Transgender-Gemeinschaft fühlt sich von Bionade-Werbung angegriffen
•
Lesezeit: 2 Minuten
Essen. Was ist ein künstlicher Zusatz, was ein natürlicher Bestandteil? Der neue Werbespot eines Getränkeherstellers spielt mit traditionellen Geschlechter-Bildern. Mitglieder der Transgender-Gemeinschaft sind von der Cola-Kampagne vor den Kopf gestoßen.
Eine junge Frau mit lockigen Haaren, hohen Wangenknochen, Schmuck und reichlich Make-Up verlässt unter großem Applaus die Bühne. In der Maske hinter den Kulissen entfernt sie ihre künstlichen Wimpern, nimmt ihre Ohrringe ab, legt Perücke und Federboa beiseite - und entpuppt sich als Mann. Dazu die Botschaft: "Das Schöne an künstlichen Zusätzen: Man kann sie auch weglassen."
Seit dem 6. Mai läuft die neue Produktkampagne der Bionade GmbH. Geworben wird für eine neue Sorte des Getränks mit Cola-Geschmack. Das soll sich von den Limonaden anderer Hersteller durch das Fehlen künstlicher Zusätze unterscheiden. Der von den Werbestrategen intendierte Gedankengang ist klar: zu Männern gehören Make-Up und verlängerte Fingernägel ebensowenig wie Aromen und Konservierungsstoffe zu Getränken.
Kritische Kommentare bei Facebook
Werbung mit einem Augenzwinkern nennt es der Hersteller. Beleidigend, transphob und diskriminierend nennen es jene, die sich jenseits der vermeintlich normalen Geschlechterrollen bewegen - Transsexuelle, Transvestiten, Cross-Dresser und andere.
Auf der Facebookseite des Unternehmens häufen sich die Beiträge. "Euer Werbespot signalisiert: eine Tunte/Transvestit/Drag Queen ist nicht so schön wie der 'echte' und 'natürliche' Mann dahinter. Nächstes Mal bitte nachdenken", schreibt ein Nutzer. Ein anderer kommentiert, dass der Spot von zwei sozialen Geschlechtern (engl. gender) ausgehe und damit die Lebensweise als Mann oder Frau als natürlich voraussetze. Das sei problematisch, weil damit andere Lebensweisen als unnatürlich abgestempelt würden.
Gelassenheit in der Politik
Der Bundesvorsitzende des Arbeitskreises Lesben und Schwule in der SPD, Ansgar Dittmar, gibt sich gelassen. "Obwohl ich den Werbespot aus eigener Anschauung nicht kenne, sehe ich das eher entspannt. Hier wird mit der Scheinwelt des Theaters gespielt. Es gibt da ganz andere Spots, die mir einfallen würden", sagt er.
Die Sonne aus der Flasche - Trendgetränke im Test
1/8
Zu einer offiziellen Stellungnahme war die Bionade GmbH am Freitag nicht zu erreichen. Auf Facebook ist das Unternehmen um Schadensbegrenzung bemüht: "Wir werten in unserem Spot nicht. Egal ob auf oder hinter der Bühne: Wir fühlen uns in beiden Welten pudelwohl. Wir lieben die Welt so wie sie ist: bunt, offen, und vielfältig, mit in all ihren Facetten. Bei uns darf jeder so sein, wie er möchte."
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.