Osnabrück. Gibt es doch noch Hoffnung für den insolventen Autobauer Karmann? Dieser steht offenbar unmittelbar vor der Übernahme durch den Volkswagen-Konzern. Ein Sprecher der Karmann-Gesellschafter bestätigte entsprechende Verhandlungen.

Der insolvente Osnabrücker Autobauers Karmann steht offenbar unmittelbar vor der Übernahme durch den Volkswagen-Konzern. Ein Sprecher der Karmann-Gesellschafter bestätigte am Samstag der Onlineausgabe der «Neuen Osnabrücker Zeitung» entsprechende Verhandlungen. Diese Gespräche würden schon «seit geraumer Zeit» geführt. Es gehe dabei «um größere Teilbereiche des Osnabrücker Werksgeländes». Am ehemaligen Karmann-Standort in Rheine bestehe kein Interesse, sagte der Sprecher.

Strittig ist den Informationen des Onlineportals zufolge aber offensichtlich der Kaufpreis. Informationen aus gut informierten Kreisen zufolge forderten die Karmann-Gesellschafter rund 65 Millionen Euro. Volkswagen sei aber nur bereit, einen «niedrigen zweistelligen Millionenbetrag» zu zahlen.

Laut dem Bericht bestehen die Gesellschafter offensichtlich auch deshalb auf einem höheren Preis, weil von der einst über 100 Millionen Euro teuren Lackierstraße rund 24 Millionen Euro noch nicht abbezahlt sind.

Zu Zugeständnissen bereit

Andere Autohersteller sind offenbar bereit, ihre Rechnungen bei Karmann zügig zu begleichen. Karmann droht ohne frisches Geld schon am 1. November die endgültige Schließung. Dann würden die verbliebenen 1600 Beschäftigten ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Entlassung der Hälfte von ihnen ist ohnehin geplant.

Nach Informationen der «Neuen Osnabrücker Zeitung» hat zumindest BMW zwischenzeitlich offene Rechnungen bezahlt. Der Stuttgarter Autobauer Daimler wolle mit Karmann am Montag über eine «Gesamtlösung» sprechen. Ob das ausreicht, das kriselnde Unternehmen über den 1. November hinaus zu retten, sei unklar. Daimler schulde Karmann einen zweistelligen Millionenbetrag. Aus Branchenkreisen heißt es, Daimler halte das Geld wegen möglicher Schadenersatzansprüche gegen Karmann zurück.

Normalerweise hätte Karmann Geld zurücklegen müssen, um im Fall von fehlerhaft produzierten Autos Schadenersatz an den Vertragspartner Daimler leisten zu können. In der Branche sei das so üblich. Möglicherweise war das aber Karmann aufgrund der Insolvenz nicht möglich. Daraufhin habe offensichtlich Daimler das Geld vorsorglich von der Auftragssumme abgezogen und als Sicherheit zurückbehalten.

Beschäftigte treten in kurzen Streik

Am Freitag war es kurzzeitig zu Arbeitsniederlegungen bei Karmann gekommen. Das Insolvenzteam sicherte den Beschäftigten daraufhin zu, die erst für November fälligen Oktober-Löhne schon in der nächsten Woche zu zahlen. Dann sollen auch die Beschäftigten informiert werden, ob das Unternehmen nach dem 1. November weiterbestehen wird. Zuvor war über eine drohende Schließung von Karmann zum 1. November berichtet worden. Der Sprecher des Insolvenzverwalters bewertete die finanzielle Situation des Unternehmens zwar als ernst, es gebe jedoch keinen Stichtag, betonte er. (ddp)