Essen. Madeleine Schickedanz ist Quelle-Erbin und Miteigentümerin des taumelnden Essener Traditionskonzerns Arcandor. Das schmälert den Geldbeutel der einstigen Milliardärin und heutigen Millionärin - und zwingt Schickedanz unter anderem dazu, auch bei Discountern einzukaufen.

Die Millionärin gilt als öffentlichkeitsscheu – eigentlich. Doch nun gewährt die Arcandor-Miteigentümerin Madeleine Schickedanz Einblicke in ihr Privatleben. Das ist von der Krise des Handels- und Reisekonzerns geprägt.

„Ich spare, wo ich kann”, sagte die 65-Jährige der „Bild am Sonntag” in ihrer Villa im fränkischen Hersbruck. Daneben lebt Schickedanz zeitweise im Schweizer Nobelort St. Moritz. „Wir reduzieren unsere persönlichen Ausgaben – von den Lebensmitteln bis zu Kosmetik und Kleidung”, sagt die Quelle-Erbin.

"Wir kaufen auch beim Discounter"

„Wir leben von 500 bis 600 Euro im Monat. Wir kaufen auch beim Discounter. Gemüse, Obst und Kräuter haben wir im Garten.” Sie und ihr Mann gingen auch seltener aus. Und wenn, dann zum „Italiener um die Ecke”. „Das kostet dann keine 40 Euro”, sagt Schickedanz, die im März laut dem US-Magazin Forbes auf Platz 701 der Liste der reichsten Menschen der Welt lag.

Ihr Arcandor-Engagement ließ Schickedanz „wahnsinnig viel” Geld verlieren. „Mein Karstadt/Quelle-Aktienpaket war in der Spitze drei Milliarden Euro wert. Heute sind es gerade noch 27 Millionen Euro. Auf dem Papier haben wir somit drei Milliarden verloren.” Das sei nicht alles: „Hinzu kommen 170 Millionen Euro Verlust aus meinem Privatvermögen für eine Kapitalerhöhung bei Arcandor im Jahr 2004 und noch zusätzlich ein dreistelliger Millionenbetrag, um das Unternehmen danach zu stabilisieren.”

Seit 2004 "keinen Euro mehr eingenommen"

Ihr Mann Leo Herl, der in Arcandors Aufsichtsrat sitzt, hatte im Juni in einem Interview erzählt, die beiden hätten seit 2004 mit dem Arcandor-Anteil „keinen Euro mehr eingenommen”: „Es gab ja keine Dividenden, wir haben nur zugezahlt”, sagte der 66-Jährige.

Die Tochter des Quelle-Gründers Gustav Schickedanz räumt eine Mitschuld an Arcandors Krise ein: „Ich habe viel zu spät gemerkt, dass ich die Kontrolle verloren hatte. Und ich hätte schon viel früher Themen wie Internet im Versandhandel und die Zukunft und Veränderung der Kaufhäuser angehen müssen.” Die Fehler im Tagesgeschäft verantworte sie nicht, „dafür gab und gibt es ein Management.”

Schickedanz rief Middelhoff

Bei der Besetzung des Managements allerdings mischte Schickedanz mit. 2004 holte sie Ex-Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff an die Spitze des Aufsichtsrats des kriselnden Handelsriesen. Später wechselte der umstrittene Manager auf den Chefsessel, um den Konzern zu sanieren. Er trennte sich unter anderem von milliardenschweren Immobilien und den Modeketten Wehmeyer und SinnLeffers.

Karstadt-Quelle, 2007 in Arcandor umbenannt, half das nichts. Im Juni flüchtete sich das Traditionshaus unter Gläubigerschutz. Jetzt sorgt sich die Millionärin um ihre Altersbezüge. „Wenn die Rettung von Arcandor scheitert und die Banken die Kredite fällig stellen, verliere ich alles – Häuser, Aktien, Beteiligungen an anderen Firmen. Ich bekäme mit meinen 65 Jahren noch nicht einmal Rente.”

Vorwürfe der Kinder

Sie vermisse die finanzielle Sorglosigkeit, „vor allem die Festspielbesuche und die Musik in Bayreuth und Salzburg. Als ich im letzten Jahr in Salzburg bei der 'Zauberflöte' saß, fing die Arcandor-Krise an. Ich habe die Blicke der anderen Besucher wie ein Messer im Rücken empfunden.”

Ihr Nachwuchs sei nicht begeistert von der Lage. „Meine Kinder glauben, ich hätte mich zu wenig um den Konzern gekümmert”, sagt die vierfache Mutter. Sie hätten Verständnis. „Vorwürfe bleiben dennoch nicht aus.”

Armut droht nicht

In Armut wird Schickedanz nicht leben müssen. Mit ihrem dritten Ehemann, der unter anderem Kunst sammelt, vereinbarte die Quelle-Erbin Gütertrennung, „weil er bei der Heirat nichts von meinem Vermögen haben wollte”. Gatte Herl hatte dazu jüngst gesagt, dies sei „aus heutiger Sicht eine gute Entscheidung” gewesen. „Meine Frau hat ihren Ehemann und ihre Kinder, die sie unterstützen.”