Witten. Das „Bündnis für Buchholz“ kämpft für den Erhalt seiner Kirche. Nun hat der Wittener Verein einen Brief erhalten – von einem besonderen Menschen.

Das Grundstück der evangelischen Kirchengemeinde Buchholz soll vermarktet werden – einschließlich der Kirche darauf. Die Bestürzung darüber ist groß, vor allem beim Verein „Bündnis für Buchholz“, der seit acht Jahren für viel Leben in der bereits entwidmeten Kirche sorgt.

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Vor einigen Tagen hat nun ein Brief den Verein erreicht, handgeschrieben von Eugenie Ecke, der Witwe des langjährigen Gemeindepfarrers. Sie bringe, so der Vorsitzende Peter Niemann, „in berührender Weise ihre Empfindungen zu unserer Kirche und ihrer drohenden Vermarktung zum Ausdruck“. Mit Erlaubnis der Schreiberin hat das Bündnis den Brief nun verbreitet – in der Hoffnung, dass die Entscheidung noch einmal überdacht oder wenigstens herausgezögert wird.

Das schreibt die Wittenerin in ihrem Brief

Eugenie Ecke schreibt: „Irritiert, bestürzt und befremdet hat mich eine Nachricht von Buchholzer Gemeindegliedern, die besagt, dass die leider, leider entwidmete Kirche in Buchholz jetzt sogar verkauft oder abgerissen – was für eine verstörende Tatsache – werden soll. Nach dem vor Jahren unglücklichen Beschluss, die Kirche zu entwidmen, nun der Beschluss, ihr endgültig das Ende zu bereiten.

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Wir wissen alle, dass in unseren Herzen, in unseren Kirchen, in unseren Schulen, hinter verschwiegenen Hecken, in unseren Wohnungen, an gewissen Schauplätzen Erinnerungen wohnen und in uns wach werden, sobald wir diese Räume betreten. Diese Atmosphäre kann uns schwächen, irritieren und zur Bearbeitung drängen, aber sie kann uns auch stärken und ermutigen und lebendig erhalten.

Kirchen sind kraftvolle Orte

Kirchen sind solche kraftvollen Orte individueller aber eben auch ganz besonders gemeinsamer, stärkender Erinnerung und gemeinsamer Erfahrung von Menschen, die mit offenen Ohren und offenem Herzen – wenn auch oft mit schwerem Herzen – gerade dann ihre Kirche und ihre vertraute Gemeinde besuchen und in ihr, wenn dann auch noch die Orgel singt und klingt, in Gemeinschaft und einer guten Predigt Ruhe und Nahrung finden.

Peter Niemann, Vorsitzender vom Bündnis für Buchholz, hofft, dass die Entscheidung des Kirchenkreises noch einmal überdacht wird.
Peter Niemann, Vorsitzender vom Bündnis für Buchholz, hofft, dass die Entscheidung des Kirchenkreises noch einmal überdacht wird. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Nach der Entwidmung im Jahr 2015 waren die Entzugserscheinungen der Buchholzer Gemeindeglieder so stark, dass sie den Mut hatten, das, was ihnen fehlte – nämlich die christliche Gemeinschaft zu leben – mit ihren Möglichkeiten zu verwirklichen, im Herzen die Kernbotschaft und Verheißung Matthäus 18,20. So traf und trifft man sich mal ganz ernsthaft, mal locker, mal nachdenklich, mal mit Musik, besinnlich, mit kurzen Andachten und langen Gesprächen, mit Meditationen, mit Kaffee in Gemeinschaft, mit Büchern zum Ausleihen oder zum Kaufen.

Eine unverständliche Entscheidung

Zum Kern dieser tapferen Gemeindeglieder sind auch noch andere Gruppen hinzugekommen, z.B. verschiedene Chöre usw. Es ist mir unverständlich, dass da, wo wirklich noch Gemeinde gelebt und eingeladen wird, den tapferen Gemeindegliedern der vertraute Raum entzogen werden soll aus finanziellen Gründen, obwohl alle ihr Leben lang schon Kirchensteuern zahlen und jetzt noch zusätzlich für die Nutzung der Kirche zahlen. Die jetzt den Buchholzer Gemeindegliedern zugeordnete Kirche und benutzbare Räume sind ca. drei Kilometer entfernt!

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Mein Mann, Reinhart Ecke, war bis zu seiner Pensionierung 1989 Pfarrer in der Gesamtgemeinde Buchholz/Blankenstein. Ich kenne die langen Wege bergauf und bergab der Buchholzer Gemeindeglieder. Schon innerhalb der Grenzen der alten Buchholzer Gemeinde waren für viele die Wege zur Kirche beschwerlich. Warum soll der Weg zur Quelle noch „steiniger“ werden? Und für viele Gemeindeglieder damit unmöglich! Ihre Eugenie Ecke.“