Essen. Überraschend bleibt der Schweizer bis 2013 Chef der Deutschen Bank. Und einmal mehr bringt er die Politik gegen sich auf: Finanzexperten werfen Ackermann vor, nichts aus der Krise gelernt zu haben.

Das blau-glänzende Logo der Deutschen Bank ist zwei Köpfe kleiner als Josef Ackermann. Entspannt posiert Joe, wie er im Unternehmen genannt wird, für die Pressefotografen. Einen Moment lang legt Ackermann lässig seinen linken Arm auf das Markenzeichen, als wolle er demonstrieren: Meine Bank und ich – wir gehören zusammen. Mit etwas bösem Willen indes ließe sich der Auftritt auch als Geste des Besitzanspruchs deuten.

Überraschend bleibt Ackermann drei Jahre länger im Amt als geplant – bis 2013, wenn der Manager das Rentenalter von 65 Jahren erreichen wird. Es habe keinen geeigneten Nachfolger gegeben, hieß es zur Begründung. Auch Ackermann selbst ließ durchblicken, dass er es nachvollziehen könne, wenn man ihn in der derzeitigen Finanzkrise für unabkömmlich halte. Die Vertragsverlängerung habe nicht seiner ursprünglichen Lebensplanung entsprochen, sagte er. „Ich sehe mich aber in der Pflicht und stelle mein persönliches Interesse hinter das Unternehmensinteresse.”

Nie hatte Vorstand solche Machtfülle

Die Schwierigkeit, einen neuen Chef zu küren, hat auch mit Ackermann selbst zu tun. Noch nie genoss ein Vorstand eine solche Machtfülle wie der 61-Jährige. Einen Kronprinzen hat er nicht aufgebaut. Dass Aufsichtsratschef Clemens Börsig, der von Amts wegen für die Besetzung des Vorstands zuständig ist, selbst als Ackermann-Nachfolger gehandelt wurde, illustriert das Führungsproblem.

Innerhalb des Unternehmens gilt Ackermann als Integrationsfigur. Er war es, der oft erfolgreich zwischen den einflussreichen Investment-Managern in London und den Deutsch-Bankern in Frankfurt vermittelte. In der Öffentlichkeit hingegen gilt Ackermann als Polarisierer. Sein Victory-Zeichen beim Prozess um die Millionen-Abfindungen für Mannesmann-Manager prägte das Bild vom gierigen Kapitalisten. Für Empörung sorgte auch, dass Ackermann vor vier Jahren zeitgleich mit einem Milliardengewinn den Abbau tausender Jobs verkündete.

Eigenkapitalrendite von 25 Prozent

„Ein gutes Image aufzubauen braucht sehr lange. Verlieren kann man es mit einer einzigen Handlung”, sagte er später. Unbeirrt allerdings steht Ackermann zum Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent. Als er vor anderthalb Monaten in der Evangelischen Akademie Tutzing zum Thema „Ethik und Wachstum” referierte, verteidigte er die heftig umstrittene Vorgabe. „Wenn wir uns das nicht vorgenommen hätten, würde es die Deutsche Bank heute nicht mehr geben”, sagte Ackermann. Womöglich wäre der Aktienkurs unter Druck geraten und der deutsche Branchenprimus zum Übernahmekandidaten geschrumpft.

Kritiker werfen Ackermann vor, nichts aus der Finanzkrise gelernt zu haben. Die „irrwitzigen Renditevorgaben” seien eine zentrale Ursache für die Bereitschaft, unverantwortliche Risiken einzugehen, schimpfte SPD-Finanzexperte Joachim Poß. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt attestierte Ackermann „die Sprache eines Unbelehrbaren”. Ackermann jedenfalls bleibt sich treu. Es sei „schlichtweg falsch”, einen Zusammenhang zwischen einer hohen Rendite und übermäßigem Risikoappetit zu konstruieren. Die Deutsche Bank habe immer betont, dass sie in der internationalen Liga vorne mitspielen wolle, sagte er und schickte hinterher: „Ich weiß nicht, warum man in Deutschland im Fußball Weltmeister werden will, aber nicht will, dass eine deutsche Bank um den Weltmeistertitel mitspielt.”

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