher Betätigung, mit Alkohol sowie bei Risikogruppen“ habe es Probleme gegeben. Dabei sei die Gefahr sehr groß, wenn zu viele Energy Shots getrunken würden. Auch wenn der Hersteller empfehle, nur eine Portion täglich zu trinken, könne eine „Überdosierung“ aufgrund der ungefährlich wirkenden Packung leicht passieren.
„Werbung für Energy Shots muss die Gefahren besser hervorheben“
Das sieht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ähnlich. Bereits 2009 teilte es mit, dass mit einer „nicht bestimmungsgemäßen Verwendung der Energy Shots zu rechnen ist“. Daher empfehle das BfR, das „Inverkehrbringen“ solcher Produkte zu untersagen. Zwar modifizierte das Institut kürzlich die Aussagen und sprach davon, dass es keine Bedenken beim Konsum von einem Shot pro Tag gebe. „Im Grundsatz hat sich an unserer Risikoeinschätzung aber nichts geändert, weil die Gefahr einer Überdosierung besteht“, sagte eine Sprecherin dieser Zeitung.
Auch der Mediziner Thomas Hulisz, Leiter des Adipositas-Zentrums (Zentrum für Fettleibigkeit) in Bochum, weist auf Risiken hin. „Die Koffein-Konzentration ist um ein Fünf- bis Sechsfaches höher als bei einer Tasse Kaffee und kann auch bei gesunden Menschen zu Herz-Rhythmus-Störungen oder einem Kollaps führen“, sagt der Arzt. Er fordert, die Werbung für Shots umzustellen und die Gefahren besser hervorzuheben.
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In einer Stellungnahme verwies Red Bull lediglich darauf, dass der „bestimmungsgemäße Gebrauch“ von Energy Shots laut BfR unbedenklich sei. Die Produktkennzeichnung für Shots entspreche „den gesetzlichen EU-Vorgaben“.
Der Markt für Energy-Drink-Produkte ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen: Laut der Wirtschaftsvereinigung alkoholfreier Getränke wurden 2012 in Deutschland 278 Millionen Liter Energy-Getränke verkauft, der Umsatz betrug knapp 127 Millionen Euro (2011: 254 Millionen Liter, 123,6 Millionen Euro Umsatz). Wie hoch der Anteil der Shots an den Zahlen ist, lasse sich aber nicht aufschlüsseln, hieß es.
Ein sehr profitables Geschäft
Der Branchenführer Red Bull kommt laut Branchenexperten auf einen Marktanteil von rund einem Drittel. Die Eigenmarken des Handels teilen sich 40 Prozent, hinzu kommt eine Reihe von kleineren Herstellern. Im vergangenen Jahr setzte Red Bull nach eigenen Angaben weltweit 4,9 Milliarden Euro um (plus 15,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Der Gewinn lag 2011 bei über 300 Millionen Euro.
Das Geschäft mit Energy Drinks ist sehr profitabel, wie Otto Strecker von dem auf die Lebensmittelwirtschaft spezialisierten Beratungsunternehmen AFC Consulting Group sagt. „Energy Drinks sind im Vergleich zu anderen Getränken deutlich margenstärker.“