Witten/Hattingen. Neun Jahre ist es gelungen, die 2015 entwidmete evangelische Kirche in Witten-Buchholz zu erhalten. Nun schlägt endgültig das letzte Stündlein.
Für ein halbes Jahr hatte das „Bündnis für Buchholz“ noch eine Schonfrist bekommen, nachdem der Pachtvertrag bereits zum 31. Dezember gekündigt worden war. Nun aber naht das endgültige Aus der als „Kulturkirche“ bekannt gewordenen evangelischen Kirche. Seitdem sie 2015 entwidmet wurde, also für Gottesdienste etc. nicht mehr nutzbar war, hatte sich der Verein für ihren Erhalt eingesetzt.
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„Wir hören auf“, kündigt Vorsitzender Peter Niemann (87) jetzt an. Zwei Veranstaltungen noch, dann ist Schluss. Am 13. Juni werden sie ein letztes Mal ihren beliebten Käse- und Weinabend veranstalten, den diesmal das Quartett „Steinzeit“ mit jazziger Musik zur „Sommerzeit“ bereichert (19 Uhr). Endgültig verabschiedet sich das Bündnis dann am Sonntag, 30. Juni, mit Kaffeemusik von der in vielen Jahren liebgewonnenen Bruchsteinkirche, Baujahr 1956. Es gibt erst Kaffee und Kuchen (15 Uhr), bevor das Hattinger Musikschulensemble „Quodlibet“ zu einer musikalischen Weltreise einlädt (16 Uhr).
Bündnis für Buchholz in Witten: Über 500 Veranstaltungen in neun Jahren
Die nunmehr neunjährige „Reise“ des Buchholzer Bündnisses, sie hat auch mehr oder weniger an einem 30. Juni begonnen. „Da war mit der Kirche Schluss“, erinnert sich Peter Niemann. Und am 1. Juli wurde der Verein gegründet. Die Räume durften weiter genutzt werden, für unzählige Gesprächs- und Kulturabende, Proben mehrere Chöre oder das Kirchencafé, wo sich zum Beispiel die ehemalige Frauenhilfe weiter traf.
Niemann spricht von über 500 Veranstaltungen, die es seit 2015 gab, darunter bis heute unvergessene Auftritte der Holthauser Laienspielschar, des MGV Deutsche Eiche Buchholz, des Damenchors Hammertal oder des Wittener Autorenbundes. Mit dem Hattinger Schriftsteller Hellmut Lemmer hatte seinerzeit alles angefangen. „Wir haben auch kräftig mit Musikern gesungen, die sich auf der Gitarre begleitet haben.“
Für diese Kulturabende, die an jedem zweiten Donnerstag stattfanden, haben die „Gourmetengel“ dann ein leckeres Abendbüfett mit Wurst und Käse, Wein und Bier, aber auch alkoholfreien Getränken auf die Beine gestellt. Und für die Sonntage mit Kaffee und Salonorchester natürlich gebacken. „Es gibt aber keinen Beerdigungskuchen“, blickt Peter Niemann auf den letzten Kulturtermin am 30. Juni voraus.
Er verhehlt nicht, dass die Stimmung innerhalb des Vereins momentan „miserabel“ sei. „Wir haben es am Ende doch nicht geschafft, die Kirche zu erhalten“, sagt der ehemalige Lehrer. Das ist in all den Jahren das erklärte Vereinsziel geblieben. „Auf der einen Seite sind wir todtraurig. Auf der anderen kann ich verstehen, dass die Kirchengemeinde das Geld braucht und nicht noch mal verlängern wollte.“
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Die evangelische Gemeinde Herbede suche „verzweifelt“ einen Investor, so Niemann. Die Redaktion konnte die Vorsitzende des Presbyteriums, Pfarrerin Ute Wendel, am Montag noch nicht zu den aktuellen Plänen für die Kirche in Buchholz befragen. Klar ist: Das Grundstück soll vermarktet werden. In Durchholz zieht demnächst eine Kita in die Mitte April geschlossene Schöpfungskirche ein.
„Solange die Räume noch frei sind“, hofft Peter Niemann, dass die Kirche in Buchholz hier und da noch genutzt werden kann, zum Beispiel für private Trauerfeiern oder das Kirchencafé. Das Bündnis für Buchholz werde „den Betrieb“ aber einstellen und den Verein auflösen. Nun stellen sich für ihn und seine Mitstreiter ganz praktische Fragen, etwa „wohin mit all den Büchern“. Mit dem wöchentlich stattfindenden Bücherflohmarkt ist der Bestand auf mindestens 3000 Werke angewachsen.
Neun Jahre haben sie es geschafft, die Kirche zu retten. „Dann muss auch Schluss sein“, sagt der 87-Jährige. Angebote, mit dem Bündnis künftig das Gemeindehaus an der Meesmannstraße nutzen zu dürfen, weist er zurück. „Was sollen wir in Herbede? Uns ging es doch nur um die Kirche in Buchholz.“