Berlin. Neun Millionen Beschäftigte könnten von einem gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von 7,50 Euro profitieren. Das ist das Ergebnis einer Verdi-Studie. Der Chef der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten fordert in der Wirtschaftskrise einen Schutzschirm für Niedriglöhner.
Von der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns in Höhe von 7,50 Euro pro Stunde würden laut einer Gewerkschaftsstudie knapp vier Millionen Arbeitnehmer mit einem Vollzeitjob und etwa fünf Millionen Arbeitnehmer profitieren, die geringfügig oder teilzeitbeschäftigt sind. Ein solcher Mindestlohn würde kurzfristig einen Konsumschub auslösen und dadurch bis zu 225.000 zusätzliche Arbeitsplätze in den nächsten zwei Jahren schaffen, schreibt die «Süddeutsche Zeitung» unter Berufung auf das Gutachten im Auftrag der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.
«Das Gutachten beweist, dass ein gesetzlicher Mindestlohn von zunächst 7,50 Euro ein schnell wirkendes Konjunkturprogramm wäre. Nicht nur Banken brauchen einen Schutzschirm in der Krise, sondern auch die Arbeitnehmer und vor allem die Niedriglöhner», sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg, der Zeitung.
Verdi-Chef Frank Bsirske sagte, eine wirksame Bremse gegen Lohndumping hätte auch eine positive Wirkung auf Tarifverhandlungen. «Die Tarifautonomie, die durch Tarifunterbietung, Austritte von Unternehmen aus den Arbeitgeberverbänden und Armutslöhne ausgehöhlt wird, würde so wieder besser funktionieren.»
In dem Gutachten des Brandenburger Instituts Econometrics werde mit einem Mindestlohn von 7,50 Euro gerechnet, der von 2010 an gilt, schreibt die Zeitung. Diese Untergrenze erhöht sich schrittweise auf neun Euro bis Juli 2011. Dann wird simuliert, welche Effekte dies auf den Arbeitsmarkt hätte.
Erhöhte Nachfrage würde demnach Konsumschub auslösen
Das Ergebnis: Durch die deutliche Steigerung würden bis Mitte 2011 etwa neun Millionen Beschäftigte im Niedriglohnsektor einen höheren Verdienst erhalten. Den Konsumschub und prognostizierten Zuwachs an Jobs begründet das Institut mit der erhöhten Nachfrage: «Menschen mit niedrigem Einkommen geben praktisch jeden zusätzlichen Euro vollständig aus. Zum Sparen kommen sie erst gar nicht», zitiert die Zeitung aus dem Gutachten. Mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen dagegen mit einem immensen Verlust von Arbeitsplätzen, sollte ein gesetzlicher Mindestlohn eingeführt werden. (ap)