Essen. Kein Fleisch, keine Wurst, kein Fisch! Was kann man dann noch essen außer Beilagen und Salat? Die meisten Menschen haben ein ganz falsches Bild vom Vegetarismus. Zum Welt-Vegetariertag erklärt Ernährungswissenschaftler Dr. Detlef Pape die größten Irrtümer zum Thema fleischlose Ernährung.
Braucht der Mensch überhaupt Fleisch? Ist eine vegetarische Ernährung besser für die Umwelt? Kann ich durch eine vegetarische Ernährung alle wichtigen Nährstoffe zu mir nehmen? Und macht eine vegetarische Ernährung überhaupt satt? Vielen ist der Vegetarismus fremd. Das soll der Vegetariertag am 1. Oktober ändern. Der Ernährungswissenschaftler Dr. med. Detlef Pape klärt Irrtümer auf, und gibt Antworten auf Fragen rund ums Thema.
Ist vegetarisches Essen grundsätzlich gesünder?
Das stimmt nicht in jedem Fall. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen leben Vegetarier zwar ein klein wenig länger. Und die „Nationale Verzehrs Studie“ hat ergeben, dass eine vegetarische Ernährungsweise gesünder ist als eine Fleischmischkost.
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Das liegt nach Angaben von Dr. Pape daran, dass Fleisch zu viel gesättigte Fettsäuren enthält, die lagern sich bei einem übermäßigen Fleischverzehr in den Zellen ab, und führen so zu einer Insulinresistenz, einer Vorstufe der Zuckerkrankheit. Vegetarier haben dieses Problem nicht, sie nehmen hauptsächlich ungesättigte Fettsäuren zu sich.
Dennoch kann Vegetarismus in Verbindung mit einer zu einseitigen Ernährung zu Mangelerscheinungen führen.
Haben Vegetarier häufig Probleme mit Mangelerscheinungen?
Stimmt nicht! Normalerweise haben Vegetarier keine Probleme mit Mangelerscheinungen. „Allerdings hängt das vom Kenntnisstand des jeweiligen Vegetariers über seine Nahrungsmittel ab“, erklärt Detlef Pape. Für eine ausgewogene Ernährung sind zum Beispiel verschiedene Getreide notwendig. Wer auf vegetarisches Essen umsteigt, sollte sich also vorher gut über solche Grundsätze informieren.
Besonders Frauen, die sich vegetarisch ernähren, müssen während ihrer Periode darauf achten, dass sie zusätzlich Eisen und Zink zu sich nehmen. Denn obwohl Sonnenblumenkerne, Eier und Linsen viel davon enthalten, durch die Ballaststoffe diesen nicht richtig aufnehmen. Streng vegetarischen Frauen in den Wechseljahren empfiehlt der Ernährungswissenschaftler zusätzlich Vitamin D3 einzunehmen, um eine Osteoporose zu verhindern.
Bleiben Vegetarier eher schlank?
Macht vegetarisches Essen genauso satt wie fleischhaltiges?
Auch wenn viele Vegetarier behaupten, ihr Essen mache genauso satt, ist das falsch. Erhitztes Eiweiß bleibt länger im Magen, der Körper braucht lange, um es zu verdauen. Ein Schnitzel kann bis zu sechs Stunden im Magen bleiben, bis es vollständig verdaut ist. Noch länger brauchen nur Bratheringe, die verdaut der Magen bis zu acht Stunden. Aus dem Grund hält das Sättigungsgefühl länger an als bei Reis und Gemüse.
Ist vegetarisches Essen besser für die Figur?
Das ist natürlich ein Irrtum. Denn Schokolade, Pudding, Sahne und Käse sind auch vegetarisch, jedoch hat der einseitige Verzehr von „Käse-Makkaroni-Auflauf “ drastische Auswirkungen auf die Figur.
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Da ist mageres Fleisch deutlich besser. „Bei allen Ernährungsformen kommt es immer auf die Menge an, in der man etwas isst“, rät der Ernährungswissenschaftler. Auch Vegetarier können Probleme mit Übergewicht bekommen.
Sollte man Kinder vegetarisch ernähren?
Generell wird Eltern zwar geraten, ihrem Kind ein bis zweimal die Woche Fleisch zu geben, um einem Eisenmangel vorzubeugen. Wer stattdessen auf eisenhaltige Tabletten setzt, sollte vorsichtig sein: Sie können starke Magenschmerzen verursachen. Allerdings haben erfahrene Vegetarier die Möglichkeit ihren Kinder beispielsweise (ebenfalls stark eisenhaltige) Haferflocken mit Fruchtsaft zu geben, „durch das Vitamin C wird die Aufnahme von dem Eisen verstärkt“,erklärt Dr. Pape. Im dem Fall könnten auch kleine Kinder auf Fleisch verzichten.
Vegetarische Ernährung in der Schwangerschaft?
Schadet eine vegetarische Ernährung in der Schwangerschaft dem ungeborenen Kind?
Eine rein vegetarische Ernährungsweise absolut unproblematisch für das Kind. Es sollte darauf geachtet werden, dass die schwangere Frau keinen Jodmangel erleidet, der hat schwere Folgen für das ungeborene Kind. Jedoch betrifft das nicht nur Vegetarierinnen, sondern alle schwangeren Frauen. Ernährungswissenschaftler raten Frauen dringend zu einem Ergänzungsmittel, Kinder können ansonsten mit verdickten Schilddrüsen auf die Welt kommen. Außerdem kann das Gehirn nicht richtig ausreifen, Jodmangel kann also sogar den IQ des Kindes stark beeinträchtigen.
Ist der plötzliche Verzicht auf Fleisch schädlich?
Ein verbreiteter Irrtum! Der Mensch war immer schon ein „Allesesser“. Schon vor 20.000 Jahren habe die Menschen sich während der Eiszeit, über Jahre von Wurzeln und anderem Wintergemüse ernährt. „Der Mensch ist noch aus früheren Zeiten gewohnt, für längere Zeit auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten“, so Dr. Pape. Braucht der Körper dann überhaupt Fleisch? Nein. Fleisch ist reiner Luxus und für unseren Körper nicht zwangsläufig notwendig. Es gibt ganze Bevölkerungsgruppen in Indien oder China, die überhaupt kein Fleisch essen.
Ist vegetarisches Essen teurer?
Vegetarisches Essen ist genauso umweltschädlich wie Fleisch?
Das ist falsch. Natürlich schadet der Transport von Obst und Gemüse aus dem Ausland nach Deutschland der Umwelt. Allerdings steht das in keinem Verhältnis zu der Umweltschädlichkeit von Fleisch. Dafür gibt es viele Beispiele: Für ein Kilo Rindfleisch müssen 15.000 Liter Wasser verbraucht werden, damit könne man ein Jahr täglich duschen, wie Forschungen des „Worldwatch Institute“ ergaben.
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Wälder werden abgeholzt für den Anbau von Tierfutter oder um die Tiere zu halten. „Es gibt noch viele weitere Gründe, das soll jedoch nicht bedeuten, dass niemand mehr Fleisch essen darf“, so der Ernährungswissenschaftler. Es sei jedoch wichtig, dass die Menschen bewusster ihre Lebensmittel einkaufen und essen, betont Dr. Pape.
Vegetarisches Essen ist teurer und aufwändiger?
Wenn man von Massentierhaltung absieht, ist das falsch. Gutes Fleisch ist sehr teuer und Billig-Fleisch schadet der Gesundheit. Auch ist die Zubereitung einer vegetarischen Mahlzeit nicht, wie viele behaupten, aufwändiger. Doktor Detlef Pape ist sich sicher: das ist Gewohnheitssache!
Als Leistungssportler kann man kein Vegetarier sein?
Ein weit verbreiteter Irrtum ist die Annahme, Leistungssportler müssten regelmäßig Fleisch essen, damit sie genügen Eiweiß zum Muskelaufbau bekommen. - Weit gefehlt! Auch Leistungssportler können sich rein vegetarisch Ernähren, wichtig ist nur dass sie ihren Bedarf decken. Sie sollten zum Beispiel mehr Nudeln oder Basmatireis essen, die enthalten viel Kohlenhydrate und sind wichtig für den Energieverbrauch. „Gut für den Eiweißbedarf sind beispielsweise Hülsenfrüchte, die enthalten mehr Eiweiß als ein Schnitzel“, sagt Doktor Pape.