Essen. Der ehemalige Arcandor-Chef Thomas Middelhoff hat nach Medienberichten jede Verantwortung für die Insolvenz des Essener Handelskonzerns zurückgewiesen. Zudem wehrte er sich gegen Vorwürfe wegen seiner Beteiligung an einem Fonds mit Karstadt-Immobilien.
Er habe sich nichts vorzuwerfen, sagte der 56-Jährige der "Bild am Sonntag". Im Gegenteil: „Viele Stimmen sagen, ohne mich wäre schon 2004 Schluss gewesen.” Dass es dem Unternehmen nun so schlecht gehe, hänge mit der Finanzkrise zusammen.
Anteile schon vor Jahren gekauft
Im Zusammenhang mit der Kritik an seinen Anteilen an einem Immobilienfonds, der zum Teil happige Mieten von Karstadt-Filialen kassiert, sagte Middelhoff, er habe diese Anteile Jahre vor seiner Tätigkeit bei Karstadt-Quelle gezeichnet. Dies habe er dem Aufsichtsrat mitgeteilt und auch bei der Hauptversammlung 2005 aufgeführt, ohne dass es Anstoß gegeben habe. Dem widerspricht Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. „Das Thema wurde immer kontrovers auf Hauptversammlungen diskutiert.” Es sei nicht vertretbar, auf der einen Seite als Chef die Höhe der Mieten zu verhandeln, auf der anderen Seite aber von überzogenen Mieten zu profitieren. Sauberer wäre gewesen, wenn Middelhoff sich von seinen Anteilen getrennt hätte.
Das Geschäft vernachlässigt
Tüngler bestätigt, dass Arcandor ohne Middelhoff wohl tatsächlich 2004 zusammengebrochen wöre. Doch: "Damit hat er die Insolvenz nur hinausgezögert." Middelhoff habe vor allem das operative Geschäft des Handelkonzerns vernachlässigt, also beispielsweise die Sortimentsauswahl in den Kartstadt-Häusern nicht den Bedürfnissen der Kunden angepasst. Dies habe zur Verschärfung der Krise beisgetragen.
Laut einem Bericht des„Tagesspiegels” sollen auch die beiden Hauptaktionäre von Arcandor an dem Immobilienfonds beteiligt gewesen sein: Madeleine Schickedanz mit einem Drittel sowie die Bank Sal. Oppenheim, bei der persönlich haftende Gesellschafter Anteile an mindestens zwei Karstadt-Immobilien hielten.