Bochum. .
Die Nachricht schlug bei Opel ein wie ein Blitz: Gegen 16 Uhr wurde die Belegschaft der Bochumer Werke darüber informiert, dass Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke seinen Posten Knall auf Fall geräumt hatte und auch als Präsident von General Motors Europe zurückgetreten war. Erstaunen machte sich breit, aber die Opelaner nahmen die unerwartete Nachricht scheinbar gelassen hin. „Die Arbeiter der Mittagsschicht wurden von ihren Vorgesetzten direkt informiert. Wer einen PC hat, bekam eine knappe Nachricht über das interne Mailing-System“, so ein Sprecher.
„Rüsselsheim ist weit weg“, bemerkte der Bochumer Werkssprecher Alexander Bazio über die Stimmung der Kollegen. Den meisten sei wichtiger, mit welchem Werksleiter sie es vor Ort zu tun haben. Vor dem Tor reagierten einige sichtlich gereizt „Ja, woll’n Sie denn den Job von Stracke machen?“, fragte einer rhetorisch. Ein Angestellter blickte schon in die Zukunft. „Wir müssen halt schauen, wer jetzt kommt“, hieß es nur knapp.
Mit Bochum, wo er jahrelang als Fertigungsdirektor gearbeitet hatte, fühlte sich Stracke offenbar weiter verbunden, auch als er zum Vorstandsvorsitzenden und Präsidenten berufen wurde. Diesen Eindruck hat einer seiner engen Mitarbeiter. Deshalb sei Stracke des öfteren in Bochum erschienen, auch, als im Juni über 2000 Opelaner zur Belegschaftsversammlung im RuhrCongress kamen. „Ich hatte das Gefühl, es ist ihm ein echtes Anliegen zu zeigen: Der kommt, der drückt sich nicht.“ Auch wenn der Opel-Chef an jenem Tag keine neuen Nachrichten für den Stadtort Bochum hatte, worauf die Belegschaft spontan die Versammlung verließ.
Verhandlungen noch vor den Werksferien
Als am 28. Juni in der Aufsichtsratssitzung kein Schließungsplan für Opel Bochum zur Abstimmung vorgelegt wurde, war Einenkel es erst einmal zufrieden. So machte es für den Bochumer Betriebsrat wieder Sinn, an den angekündigten Verhandlungen über den künftigen Geschäftsplan, firmenintern „Stracke-Plan“ genannt, teilzunehmen. „Die Verhandlungen werden noch vor den Werksferien begonnen“, erklärte Einenkel der WAZ gegenüber noch vor wenigen Tagen.
Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug kommentierte aus Rüsselsheim Strackes Rücktritt höflich: „Die Arbeitnehmer erwarten nun, dass schnellst möglich ein geeigneter Nachfolger gefunden wird, die die Adam Opel AG führt.“
Wie berichtet, sah der „Stracke-Plan“ vor, in Bochum bis Ende 2016 den aktuellen Siebensitzer Zafira weiter bauen zu lassen. Bis zu diesem Zeitpunkt will Opel auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Das soll jetzt bis Oktober im einzelnen noch zwischen Geschäftsleitung, Betriebsrat und IG Metall verhandelt werden. Gleichzeitig hatte Opel aber auch wissen lassen, dass für die Zeit ab 2017 für den Bochumer Standort keine Anschlussproduktion mehr geplant sei. Es sei denn, die wirtschaftliche Lage werde sich positiv verändern und zwar wesentlich. Damit droht ab 2017 die Werksschließung.
Dagegen wandte sich bereits eine Großkundgebung vor dem Bochumer Schauspielhaus. Auf Einladung des Theaters waren auch viele bekannte Künstler und Mimen dazugestoßen.
Großplakat direkt neben dem Hauptbahnhof
Und: Seit Mittwoch hängt ein neun mal 13 Meter großes Plakat an der Parkhaus-Fassade direkt neben dem Bochumer Hauptbahnhof. Fünf Bochumer Jungs – Tatort-Kommissar Dietmar Bär, Lindenstraßen-Ikone Joachim Hermann Luger, Grimme-Preisträger Armin Rohde, Ex-Nationalspieler Paul Freier und Jens Todt (VfL-Bochum Sportvorstand) – schauen auf das hektische Gewusel der Reisenden auf dem Bahnhofvorplatz hinab – mit der Botschaft: „Spielzeitverlängerung für Opel Bochum über 2016 hinaus.“ Als sichtbares Zeichen der Solidarität mit den Opelanern wollen IHK und Stadt Bochum die Plakataktion als Zeichen der Solidarität mit den Opelanern verstanden wissen.