Berlin. Der frühere KarstadtQuelle/Arcandor-Chef Middelhoff hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. Viele Stimmen sagten, ohne ihn wäre schon 2004 mit Karstadt Schluss gewesen, sagte Middelhoff der Zeitung "Bild am Sonntag". Er habe Karstadt "kurz vor Toreschluss gerettet".
Der frühere KarstadtQuelle/Arcandor-Chef Middelhoff hat die gegen ihn im Zusammenhang mit der Insolvenz des Konzerns erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. Viele Stimmen sagten, ohne ihn wäre schon 2004 Schluss gewesen, sagte Middelhoff der Zeitung »Bild am Sonntag«. Er habe Karstadt «kurz vor Toresschluss gerettet». Middelhoff, gegen den die Staatsanwaltschaft Essen wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, fügte wörtlich hinzu: «Ich bin überzeugt davon, dass wir seit 2004 die richtigen Entscheidungen getroffen haben.» Arcandor sei dann das Opfer der Finanzmarktkrise geworden.
Guttenberg: "Plausibel ist das vieles nicht"
Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat am Sonntag die Unternehmensstruktur sowie einzelne Entscheidungen des inzwischen insolventen Handelskonzerns Arcandor scharf kritisiert. «Plausibel ist da vieles nicht», sagte er der «Bild am Sonntag». In diesem Zusammenhang verteidigte er, dass nun «die persönliche Verantwortung Einzelner überprüft« werde.
»Wir haben in den zurückliegenden Wochen beim Blick auf die erstaunlichen Konstruktionen bei Arcandor immer mal wieder die Augenbrauen hochgezogen«, sagte Guttenberg weiter. Es habe offenbar Unternehmensentscheidungen gegeben, »die man nicht als zielgerichtet und erfolgsorientiert bezeichnen kann«. Dies hätten zwar die Mitarbeiter nicht zu verantworten, andererseits könnten dafür aber auch nicht die Steuerzahler herangezogen werden.
"2004 die richtigen Entscheidungen getroffen"
Middelhoff verwies in der »Bild am Sonntag« darauf, dass «viele Stimmen sagen, ohne mich wäre schon 2004 Schluss gewesen«. Er sei überzeugt, »dass wir seit 2004 die richtigen Entscheidungen getroffen haben». Mit Unverständnis reagierte er auf die Weigerung, Arcandor Unterstützung aus dem Deutschlandfonds zu gewähren. Das Unternehmen sei das Opfer der Finanzmarktkrise geworden, sagte er.
Mit Blick auf den umstrittenen Immobilien-Deal erklärte Middelhoff, zusammen mit seiner Frau Anteile an dem Fonds erworben zu haben, der Mieten von Karstadt-Filialen bekommt. Allerdings seien von den damals etwa 200 Karstadt-Häusern 2000/2001 lediglich fünf Filialen an den Immobilienentwickler Esch veräußert worden. An dem geschlossenen Immobilienfonds hätten sie «einen niedrigen einstelligen Prozentsatz» gezeichnet. Dies habe sich allerdings «Jahre, bevor ich gebeten wurde, in einer Notsituation die Führung von KarstadtQuelle zu übernehmen», ereignet. Da ein Teil der Verträge jedoch nie unterzeichnet worden sei, habe Karstadt aus dem Deal nur ein Viertel der offenbar diskutierten 100 Millionen Euro erhalten.
Laut einem Vorabbericht des Berliner »Tagesspiegel" (Montagausgabe) profitierten von den Mietzahlungen mit Matthias Graf von Krockow auch der Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter von Sal. Oppenheim sowie Arcandor-Hauptaktionärin Madeleine Schickedanz, die zu einem Drittel an der Oppenheim-Esch-Managementgesellschaft beteiligt ist.
Mit Blick auf den in der Konzernsparte Primondo untergebrachten Versandhändler Quelle betonte Guttenberg, dass über Staatshilfen ausschließlich aus rein sachlichen Gründen entschieden werde. Der Bürgschaftsausschuss entscheide «nicht nach politischen oder isoliert regionalen Kriterien». Bis Mitte der Woche werde über den Quelle-Antrag befunden. Bayern und Sachsen hatten bereits erklärt den 50-prozentigen Landesanteil an der 50 Millionen Euro schweren Hilfe tragen zu wollen.
Metro-Chef: Warenhaus AG wäre "für Belegschaft ideal"
Derweil hat Metro-Chef Cordes im «Spiegel» die von ihm favorisierte Fusion von Karstadt und der Metro-Tochter Kaufhof zu einer Deutschen Warenhaus AG als «ordnungspolitisch sinnvoll und vor allem für die Belegschaften ideal» bezeichnet. Allerdings werde sie umso schwieriger, «je länger der Schwebezustand dauert» und womöglich noch Hedgefonds die abgestoßenen Anteile des Arcandor-Großaktionärs von Sal. Oppenheim übernähmen.
«Wenn Karstadt erst mal anfängt zu erodieren, können wir keine Wiederbelebungsversuche mehr starten», warnte er. Dann würden «selbst wir uns nicht mehr zutrauen, das Geschäft noch zu drehen». Er bezeichnete das Metro-Angebot als «letzte Chance für eine große Lösung». (ddp)