Essen. Duschhandtücher kann man bedenkenlos mehrmals benutzen? Im Haus ist es nirgendwo schmutziger als auf der Klobrille? Nicht alle populären Weisheiten rund um das Thema Sauberkeit entsprechen auch der Wahrheit. Wir räumen mit den größten Hygiene-Irrtümern auf.
Beim Thema Sauberkeit halten sich hartnäckig Mythen und Halbwahrheiten. Walter Popp, Hygiene-Experte am Universitäts-Klinikum Essen, klärt über die größten Irrtümer auf und gibt wertvolle Alltags-Tipps für Verbraucher.
Irrtum 1: Duschhandtücher kann man mehrmals benutzen, ohne sie zu waschen.
Davon rät Experte Walter Popp ab. Wenn ein Handtuch zügig trockne, sei zwar damit zu rechnen, dass die meisten Bakterien, zum Beispiel aus dem Analbereich, schnell absterben.
"Dennoch sollte man Badehandtücher oft wechseln, da zum Beispiel Füße, die ja auch getrocknet werden, nach dem Duschen häufig nicht so sauber sind wie der Oberkörper." Neben Schmutz von den Füßen reicherten sich auch Hautschuppen auf den Handtüchern an, die ebenfalls wieder als Nahrung für Bakterien dienen würden, erklärt der Hygiene-Spezialist.
Irrtum 2: Bakterien machen grundsätzlich krank.
Das sei so nicht richtig, meint der Fachmann: "Bakterien gehören zum menschlichen Umfeld. Wir alle tragen auf uns und in unserem Darm Milliarden von ganz verschiedenen Bakterien. Nur wenige machen uns krank."
Wenn die Bakterien eine Infektion auslösen, dann häufig in bestimmten Situationen: Das Risiko steige beispielsweise bei Immunschwäche oder nach einer Operation im Krankenhaus, weil dann natürliche Schutzbarrieren durchbrochen würden.
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Irrtum 3: Am besten wäscht man seine Hände mit Seife, die 99 Prozent aller Bakterien tötet.
"Spezielle aseptische Seifen sind im täglichen Leben nicht notwendig", sagt der Experte und rät zu handelsüblicher ph-neutraler Flüssigseife - das schone die Haut. Die flüssige Version sei hygienischer als ein Stück Seife, auf dem sich durch häufigen Hautkontakt leichter Keime festsetzen könnten.
Hände abtrocknen am Geschirrtuch - das spricht dagegen
Irrtum 4: Seine Hände kann man bedenkenlos am Geschirrtuch abtrocknen.
Davor warnt der Experte ausdrücklich und rät dazu, getrennte Tücher für Geschirr und Hände benutzen. Insbesondere Handtücher für Hände könnten beispielsweise mit Darm-Keimen kontaminiert sein, die nicht ins Essen gelangen sollen.
"Außerdem sollte man Handtücher nicht über mehrere Tage benutzen, weil sich so leichter Keime anreichern können - gleiches gilt für Geschirrtücher und Spülschwämme", so Popp.
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Irrtum 5: Es ist unbedenklich, wenn mehrere Menschen aus der selben Flaschen trinken.
Es gebe nur einen guten Weg, um sich bedenkenlos eine Flasche zu teilen, verrät der Experte: "Das einzige Sichere ist, aus Gläsern zu trinken." Beim gemeinsamen Trinken aus der Flasche könnten dagegen Keime übertragen werden, wie zum Beispiel Herpesviren, die gefährlichen MRSA-Bakterien oder Erkältungsviren.
Irrtum 6: Beim Händewaschen reicht Wasser alleine aus.
Wasser allein reiche natürlich nicht aus, sagt Walter Popp: "Man sollte seine Hände immer mit Seife waschen. Sie löst den Schmutz besser ab und damit auch Keime."
Der Experte erneuert auch deshalb seine Empfehlung der Flüssigseife aus dem Spender: "Hier sammeln sich keine Keime, während ein Stück Seife leicht als Nährboden für Bakterien dienen kann."
Welcher Ort im Haus ist schmutziger als die Klobrille?
Irrtum 7: Wer eine Erkältung hat, kann ruhig zur Arbeit gehen.
Aus falschem Pflichtgefühl gehen viele Menschen trotz Krankheit zur Arbeit. Davor warnt Hygiene-Spezialist Popp ausdrücklich: "Wer Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, starken Husten oder Schnupfen hat, sollte lieber einen Tag zu Hause bleiben und die Infektion auskurieren. Dies gilt erst recht, wenn jemand Fieber hat."
Wer ständig huste und niese, verbreite Krankheitserreger in einem Umkreis von mindestens zwei Metern. Dabei könne man die Arbeitskollegen leicht anstecken. "Deshalb ist allen im Allgemeinen mehr gedient, wenn man im Krankheitsfall Zuhause bleibt."
Irrtum 8: Die Klobrille ist der schmutzigste Ort im Haus
Eine Vermutung, so der Experte, die im ersten Moment logisch erscheine - aber nicht immer der Wahrheit entspreche. "Es gibt diverse Untersuchungen, die zeigen, dass die Klobrille keineswegs der schmutzigste Ort im Haus sein muss", sagt Walter Popp.
Dies hänge vom individuellen Sauberkeitsempfinden und Reinigungsverhalten ab. "In Spülschwämmen, die über einen langen Zeitraum benutzt werden und dauerhaft feucht sind, können sich sogar mehr Bakterien sammeln als auf einer Klobrille."
Wenn jemand eine Durchfallerkrankung habe, sei die Toilette allerdings ein sehr "gefährlicher" Ort. Erkrankt ein Familienmitglied beispielsweise am Norovirus (plötzliches schwallartiges Erbrechen, wässriger Durchfall, Bauchkrämpfe) und es gibt zwei Toiletten im Haus, sollte der Kranke möglichst eine Toilette für sich allein benutzen.
"Hat man diese Möglichkeit nicht, sollte man Toilettenbrille, Toilettenspülung, Wasserhähne und Türdrücker nach der Benutzung gründlich desinfizieren", rät Popp. Dafür reiche im normalen Haushalt ein alkoholisches Händedesinfektionsmittel, das in dieser Situation ohnehin benutzt werden sollte.
Warum Bakterien auch im Kühlschrank weiter leben
Irrtum 9: Lebensmittelinfektionen holt man sich nur durch Fisch, Fleisch oder Milch.
"Zu den wahrscheinlichsten Quellen für eine Lebensmittelinfektion zählen sicher Fisch und Fleisch", sagt der Experte. Er rät daher, es auf 65 Grad Celsius oder mehr zu erhitzen, um alle Erreger abzutöten. Milch sollte pasteurisiert sein und nur kurz geöffnet im Kühlschrank aufheben. Im Allgemeinen dauere es aber einige Zeit, bis sich die in ihr befindlichen Keime so vermehrt haben, dass sie eine Infektion hervorrufen können.
Es sei jedoch ein Trugschluss, zu glauben, dass Salat und Obst hygienisch völlig unbedenklich seien. "Auch bei diesen Lebensmitteln können Keime übertragen werden, da sie nur gewaschen werden können." Ein Beispiel dafür sei der Ausbruch der Durchfallerkrankung EHEC über Sprossen im Frühjahr 2011. In hygienisch problematischen Ländern sollte
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man auf Salat verzichten und nur Obst essen, das man schälen kann, rät Popp.
Irrtum 10: Bakterien auf Lebensmitteln werden im Kühlschrank abgetötet.
Eine so große Wirkung sei leider nur Wunschdenken, so der Experte: "Der Kühlschrank verhindert zwar durch seine Temperatur, dass sich Bakterien vermehren, eine Abtötung erfolgt aber nur in den wenigsten Fällen."
Es gebe sogar einige Bakterien, zum Beispiel Darmerkrankungen auslösende Listerien, die sich auch bei Kühlschranktemperatur gut vermehren können.