Frankfurt/Main. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann bleibt hartnäckig. Er hält trotz massiver Politikerschelte am Renditeziel von 25 Prozent fest. Das Geldinstitut gehe dabei keine übermäßigen Risiken ein, beteuert er.
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat das umstrittene Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent verteidigt. Auf der Hauptversammlung sagte Ackermann am Dienstag: «Diese Rendite erreichen wir nicht, wie manche behaupten, weil wir übermäßige Risiken eingehen.» Sie werde erzielt, «weil wir ein überzeugendes Geschäftsmodell und eine starke Marktposition haben». Auf dem mit Spannung erwarteten Aktionärstreffen stellte sich zudem der Aufsichtsrat hinter den zuletzt heftig kritisierten Gremiumsvorsitzenden Clemens Börsig.
In seiner Rede betonte Ackermann, es sollte ein Grund zur Freude sein, wenn der Branchenprimus in Zeiten der Krise Gewinn erwirtschafte und so auch Arbeitsplätze sichere. «Für die Deutsche Bank, als der größten Bank Deutschlands, der größten Volkswirtschaft Europas und einer der größten der Welt, sollte es selbstverständliche sein, zu dieser Weltspitze zu gehören», betonte der 61-jährige Manager. Ackermann räumte erneut ein, dass Banken zum Teil schwere Fehler gemacht hätten. Doch auch andere Akteure müssten sich ihrer Verantwortung stellen.
Ergebnisse "völlig unbefriedigend und enttäuschend"
Die Krise sei auch an der Deutschen Bank nicht spurlos vorübergegangen. Auch wenn die größte deutsche Bank trotz eines Milliarden-Verlusts bislang vergleichsweise glimpflich durch die Turbulenzen gekommen sei, seien die Ergebnisse «völlig unbefriedigend und enttäuschend». Auch 2009 werde ein schwieriges Jahr, aber erste Anzeichen einer besseren Ertrags- und Gewinnentwicklungen seien erkennbar. «In vielen Bereichen profitieren wir von der Flucht in die Qualität.» Auch sei er froh, dass die Deutsche Bank nicht um Staatshilfe habe bitten müssen.
Mit Spannung waren Äußerungen zur Diskussion im Aufsichtsrat über die Nachfolge an der Spitze des Instituts erwartet worden. Noch vor Ackermann sprach Tilman Todenhöfer im Namen des Gremiums zu den Aktionären: Demnach hatte Aufsichtsratschef Börsig nicht vor, Ackermanns Nachfolger zu werden. «Dr. Börsig hat deutlich gemacht, dass er in dieser Hinsicht keinerlei Ambitionen hat, sondern Vorsitzender des Aufsichtsrats bleiben möchte.» Nach Medienberichten soll er im April versucht haben, Ackermann zu beerben, und gescheitert sein. Stattdessen bleibt Ackermann, der 2010 eigentlich aufhören wollte, bis 2013 Vorstandschef.
Kritiker warfen Börsig daraufhin vor, einst Finanzvorstand der Bank, vor, mit einem Wechsel an die Spitze des Instituts einen Zick-Zack-Kurs hinzulegen, der der Bank schade. Kritik an Börsig ist nach Worten Todenhöfers aber völlig unbegründet.
Proteste gegen Geschäftspolitik
Man habe die Nachfolge-Entscheidung angesichts einer öffentlichen Diskussion auf April 2009 vorziehen müssen, betonte er. Da Börsig keine eigenen Ziele verfolgt habe, und Ackermann zur Vertragsverlängerung bereit gewesen sei, habe kein Bedarf mehr für eine Alternative bestanden. Das Votum für den Schweizer sei einstimmig gefallen. Außerdem habe es nur eine einzige Abstimmung zu dem Thema gegeben.
Ackermann streifte dieses Thema nur kurz am Ende seiner Rede: Auf Ersuchen des Aufsichtsrats habe er sich bereit erklärt, seine «persönliche Lebensplanung zu ändern und der Bank länger als ursprünglich vorgesehen zu dienen».
Auf dem Aktionärstreffen dürften weitere brisante Themen zur Sprache kommen, so etwa mögliche Verstöße gegen Vorschriften der Konzernsicherheit, die die Bank derzeit prüft.
Vor der Frankfurter Festhalle protestierten Globalisierungskritiker und Umweltschützer gegen die Geschäftspolitik der Deutschen Bank. In Berlin beschmierten zudem selbsternannte «freiwillige Wirtschaftsprüfer/innen» in der Nacht die Fassaden mehrere Bankfilialen mit Farbe. Die Polizei nahm einen 27-Jährigen fest. (ap)