Essen. In der Sauna verbrennt man Fett? Und alle müssen nackt sein? Wir räumen mit den zehn größten Sauna-Irrtümern auf.

Nicht alles, was man über das kollektive Schwitzen zu wissen glaubt, entspricht der Wahrheit. Ein Saunameister vom Gesundheitspark Nienhausen in Gelsenkirchen klärt über die größten Sauna-Mythen auf.

Irrtum 1: Wer viel schwitzt, verträgt die Sauna nicht gut.

Saunameister Andreas Schlüter macht einen Aufguss für seine Saunagäste.
Saunameister Andreas Schlüter macht einen Aufguss für seine Saunagäste. © WAZ FotoPool

Das Gegenteil ist der Fall. Regelmäßige Saunagänger schwitzen sogar mehr als Neulinge. Sie haben sich das regelrecht antrainiert. Viel zu schwitzen ist ja das Ziel beim Saunagang. Aus den rund zwei Millionen Schweißdrüsen scheidet der Körper Giftstoffe aus und reinigt sich von innen.

Irrtum 2: Schwangere dürfen nicht in die Sauna.

Das stimmt pauschal so nicht, die Körperkerntemperatur erhöht sich beim Saunieren nur um maximal ein Grad Celsius – das ist unbedenklich für Mutter und Kind. Ein Arztbesuch ist jedoch ratsam, um eventuell vorab individuelle Risiken auszuschließen. Falls nötig, kann die Dauer des Saunagangs dem eigenen Wohlbefinden entsprechend verkürzt werden. In Finnland bringen übrigens viele Mütter ihre Kinder in der Sauna zur Welt. Die hohe Temperatur wirkt entspannend bei der Geburt.

Irrtum 3: Die Sauna wurde in Finnland erfunden.

Das ist nicht ganz richtig. Es gibt Hinweise, dass bereits die Ureinwohner Amerikas eine Urform der Sauna nutzten. Auch die alten Griechen und Römer nahmen in warmen Räumen Schwitzbäder. Sie sind quasi die Vorläufer der modernen Sauna. Die Form der Sauna, die heute in Deutschland am häufigsten genutzt wird, haben allerdings die Finnen nach dem Zweiten Weltkrieg in Mitteleuropa bekannt gemacht - sie heißt deshalb auch "Finnische Sauna".

Irrtum 4: Je heißer es in der Sauna ist, desto besser.

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Nein, jeder muss individuell entscheiden, in welcher Sauna er sich am wohlsten fühlt. Manche bevorzugen die heiße und trockene Finnische Sauna, andere gehen gerne in die feuchtere, nicht ganz so heiße Bio-Sauna. Als Faustregel sollten Temperatur und Luftfeuchtigkeit zusammen ungefähr den Wert 100 ergeben.

Einen positiven Effekt hat eine höhere Temperatur pauschal jedenfalls nicht. In den oberen Reihen der Sauna wird es rund 100 Grad Celsius warm. Gerade für Anfänger ist es weiter unten angenehmer, weil es dort kühler ist.

Irrtum 5: Wenn man häufig in die Sauna geht, nimmt man ab.

Dass man in der Sauna abnimmt, ist leider ein Mythos. Beim Saunieren werden keine Kalorien verbrannt. Man schwitzt nur sehr stark, weil dadurch der Körper in der heißen Umgebung gekühlt wird. Geübte Saunagänger verlieren bis zu 1,5 Liter Schweiß pro Saunagang – 99 Prozent davon ist allerdings Wasser. Auf der Waage wirkt es so, als hätte man tatsächlich abgenommen. Durch das Trinken im Anschluss erreicht man aber schnell wieder sein ursprüngliches Gewicht.

Irrtum 6: In der Sauna darf man sich nicht unterhalten.

Ob man sich in der Sauna unterhalten darf, kommt auf die jeweilige Situation an.
Ob man sich in der Sauna unterhalten darf, kommt auf die jeweilige Situation an. © WR

Was die Lautstärke angeht, gibt es unterschiedliche Meinungen. In Finnland beispielsweise geht es in der Sauna sehr lebhaft zu. In Deutschland mögen es viele Sauna-Gänger eher ruhig.

Im Zweifelsfall sollte man andere Saunabesucher vorher fragen, ob sie sich durch Unterhaltungen gestört fühlen. Für die, die gerne mit Freunden plaudern, bieten viele Saunen Event- oder Themenabende an. Dort sind die Regeln meist lockerer.

Irrtum 7: In die Sauna darf man nur nackt.

Grundsätzlich herrscht in den meisten Saunen in Deutschland FKK-Pflicht. Das hat gesundheitliche Gründe: Unter der Badekleidung entsteht ein Wärmestau, der Körper kann nicht atmen. Nacktsein hat auch aus hygienischer Sicht Vorteile: In den Textilien setzt sich Schweiß fest, der auch beim anschließenden Duschen nicht ganz entfernt wird.

Einige Gäste gehen einen Kompromiss ein, der meistens auch toleriert wird: Sie nehmen zwei Handtücher mit in die Sauna: Eins binden sie sich um, so kann die Haut immer noch besser atmen als in Badekleidung. Auf das andere Handtuch setzen sie sich drauf, damit kein Schweiß auf die Bänke in der Sauna tropfen kann.

Irrtum 8: Kinder dürfen nicht in die Sauna.

Es kommt ganz auf die jeweilige Sauna und den Betreiber an, ob Eltern ihre Kinder mitnehmen dürfen oder nicht. Dabei kommt es auch immer darauf an, ob der Nachwuchs 'reif' genug ist und die anderen Gäste nicht stört. Gesundheitlich ist ein Saunagang für Kinder unbedenklich, man sollte sie aber langsam heranführen. Je kleiner der Körper, desto schneller heizt er sich auf. Babys und Kleinkinder sollten allein deswegen nicht mit in die Sauna gehen.

Irrtum 9: In die Sauna geht man nur im Winter.

Im Regelfall haben die Saunen in Deutschland auch im Sommer geöffnet, da viele Stammgäste das ganze Jahr über kommen. Im Winter ist es zwar voller, da viele Besucher es genießen, sich nach dem Saunagang draußen an der kalten Luft abzukühlen. Wer aber das ganze Jahr über regelmäßig in die Sauna geht, kommt im Sommer auch mit den höheren Außentemperaturen zurecht.

Irrtum 10: Nach der Sauna sollte man schlafen.

Nach dem Saunagang sollte man auf einer Liege entspannen.
Nach dem Saunagang sollte man auf einer Liege entspannen. © WAZ FotoPool

Der Saunagang ist eine Belastung für den Kreislauf, im Anschluss ist Ruhe also empfehlenswert. Als Faustregel gilt: Genauso lange, wie man in der Kabine ist, sollte man sich danach ausruhen – beides am besten im Liegen. Fest einschlafen muss man dafür aber nicht.