Frankfurt. Von der Arcandor-Pleite sind rund 75.000 Gläubiger betroffen. Das teilte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg mit. Allerdings sieht er weiterhin gute Chancen für Rettung von Karstadt. Unterdessen besteht noch keine Klarheit über eine Beschäftigungsgesellschaft für die Quelle-Mitarbeiter.

Von der Arcandor-Pleite sind rund 75.000 Gläubiger betroffen. Das sagte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg in einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (»FAZ»). Görgs Sprecher Thomas Schulz hatte bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass der Konzern und seine Tochterunternehmen wie Karstadt oder Quelle nicht nur Lieferanten und Dienstleistern Geld schulde, sondern auch Tausenden von Mitarbeitern.

Auch nach dem überraschend schnellen Aus für das Versandhaus Quelle sieht Görg nach wie vor gute Chancen für eine Rettung der Warenhaustochter Karstadt. «Das Geschäft ist positiv und liegt über Plan», sagte er der «FAZ». Bei Quelle habe die verzögerte Auslieferung des Herbst/Winter-Katalogs dagegen dazu geführt, dass viele Kunden weggeblieben seien. «Deswegen darf man beides nicht in einen Topf werfen», meinte Görg. Er halte nach wie vor an dem Ziel fest, die mehr als 100 Karstadt-Häuser als Ganzes abzugeben.

Kein Geld für Beschäftigungsgesellschaft

Der Insolvenzverwalter betonte, es gebe Interessenten aus dem In- und Ausland. Er wolle die Eckpunkte seines Sanierungskonzeptes auf der Gläubigerversammlung im November vorstellen. «Ich hoffe, dass die Gläubiger zustimmen, damit wir dann noch vor Weihnachten Klarheit über das Insolvenzplanverfahren haben. Dann kann auch der förmliche Verkaufsprozess beginnen», meinte Görg.

Unklar ist unterdessen weiterhin die Zukunft der von Arbeitslosigkeit bedrohten 7.000 Quelle-Mitarbeiter. Der Insolvenzverwalter könne nur für einen kleinen Teil der Betroffenen das notwendige Geld für die Unterbringung in einer Beschäftigungsgesellschaft aufbringen, sagte Schulz. Hoffnung setze das Unternehmen aber auf ein Gespräch mit der bayerischen Landesregierung zu diesem Thema am (heutigen) Montag.

Osteuropäische Versandtöchter liefern weniger aus

Den osteuropäischen Tochtergesellschaften der insolventen Primondo-Gruppe droht unterdessen nach Informationen der Tageszeitung «Die Welt» offenbar schon bald der Kollaps. Wie das Blatt unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person schreibt, sind die Gesellschaften, zu denen auch Quelle Österreich gehört, nur noch eingeschränkt lieferfähig. In manchen Bereichen könne gerade noch eine von drei Bestellungen ausgeführt werden, weil die Lager nicht mehr ausreichend mit Waren gefüllt seien, hieß es.

«Es drohen zahlreiche Folgeinsolvenzen, wenn die Quelle-Auslandstöchter nicht bis spätestens Mitte November einen Investoren finden, der neue Ware bestellen und auch bezahlen kann», zitierte die «Welt» die mit der Sache vertraute Person.

Der Sprecher des Insolvenzverwalter bestätigte der AP, dass die Lieferquote gesunken sei. Doch sei dies nur in einem Ausmaß erfolgt, dass nach Angaben von Experten im Versandhandel «noch darstellbar» sei. (ap)