Ruhrgebiet. Der RVR will Berufspendler aus dem Auto locken. Erklärtes Ziel: Ein Viertel soll künftig mit dem Rad oder dem E-Bike zur Arbeit fahren.

Eines der modernsten Verkehrsmittel ist zugleich eines der ältesten: Das Fahrrad steht im Fokus der Stadtplaner. Das erklärte Ziel des Regionalverbands Ruhr (RVR): Ein Viertel der Berufspendler sollen mit dem Rad oder E-Bike zur Arbeit fahren. Freilich liegt dies in weiter Ferne. „Das schafft man nur mit Asphalt und Superverbindungen“, sagt Planer Harald Spiering. Sie arbeiten daran.

Wie sehen die Radwege der Zukunft aus?

Man muss unterscheiden zwischen den Radschnellwegen, den überregionalen Trassen und den städtischen Radwegen. Die beiden geplanten Radschnellwege werden vier Meter breit sein, asphaltiert, beleuchtet und mit Räumdienst im Winter. Daneben gibt es stets noch einen Gehweg von rund 2,5 Metern Breite. Wer „erfahren“ will, wie sich der Radschnellweg zwischen Duisburg und Unna anfühlen wird, kann heute schon die Modellstrecke vom Mülheimer Hauptbahnhof bis zur Essener Stadtgrenze befahren.

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Aber auch bei den anderen überregionalen Verbindungen setzt sich nun Asphalt als Standard durch, erklärt RVR-Umweltdezernentin Nina Frense. „Und wenn ein Standard mal gesetzt ist, will man ihn durchgehend haben.“ Einige Städte fragten bereits von sich aus an, ob sie nicht auch Asphalt bekommen könnten. Das Problem, neue Radwege in einer Stadt zu schaffen, bleibt. „Der Mut, mal von einer vierspurigen Straße eine Spur für die Fahrräder wegzunehmen, der fehlt noch“, sagt Spiering.

Welche Radwege entstehen in den kommenden Jahren?

Die Allee des Wandels verbindet Zechenstandorte im Norden und wird in den nächsten fünf Jahren von Westerholt fortgeführt bis Gelsenkirchen-Hassel. Zusammenfassend könne man sagen, erklärt RVR-Planer Heinrich Jolk: „In Ost-West-Ausrichtung sind fast alle Strecken da, weil so die Flusstäler verlaufen. In der Nord-Süd-Achse fehlt noch viel.“

Es geht um Lückenschlüsse, vor allem an den anspruchsvollen Stellen. „Vor 20 Jahren hätten wir nicht im Traum daran gedacht, solche Brücken und Tunnel zu bauen“, sagt Planer Christoph Haep „Da wäre es zu Protesten gekommen.“ So soll der Dortmunder Gartenstadt-Radweg verlängert werden, auf dass „eine 17 Kilometer lange Top-Verbindung zwischen dem Phoenixsee und dem Seepark Lünen entsteht“. Der Springorum-Radweg in Bochum verbindet den künftigen Radschnellweg Ruhr mit dem Ruhrtal-Radweg. Auch die Lohberg-Trasse in Dinslaken und die König-Ludwig-Trasse zwischen Herne und Oer-Erkenschwick sind solche vertikalen Verbindungen. Von hohem Freizeitwert wird auch der Bogen „Von Ruhr zur Ruhr“ sein, wenn er bald fertiggestellt ist. Hier können Radler hinüberwechseln ins Tal der Wupper.

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Wie soll der Nord-West-Radschnellweg aussehen?

Während an der horizontalen Achse schon gebaut wird, muss der Streckenverlauf zwischen Essen und Gladbeck noch ausdiskutiert werden. Die Planer favorisieren die Bananen-Variante, also einen „Bogen für Bottrop“. Der macht die Strecke zwar um zwei bis drei Kilometer länger, schätzt Projektleiter Thomas Pott. Doch er schließt eine ganze Stadt an und ermöglicht es, weit mehr Menschen umweltfreundlich zur Uni oder zur Arbeit zu kommen. Die Machbarkeitsstudie veranschlagt für die 17 Kilometer lange Strecke eine Fahrtzeit von 53 Minuten. Kostenpunkt: rund 39 Millionen Euro oder 2,3 Millionen Euro pro Kilometer. Drei Brücken müssen neu gebaut werden.

Welche Revier-Städte haben die besten Radler-Bedingungen?

Nach der Fahrradklima-Umfrage des Fahrradclubs ADFC hat Bochum in der Kategorie der großen Städte am stärksten aufgeholt.Die Uni-Stadt hat sich von Rang 39 auf 23 verbessert. Die beste Bewertung im Revier bekommt Oberhausen (Platz 10). Es folgen Gelsenkirchen (19), Dortmund (26), Duisburg (27) und Essen (29). Zum Vergleich: Gut schneiden Münster, Karlsruhe und Freiburg ab (1 bis 3), sehr schlecht dagegen Köln und Mönchengladbach (37 und 38). Bei den mittleren Städten steht Hagen auf dem letzten Platz, bei den kleineren Velbert.

Wie attraktiv ist das Fahrrad für den Arbeitsweg?

Die Serie im Überblick

In ganz NRW nutzen 8,2 Prozent der Berufspendler (in Zahlen 549 000) das Rad für den Arbeitsweg, das Ruhrgebiet wirkt nach den Daten des Statistischen Landesamtes abgehängt. In Duisburg sind es immerhin noch 5,3 Prozent, in Dortmund noch 3,7 und in Essen nur schlappe 2,6 Prozent. Allein der in Teilen münsterländisch geprägte Kreis Recklinghausen kommt auf 7,3 Prozent. Die Werte stagnieren seit Jahren. Zum Vergleich, die Landeshauptstadt Düsseldorf liegt bei 10,6 % Prozent. Ist es also eine Utopie, den Anteil der Radpendler auf 25 Prozent steigern zu wollen? Man vergisst leicht, dass sich das Ruhrgebiet schon oft extrem wandeln musste. „Die B 224 bei Gladbeck war mal ein Radweg“, sagt Harald Planer Spiering. Lang ist es her, aber bevor das Auto sich durchsetzte, mussten die Bergmänner auch irgendwie zur Arbeit kommen.

Wie orientiert man sich am besten?

Mit dem „Radrevier.Ruhr“ (das ist auch die Internetadresse) haben die Radwege eine neue Dachmarke bekommen, unter der künftig alles gebündelt wird. Verbunden damit ist ein neuer Tourenplaner für das Ruhrgebiet – auch als App. Auch das neue Orientierungssystem mit 300 Knotenpunkten nach holländischem Vorbild ist hier integriert. Man merkt sich nur die Nummern der Radwege, die sind entsprechend ausgeschildert.

Die oben in der Karte dargestellten Routen können Sie an dieser Stelle (direkt unterhalb des Artikels im Bereich Downloads) herunterladen, um die Strecke auf ihr Rad-Navi zu laden und abzufahren. Bis auf den noch nicht realisierten Radschnellweg RS1 haben wir die GPX-Dateien in ein zip-Archiv gepackt. Dieses können sie auf ihren Rechner laden und entpacken: