Rüsselsheim. . Der kriselnde Autohersteller Opel will sich in den kommenden Wochen und Monaten nach Medieninformationen von 500 Führungskräften trennen. Darunter seien zahlreiche Direktoren und Abteilungsleiter, deren Gehälter sechsstellig seien, heißt es unter Berufung auf zwei Mitglieder des Aufsichtsrats.
Im Opel-Management rollen weiter die Köpfe - offen ist nur, wie viele. Nach dem Abgang von Karl-Friedrich Stracke als Vorstandsvorsitzender in der vergangenen Woche werden auch Entwicklungschefin Rita Forst und Finanzchef Mark James ohne Begründung abgelöst. "Ich danke Rita und Mark für ihre harte Arbeit", erklärte Opel-Aufsichtsratschef und General Motors-Vorstand Steve Girsky lediglich am Mittwoch in Rüsselsheim.
Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" steht außerdem eine Welle von Entlassungen im Management bevor. Das Unternehmen wolle sich von 500 Führungskräften trennen, schreibt das Blatt. Ein Opel-Sprecher sagte, er kenne solche Pläne nicht.
Neuer Chef-Entwickler bei Opel wird laut Mitteilung Michael Ableson, der bisher die weltweite Entwicklung der Fahrzeuge der Kompaktklasse verantwortete. Hier war ihm mit dem Astra ein großer Erfolg gelungen, denn das Auto wurde als Chevrolet Cruze in den USA und weltweit zu einem Verkaufsschlager.
Als Finanzvorstand kommt Michael Lohscheller, der bisher Finanzchef der US-Tochter des Konkurrenten Volkswagen war und dort die Sanierung mit geleitet hatte. Lohscheller bringt auch Erfahrung aus der Autobranche von den früheren Arbeitgebern Daimler rund Mitsubishi mit.
Opel braucht schnell Erfolge
Am Dienstag hatte Opel Strategievorstand Thomas Sedran zum stellvertretenden Vorstandschef ernannt, nachdem Stracke zurückgetreten war. "Opel ist doch eigentlich eine coole Marke. Sollte man öfter kaufen", sagte Sedran am Mittwoch in Rüsselsheim am Rande einer Sportveranstaltung. "Und gewinnen kann man nur, wenn man aufsteht und kämpft", fügte er hinzu.
Gleichzeitig sucht der Hersteller weiter nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden. Laut "Frankfurter Allgemeiner Zeitung" ist unter anderem der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking im Gespräch. Ein Opel-Sprecher lehnte Kommentare zu "Medienspekulationen" ab. Sedran war erst im April 2012 von einer Unternehmensberatung in den Vorstand gewechselt.
Die wichtigste Aufgabe des neuen Vorstands besteht darin, Opel in die Gewinnzone zurückzuführen. Ganz oben steht dabei die geplante Schließung des Werkes Bochum mit mehr als 3000 Arbeitnehmern, die aktuell nach 2016 geplant ist. Die Arbeitnehmer haben zunächst auf eine Gehaltserhöhung verzichtet, um Bereitschaft zur Kostenreduzierung zu signalisieren.
Opel braucht schnell Erfolge: Am Dienstag wurden Absatzverluste im Kernmarkt Europa von 15 Prozent im ersten Halbjahr 2012 bekannt - 8,2 Prozentpunkte schlechter als der Branchendurchschnitt. Über alle Marken hinweg betrug der Einbruch nach Angaben des Branchenverbandes Acea lediglich 6,8 Prozent.
Opel hat in den letzten Jahren Milliardenverluste angehäuft. GM ist offenbar entschlossen, die Krise schnell zu beenden. (dapd)