Frankfurt. Die Deutsche Bank hat im zweiten Quartal in Folge einen Milliardengewinn erzielt, ihr ehrgeiziges Renditeziel aber verfehlt. Angesichts der Wirtschaftskrise befürchtet die Bank aber auch massive Ausfälle von Krediten. Das Institut verdoppelte seine Risikovorsorge für Kreditausfälle.

Die Deutsche Bank hat dank des boomenden Investmentbankings das zweite Quartal in Folge einen Milliardengewinn erzielt, ihr ehrgeiziges Renditeziel aber verfehlt. Der deutsche Branchenprimus teilte am Dienstag in Frankfurt mit, von April bis Juni sei ein Gewinn nach Steuern von 1,1 Milliarden Euro erzielt worden. Das entspricht einem Anstieg von 67 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Vor Steuern habe der Gewinn 1,3 Milliarden Euro betragen, die Erträge lägen bei 7,9 Milliarden.

Ihr häufig als überzogen kritisiertes Ziel einer Eigenkapitalrendite vor Steuern von 25 Prozent verfehlt die Bank mit 16 Prozent aber deutlich im zweiten Quartal. Der Gewinn nach Steuern summiert sich nach dem Milliardenplus aus dem ersten Quartal auf 2,3 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2009 nach 504 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern lag bei 20 Prozent.

Vorstandschef Josef Ackermann sprach von einem sehr zufriedenstellenden Ergebnis. Der Ausblick auf das zweite Halbjahr hänge stark davon ab, wie es mit der globalen Wirtschaftsentwicklung weitergehe. "Auf dieses unsichere Umfeld ist die Deutsche Bank gut vorbereitet."

Kreditrisikovorsorge deutlich gestiegen

Wie schon im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres war das Vorsteuerergebnis vor allem auf das Investmentbanking zurückzuführen. Im Bereich Corporate und Investment Bank kletterte der Gewinn vor Steuern auf 1,009 Milliarden Euro. Die Erträge stiegen um 84 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro und lieferten damit den größten Teil zum Gesamtertrag von 7,9 Milliarden Euro.

Angesichts der Wirtschaftskrise befürchtet die Bank aber auch massive Ausfälle von Krediten. Das Institut verdoppelte seine Risikovorsorge für Kreditausfälle im zweiten Quartal nahezu auf eine Milliarde Euro. Zugleich verteidigte Ackermann sein Institut gegen den Vorwurf, die Banken versorgten Privatkunden und Firmen zurzeit nicht ausreichend mit Krediten. Das Neugeschäft mit Baufinanzierungen für Privatkunden sei in Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten um 50 Prozent gestiegen. Die Kredite für Mittelständler lägen derzeit um drei Milliarden Euro höher als im Herbst 2007.

Stabilere Finanzmärkte, aber weiter schwierige Phase

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Ackermann betonte, die Bank habe die günstigen Bedingungen an den Finanzmärkten genutzt und sei "noch besser für mögliche Herausforderungen in der Zukunft gerüstet". Die Kosten seien gesenkt worden, die Risiken in der Bilanz verringert und die Kapital- und Liquiditätsposition gestärkt worden. Laut Finanzvorstand Stefan Krause hat die Deutsche Bank ihr Engagement bei Derivaten und den als riskant geltenden US-Anleiheversicherungen verringert.

Der Deutsche-Bank-Chef betonte zudem: "Die Bankenbranche und die weltweiten Finanzmärkte haben sich weiter stabilisiert." Steigende Liquidität und weniger stark ausgeprägte Schwankungen an den Finanzmärkten seien "hilfreich für unser Geschäft". In seinem Brief an die Aktionäre schrieb Ackermann aber auch, die Weltwirtschaft befinde sich "nach wie vor in einer schwierigen Phase". Die Unternehmen sähen sich unverändert einer angespannten Lage gegenüber, was unter anderem die gestiegene Zahl der Unternehmensinsolvenzen belege. Gleichzeitig seien die Kreditbedingungen schwierig geblieben. Angesichts dieser unsicheren wirtschaftlichen Lage hätten sich die Privatanleger weiterhin zurückgehalten. (ap/afp)