Nürnberg. Nach der Pleite für das Versandhaus Quelle haben am Montag die ersten 800 der entlassenen Mitarbeiter für einen Ansturm in der Nürnberger Arbeitsagentur gesorgt. Die Behörde erwartet rund 4000 Arbeitslosen-Anträge binnen einer Woche.

Eine Woche nach dem endgültigen Aus für Quelle ist die größte Entlassungswelle in der Geschichte der Bundesrepublik angelaufen. Bereits am Montag hätten sich bei der Arbeitsagentur in Nürnberg rund 800 arbeitslose Versandhaus-Mitarbeiter gemeldet, sagte der Chef der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit (BA), Rainer Bomba. Bis zum kommenden Wochenende würden die Arbeitslosenmeldungen von rund 4.000 Quelle-Mitarbeitern erwartet.

Arbeitsagentur richtet Außenstelle in Quelle-Zentrale ein

Ein so großer Ansturm sei bisher einzigartig. Die Arbeitsagentur hat deshalb zur schnelleren Bearbeitung der Anträge eigens eine Außenstelle mit 150 Mitarbeitern im Quelle-Versandzentrum in Nürnberg eingerichtet. Sie soll zunächst eine Woche aufrecht erhalten werden. «Unser Ziel ist, den Quelle-Mitarbeitern schnell und pragmatisch Hilfe zukommen zu lassen», sagte Bomba. Für Nachzügler seien auch noch in der kommenden Woche Berater vor Ort. «Das Problem ist, dass Quelle mit den Kündigungen etwas hinterherhinkt», sagte Bomba.

Seit der Nachricht vom Aus des 82 Jahre alten Traditionskonzerns würden Unternehmen in der Region fast täglich Jobangebote einreichen. «Das reicht von der einfachen Tätigkeit bis hin zur Spitzenposition», sagte der Oberbürgermeister der Stadt Fürth, Thomas Jung. Erst am Wochenende seien wieder 110 Stellenangebote eingetroffen.

Auch Vorschläge zur Weiterführung des Versandhauses würden eingereicht, berichtete Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly. Darunter seien zwar Glücksritter, aber auch durchaus ernstzunehmende Ideen. Diese sollen auf ihre Umsetzung geprüft werden.

Psychologische Krisenambulanz gefragt

Parallel zur Arbeitsagentur lief am Montag auch eine Wohnungs- und Wohnungsgeldbetreuung sowie die psychologische Krisenambulanz im Quelle-Versandzentrum an. Für viele sei Quelle der Lebensinhalt gewesen, sagte Maly. Diese Menschen bräuchten jetzt eine Anlaufstelle.

Die Arbeitsvermittler vor Ort händigen den Quelle-Mitarbeitern die Anträge auf Arbeitslosengeld aus und helfen dabei, sie richtig auszufüllen. Die Menschen seien für dieses Angebot dankbar, berichtete Arbeitsvermittlerin Ceylan Serin. «Ich fühle mich hier aufgehobener als in einer anderen Agentur», lobte die 50 Jahre alte Edith Haberzettl die Arbeitsvermittler. 21 Jahre habe sie im Versandhaus gearbeitet. Nun hoffe sie auf nützliche Infos, wie es für sie weitergehen könne. Haberzettl setzt aber auch auf Eigeninitiative. «Ich habe letzte Woche schon meine erste Bewerbung rausgeschickt», berichtete sie. (ap)