Essen. Noch immer ist unklar, wie die Zukunft des Handels- und Reisekonzerns Arcandor aussieht. Derzeit sucht Konzernchef Karl-Gerhard Eick offenbar eher erfolglos nach Investoren. Noch diesen Monat will die Führung ein Sanierungskonzept vorlegen.
Was wird denn nun aus Arcandor? Vor zwei Monaten flüchtete sich die Karstadt-Mutter unter Gläubigerschutz. Noch immer wissen die 82 000 Mitarbeiter und tausende Kunden nicht, wie es mit dem Handels- und Reisekonzern weitergeht. In der zweiten Augusthälfte zeigen Konzernchef Karl-Gerhard Eick und der vorläufige Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg auf, wie Arcandor gerettet werden könnte. Nicht ausgeschlossen ist, dass die einstige KarstadtQuelle aufgespalten wird.
Zunächst werden die zwei ein grobes Sanierungskonzept vorstellen. Bis November – also bis zu den Versammlungen der Gläubiger Arcandors, wird der Sanierungsplan erarbeitet. Doch das ist Zukunftsmusik.
Derzeit reist Konzernchef Eick – der seit Juni aufs Gehalt verzichtet – viel, um Investoren für den lange kriselnden Konzern zu suchen. Dafür gibt er sich bis Mitte August Zeit. Erfolge meldete Arcandor bisher nicht. „Eick redet mit mehreren möglichen Interessenten aus dem In- und Ausland”, sagt ein Sprecher lediglich.
Insolvenzverwalter für 40 Unterfirmen
Wenn Eick in der Essener Konzernzentrale ist, sitzen um die Ecke Insolvenzverwalter Görg und sein Kernteam von zwölf Experten. Alle treffen sich mehrmals pro Woche. Görg und seine Leute kommen um neun Uhr und arbeiten bis in die späten Abendstunden; wenn es sein muss, auch am Wochenende.
Denn Görg ist Insolvenzverwalter für etwa 40 Arcandor-Firmen. Für jede muss er ein Gutachten schreiben – und dafür Berge von Akten sammeln sowie sichten: Die Vermögenswerte jeder einzelnen Firma müssen ermittelt werden. Die Experten prüfen, ob überhaupt noch genügend Vermögen da ist. Im Gutachten steht zudem, ob die Gesellschaft Überlebenschancen hat. Die Gutachten werden zum Gericht geschickt, damit dieses wie geplant Anfang September die Arcandor-Insolvenzverfahren eröffnen kann.
Besonders viel Aufmerksamkeit werden die Verfahren zur Warenhaus-Kette Karstadt und dem Versandhändler Quelle auf sich ziehen. Beides sind in Deutschland traditionsreiche Namen.
Allein 28 000 Beschäftigte bei Karstadt
Außerdem stehen zahlreiche Arbeitsplätze auf dem Spiel. In allen insolventen Arcandor-Firmen arbeiten etwa 40 000 Menschen, mit 28 000 mehr als die Hälfte davon bei Karstadt. Zusätzlich hängen tausende Dienstleister und Zulieferer von den Essenern ab: Allein mit Karstadt machen etwa 24 000 Geschäfte.