Essen. Die Verbraucherorganisation Foodwatch wirft der Lebensmittel-Industrie vor, dass sie vor allem bei Produkten, die beliebt bei Kindern sind, die Verbraucher bewusst täuscht. In einer Abstimmung entscheiden Verbraucher über die dreisteste Werbemasche.

Die Wahl zum Goldenen Windbeutel 2013 ist eröffnet. Ab sofort können die Verbraucher auf www.goldener-windbeutel.de einen Monat lang abstimmen, welches Unternehmen den Preis für die dreisteste Werbemasche des Jahres bei einem Kinderprodukt erhalten soll.

„Kinder sind die Zielscheibe der perfidesten Webestrategien von Lebensmittelherstellern“, sagt Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelwerbung bei der Verbraucherorganisation Foodwatch. „Mit allen Mitteln versuchen die Unternehmen, den Einfluss der Eltern zu umgehen und Kinder für jene Produkte anzufixen, die die höchsten Gewinnmargen versprechen – und das sind nun einmal Süßigkeiten und Snacks.“

Für den Goldenen Windbeutel 2013 hat Foodwatch fünf Produkte nominiert und begründet dies folgendermaßen:

Capri-Sonne wirbt mit Sportlichkeit

1. Capri-Sonne von Wild/SiSi-Werke, nominiert für Schul-Marketing und Sport-Schwindel: Für die Wasser-Zucker-Aroma-Mixtur mit ein bisschen Fruchtsaft setzt Hersteller Wild auf die Nähe zum Sport. Er spricht Kinder bei gesponserten Sport-Events an, vergibt ein eigenes Schwimmabzeichen. Außerdem verbreitet Capri-Sonne Unterrichtsmaterial mit Markenlogo und Lernaufgaben zum Produkt – indirekte Werbung an den Eltern vorbei.

Monster-Backe Knister lockt mit Zuckerspielzeug

2. Monster-Backe Knister von Ehrmann für die Vermarktung überzuckerter Produkte als Spielzeug: Der Hersteller setzt alles daran, überzuckerte Produkte als Spielzeug zu vermarkten. Bei all den Knister-, Blubber- oder Zunge-Färb-Applikationen gerät schnell in Vergessenheit, dass der „Fun- und Action-Joghurt“ mit acht Stück Würfelzucker pro 135-Gramm-Becher ganz einfach eine Süßigkeit ist.

Pom-Bär deklariert Fett als "kindergerecht"

3. Pom-Bär von Funnyfrisch für ein Paradebeispiel scheinheiliger Werbebeschränkungen: Der Hersteller hat sich eine Selbstbeschränkung für „verantwortungsvolles Marketing“ auferlegt, die Werbung an Kinder unter zwölf Jahren grundsätzlich ausschließt. Außer, wenn die Produkte besondere Nährwert-Eigenschaften erfüllen.

Der goldene Windbeutel 2013

2013 hat Foodwatch zum fünften Mal den Goldenen Windbeutel verliehen. In diesem Jahr gesucht: die dreistesten Werbemaschen bei Kinderprodukten. Fast 120.000 Menschen haben sich an der Umfrage beteiligt.
2013 hat Foodwatch zum fünften Mal den Goldenen Windbeutel verliehen. In diesem Jahr gesucht: die dreistesten Werbemaschen bei Kinderprodukten. Fast 120.000 Menschen haben sich an der Umfrage beteiligt. © www.goldener-windbeutel.de
Auf dem wenig rühmlichen 1. Platz: Capri-Sonne. Hersteller Wild verbreitet Unterrichtsmaterial mit Markenlogo, sponsert Sportevents und hat sogar ein eigenes Schwimmabzeichen erfunden. Foodwatch ritisiert, dass Capri-Sonne dabei alles andere als ein sportlich-gesundes Getränk für Kinder ist: Ein Folienbeutel der Sorte Orange zum Beispiel enthält sechseinhalb Stück Würfelzucker und damit mehr als Fanta Orange. Ergebnis des Votings: 42,6 Prozent.
Auf dem wenig rühmlichen 1. Platz: Capri-Sonne. Hersteller Wild verbreitet Unterrichtsmaterial mit Markenlogo, sponsert Sportevents und hat sogar ein eigenes Schwimmabzeichen erfunden. Foodwatch ritisiert, dass Capri-Sonne dabei alles andere als ein sportlich-gesundes Getränk für Kinder ist: Ein Folienbeutel der Sorte Orange zum Beispiel enthält sechseinhalb Stück Würfelzucker und damit mehr als Fanta Orange. Ergebnis des Votings: 42,6 Prozent. © www.goldener-windbeutel.de
Platz 2: Dr. Oetkers Paula-Pudding. “Digitalen Kinderfang” wirft Foodwatch dem Hersteller vor, weil der mit umfassendem Material von Klingeltönen über eine iPhone-App bis hin zu Online-Spielen auf Kinder zugeht. Bei der Online-„Flecken-Jagd“ etwa gibt es Punkte für jeden eingesammelten Paula-Pudding – dabei würden Kinder bereits doppelt so viele Süßigkeiten verzehren wie von Ernährungsexperten empfohlen. Voting-Ergebnis: 21,9 Prozent.
Platz 2: Dr. Oetkers Paula-Pudding. “Digitalen Kinderfang” wirft Foodwatch dem Hersteller vor, weil der mit umfassendem Material von Klingeltönen über eine iPhone-App bis hin zu Online-Spielen auf Kinder zugeht. Bei der Online-„Flecken-Jagd“ etwa gibt es Punkte für jeden eingesammelten Paula-Pudding – dabei würden Kinder bereits doppelt so viele Süßigkeiten verzehren wie von Ernährungsexperten empfohlen. Voting-Ergebnis: 21,9 Prozent. © www.goldener-windbeutel.de
Platz 3: Die Kosmostars von Nestlé. Aus Sicht des Herstellers ein „vollwertiger Start in den Tag“ – nicht zuletzt durch die „Vollkorngarantie“. Für Foodwatch vor allem eine Zuckerbombe. Die Verbraucherorganisation kritisiert, Nestlé rechne den Zuckergehalt mithilfe von Tricksereien bei den Portionsgrößen klein. Auch nach einem Zuckerreduktionsprogramm enthielten die Flocken mit 25 Prozent Zucker immer noch mehr als zum Beispiel Butterkekse. Voting-Ergebnis: 20,6 Prozent.
Platz 3: Die Kosmostars von Nestlé. Aus Sicht des Herstellers ein „vollwertiger Start in den Tag“ – nicht zuletzt durch die „Vollkorngarantie“. Für Foodwatch vor allem eine Zuckerbombe. Die Verbraucherorganisation kritisiert, Nestlé rechne den Zuckergehalt mithilfe von Tricksereien bei den Portionsgrößen klein. Auch nach einem Zuckerreduktionsprogramm enthielten die Flocken mit 25 Prozent Zucker immer noch mehr als zum Beispiel Butterkekse. Voting-Ergebnis: 20,6 Prozent. © www.goldener-windbeutel.de
Platz 4: Monsterbacke Knister von Ehrmann. Die „kunterbunten Knisterkristalle“ in dem„Fun- und Action-Joghurt“ prickeln und zischen beim Essen. Auch Zungenfärber- und Blubber-Varianten sind auf dem Markt. Foodwatch kritisiert, dass hier eine Zuckerbombe als Spielzeuggegen Langeweile vermarktet wird – denn in einem Becher stecken umgerechnet rund acht Stück Würfelzucker. Voting-Ergebnis: 9,7 Prozent.
Platz 4: Monsterbacke Knister von Ehrmann. Die „kunterbunten Knisterkristalle“ in dem„Fun- und Action-Joghurt“ prickeln und zischen beim Essen. Auch Zungenfärber- und Blubber-Varianten sind auf dem Markt. Foodwatch kritisiert, dass hier eine Zuckerbombe als Spielzeuggegen Langeweile vermarktet wird – denn in einem Becher stecken umgerechnet rund acht Stück Würfelzucker. Voting-Ergebnis: 9,7 Prozent. © www.goldener-windbeutel.de
Platz 5: Pom-Bär von Funnyfrisch, laut foodwatch ein Paradebeispiel für unwirksame Selbstverpflichtungen: Offiziell richtet Funnyfrisch keine Werbung für ungesunde Lebensmittelan Kinder. Pom-Bär (Original) enthält im Vergleich zu Pommes Frites von McDonald’s viel mehr Salz und doppelt so viel Fett – dennoch wirbt Funnyfrisch für das Produkt. Wie das geht? Um die Selbstverpflichtung zu umgehen, habe der Hersteller die Kartoffelchips-Variante kurzerhand zum „kindgerechten“ Snack deklariert, so Foodwatch. Voting-Ergebnis: 5,2 Prozent.
Platz 5: Pom-Bär von Funnyfrisch, laut foodwatch ein Paradebeispiel für unwirksame Selbstverpflichtungen: Offiziell richtet Funnyfrisch keine Werbung für ungesunde Lebensmittelan Kinder. Pom-Bär (Original) enthält im Vergleich zu Pommes Frites von McDonald’s viel mehr Salz und doppelt so viel Fett – dennoch wirbt Funnyfrisch für das Produkt. Wie das geht? Um die Selbstverpflichtung zu umgehen, habe der Hersteller die Kartoffelchips-Variante kurzerhand zum „kindgerechten“ Snack deklariert, so Foodwatch. Voting-Ergebnis: 5,2 Prozent. © www.goldener-windbeutel.de
Die bisherigen Gewinner des Goldenen Windbeutels.
Die bisherigen Gewinner des Goldenen Windbeutels. © www.goldener-windbeutel.de
Die Gewinner des Jahres 2012.
Die Gewinner des Jahres 2012. © www.goldener-windbeutel.de
Die Gewinner des Jahres 2011.
Die Gewinner des Jahres 2011. © www.goldener-windbeutel.de
Die Gewinner des Jahres 2010.
Die Gewinner des Jahres 2010. © www.goldener-windbeutel.de
Die Gewinner des Jahres 2009.
Die Gewinner des Jahres 2009. © www.goldener-windbeutel.de
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Diese Hürde überspringt nach funnyfrischs kreativer Definition aber selbst der fettig-salzige Pom-Bär-Snack (2,5 Prozent Salz, 28 Prozent Fett – und damit mehr als fünf Mal so salzig und doppelt so fettig wie Pommes frites von McDonald’s). Der wird mal eben als „kindgerecht“ umgedeutet – und kräftig weiter direkt an Kinder beworben.

Nestlé Kosmostars "Vollkorngarantie" im Visier

4. Nestlé Kosmostars für Zucker-Kleinrechen-Tricks: laut Nestlé ein „vollwertiger Start in den Tag“ mit „Vollkorngarantie“ – in Wahrheit schlicht eine Süßigkeit. „Weniger als neun Gramm Zucker pro Portion“ wirbt Nestlé für seine Kinder-Frühstücksflocken – rechnet die „Portion“ aber auf gerade einmal 30 Gramm klein. Tatsächlich stecken 25 Prozent Zucker in den Kosmostars, mehr zum Beispiel als in Butterkeksen. Das stolz verkündete Zuckerreduktionsprogramm brachte nur eine Verbesserung von sehr viel zu viel auf viel zu viel.

Paula wirbt mit Internetspiel

5. Paula von Dr. Oetker für digitalen Kinderfang: Für den „Kuhflecken“-Pudding (mit 13 Prozent Zucker – mehr als in Dr. Oetkers Schokopudding) schlägt der Hersteller eine wahre Materialschlacht von Klingeltönen über eine iPhone-App bis Online-Karaoke zum Auswendiglernen des Paula-Kinder-Raps aus dem Werbespot. Höhepunkt: Internetspiele wie die „Flecken-Jagd“, bei der virtuelle Paulas so viele Puddings wie möglich einsammeln sollen. Zur Erinnerung: Kinder essen bereits doppelt so viele Süßigkeiten wie von Ernährungsexperten empfohlen.

Hipp, Ferrero, Zott und Danone haben den Goldenen Windbeutel schon bekommen 

Foodwatch vergibt den Goldenen Windbeutel 2013 bereits zum fünften Mal, in den vergangenen Jahren immer als Negativpreis für die Werbelüge des Jahres. 2012 entfiel eine Mehrheit der fast 130.000 abgegebenen Stimmen auf Hipp. Die vorherigen Preisträger waren Ferrero (2011), Zott (2010) und Danone (2009).

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Mit der Kür der dreistesten Werbemasche bei Kinderprodukten in diesem Jahr möchte Foodwatch das Thema Kinderlebensmittel in den Fokus rücken. Während auf der einen Seite Fehlentwicklungen bei der Kinderernährung, insbesondere grassierendes Übergewicht, beklagt werde, würde die Lebensmittelindustrie nicht zur Verantwortung gezogen.

In einem Marktcheck mit mehr als 1.500 Kinderprodukten hatte Foodwatch 2012 nachgewiesen, dass drei Viertel der gezielt an Kinder vermarkteten Industrieprodukte süße und fettige Snacks sind. Mit Werbung fast ausschließlich für unausgewogene Produkte verstärke die Lebensmittelindustrie diesen Trend – gleichzeitig setzt sie darauf, die Erziehungshoheit der Eltern zu umgehen, indem sie Kinder über Sportvereine, Schulen und Kindergärten oder digitale Medien anspricht. (sat)