Washington. Das Hygienebewusstsein ist bei Männern hoch, nur waschen sie sich manchmal nicht die Hände nach dem Toilettenbesuch. Eine Studie bestätigte dies und versuchte mit Postern, Männer zum Händewaschen zu animieren. Die Auswertung zeigt, dass Männer nur ans Händewaschen erinnert werden mussten.

Nicht nur kleine Jungs, auch viele erwachsene Männer müssen offenbar daran erinnert werden, nach der Toilette die Hände zu waschen. Das ist nun wissenschaftlich belegt.

Hinweisschilder mit einer Waschanleitung erhöhen den Anteil der Männer, die ihre Hände waschen, von 75 auf 86 Prozent, wie US-Forscher in einem Feldversuch beobachtet haben. Über die Ergebnisse berichten sie im Fachjournal "Human Communication Research" (doi:10.1111/j.1468-2958.2012.01441.x (englischer Text)) berichten.

Die Kommunikationswissenschaftler um Maria Lapinski von der Michigan State University in East Lansing wollten mit ihrem Experiment herausfinden, ob ein Missverständnis sozialer Normen der Grund dafür ist, dass jeder vierte Mann sich nach dem Toilettengang nicht die Hände wäscht. Kommunikationswissenschaftler sprechen von missverstandener sozialer Norm, wenn eine Minderheit von Menschen sich auf eine bestimmte Weise verhält, weil sie irrtümlich glaubt, das sei das Verhalten der Mehrheit – und somit vermutlich richtig.

Teilnehmer glaubten, dass nur jeder Zweite die Hände wäscht

Studenten hatte in Befragungenen durch Lapinski und ihre Kollegen angegeben, dass sie ihre Hände nach dem Toilettenbesuch in drei von vier Fällen waschen. Das Hygienebewusstsein anderer schätzten sie aber deutlich geringer ein: Auf die Frage, wie viele männliche Studenten ihre Hände waschen, lag der durchschnittliche Schätzwert nur bei 52 Prozent.

Die Forscher entschieden sich für das Händewasch-Experiment, weil das ein öffentlicher Vorgang sei, der somit einem erhöhten normativen Einfluss unterliegen könnte. Sie brachten an den Waschbecken verschiedene Poster an. Einmal zeigte das Poster, dass vier von fünf Personen ihre Hände waschen, ein anderes Mal wuschen vier von fünf Personen sich nicht die Hände. Ein kurzer Satz erläuterte das abgebildete Motiv.

Außerdem gab es beide Poster in zwei Varianten: Auf dem einen trugen alle Personen Baseballmützen der Universität, an der die Studie durchgeführt wurde, auf dem anderen trug nur eine Person die Mütze der Universität. Alle Poster zeigten im unteren Bereich eine Anleitung, wie Hände richtig gewaschen werden.

Anleitung führt zu längerem Waschvorgang

Beim Anblick des Posters, auf dem vier von fünf Personen die Hände waschen, reinigten 81 Prozent der Toilettennutzer ihre Hände. Ohne Poster lag die Quote bei 70 Prozent.

Beide Poster hatten zudem die Wirkung, dass die Testpersonen das Wasser mehr als neun Sekunden laufen ließen, verglichen mit rund sechs Sekunden an den Waschbecken ohne Poster. Die Art der auf den Postern dargestellten Personen hatte keinen signifikanten Effekt.

Bei 144 Personen beobachteten die Forscher das Verhalten am Waschbecken aus einer versteckten Position heraus, um Privatsphäre zu simulieren. Weitere 108 Personen beobachteten die Forscher öffentlich, um normativen Druck auszuüben. Nennenswerte Verhaltensunterschiede fanden die Forscher dabei jedoch nicht.

Normativer Druck ist kein Auslöser für mehr Hygiene

Außerhalb der Waschräume führten sie eine Befragung bei rund 100 Teilnehmern durch. Das überraschende Ergebnis: Auslöser für die größere Hygiene in Waschräumen mit Postern waren nicht etwa der normative Druck oder die Korrektur falscher Annahmen über das Waschverhalten anderer. Vielmehr fungierten die Poster als Erinnerung daran, die Hände zu waschen. Die Waschanleitung tat das ihre, um die Waschdauer zu erhöhen. (dapd)