Witten. Inge K. aus Witten ist einsam. Das Einsamkeitsbarometer 2024 bestätigt: Damit ist sie nicht allein. Diese Angebote für Senioren gibt´s in Witten.
Viele ältere Menschen leiden unter sozialer Isolation, etwa sei ihren Partner verloren haben, mobil eingeschränkt sind oder Angehörige weggezogen sind. Einsamkeit ist in ganz Deutschland ein Thema, das aber nicht nur ältere Menschen betrifft. Dies bestätigt das Einsamkeitsbarometer 2024, das jetzt von Bundesfamilienministerin Lisa Paus vorgestellt wurde.
In einer Langzeitanalyse wurde die Entwicklung der Einsamkeitsbelastungen innerhalb der deutschen Bevölkerung (18 Jahre und älter) untersucht. Eine zentrale Erkenntnis ist, dass auch die Einschränkungen durch Corona eine große Auswirkung auf das Empfinden hatten, gerade bei den 18- bis 29-Jährigen und über-75-Jährigen. Paus nannte Einsamkeit eine „Herausforderung für die gesamte Gesellschaft“. In Witten ist dieses Problem ebenfalls spürbar.
Witten: „Einsamkeit im Alter ist ein großes Problem“
Die Wittenerin Inge K. (84) hat der Redaktion ihre Geschichte erzählt. Die 84-Jährige kann nach einer Spritze gegen Ischias-Schmerzen nicht mehr alleine das Haus verlassen und kaum noch laufen. Angehörige hat sie nicht, die meiste Zeit ist sie alleine. Sie sagt unter Tränen: „Ich bin so unfassbar einsam.“ Damit ist Inge nicht alleine.
Im letzten Jahr haben wir darüber berichtet, dass nach Angaben der Malteser NRW sogar viele ältere Menschen den Knopf für den Hausnotruf drücken, weil sie jemanden zum Reden brauchen. „Einsamkeit im Alter ist ein sehr großes Problem“, sagt der Leiter des Wittener Seniorenbüros, Wilfried Braun. „Das muss man ernst nehmen und in Zukunft noch mehr angehen.“ Viele Menschen säßen allein in ihren Wohnungen. Ihnen falle die Decke auf den Kopf, denn sie wüssten nicht wohin. Aber was tut Witten für sie?
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Seniorenbüro Witten: „Möglichst früh aufklären“
Viele ältere Menschen wissen gar nicht, wo und wie sie Hilfsangebote in Anspruch nehmen können. Das Seniorenbüro hat deshalb trägerunabhängige Informationsblätter erstellt, die bei allen Themen rund ums Alter wie Bildungsangeboten, Begegnungsstätten oder Seniorenreisen helfen sollen.
Auch psychiatrische Pflegeleistungen, Wohnberatung oder Essen auf Rädern sind aufgeführt, jeweils mit Kontaktdaten. „Es gibt wirklich zu allen Themen Angebote“, sagt Braun. Ein „Ratgeber für Seniorinnen und Senioren“ ergänzt das Angebot. Auch dieser werde ständig aktualisiert. Er bietet in Kapiteln unterteilt Einzelbeiträge zu verschiedenen Themen.
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Das Seniorenbüro der Stadt Witten möchte möglichst vorbeugend arbeiten. „Wir versuchen, die Menschen möglichst früh über Angebote aufzuklären“, sagt der Leiter des Seniorenbüros. Die meisten Menschen wollen zum Beispiel im Alter lieber in ihren eigenen vier Wänden wohnen und nicht in ein Heim gehen. Damit das möglich ist, sollte man sich frühzeitig mit seiner Wohnsituation auseinandersetzen und die Hilfsangebote annehmen, rät Braun. Auch Wohngemeinschaften sind da ein Thema. „Wenn man erstmal einsam ist, kommt man da oft nicht mehr so schnell alleine raus.“
Apothekentage und Seniorenmesse sollen informieren
Zur Aufklärung gibt es seit mehreren Jahren auch die „Apothekentage“. In Kooperation mit der Wohnberatung Volmarstein (Kompetenzzentrum Barrierefreiheit) stehen Mitarbeiter des Seniorenbüros einmal im Jahr in jedem Stadtteil in Witten vor Apotheken, um mit Visitenkarten und Flyern zu informieren. Das komme immer sehr gut an. Wilfried Braun: „Manchmal rufen Menschen Jahre später an, die dann Hilfe in Anspruch nehmen möchten.“
Kontakt zum Seniorenbüro und Telefonseelsorge
Wer einen Termin mit dem Seniorenbüro vereinbaren oder sich informieren möchte, kann dies per Mail an senioren@stadt-witten.de oder telefonisch unter 02302 581 5077 oder 02302 5815080 machen.
Wer sich allein fühlt, kann jederzeit die Nummer der Telefonseelsorge in Bochum wählen. Sie ist auch für Witten zuständig: 0 800 111 0 111 oder 0 800 111 0 222 sowie per Chat und Mail unter telefonseelsorge.de.
Am ersten Sonntag im September findet außerdem jährlich eine Seniorenmesse auf dem Rathausplatz mit bis zu 50 Ausstellern statt – zeitgleich ist die Zwiebelkirmes und ein verkaufsoffener Sonntag. So sei die Aufmerksam noch größer und die Messe auch für jedermann erreichbar.
Ehrenamtliches Engagement gegen Einsamkeit
Um einsamen Menschen schöne Augenblicke zu schenken, gibt es Witten weitere Angebote. Zum Beispiel bietet der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) mit seinem Besuchshundedienst seit 2014 ein besonderes Erlebnis. Ehrenamtliche kommen mit einem der zurzeit sieben Tiere – vom kleinen bis zum ganz großen Hund – bei Seniorinnen und Senioren vorbei.
Joachim Kopietz vom ASB etwa bereitet derzeit einmal im Monat einer Wittenerin mit seinem Vierbeiner Max Freude. Auch die Boecker-Stiftung wird regelmäßig von ihm besucht. „Da freuen sich immer alle“, sagt er. Bei Interesse ist Kopietz unter der Nummer 0173/8960087 oder per Mail an j.kopietz@asb-en.de erreichbar. Der ASB freut sich immer über Menschen, die ein freiwilliges Ehrenamt übernehmen möchten.
Wer einsamen Senioren Gesellschaft leisten möchte, kann sich auch an die Feierabendhäuser in Witten wenden. Manuela Söhnchen vom Sozialen Dienst begrüßt neue Ehrenamtliche für den Besuchsdienst mit Freude. Das Altenzentrum am Schwesternpark bietet immer wieder umfassende Qualifizierungsmaßnahmen für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Witten bietet außerdem Kurse für Senioren und Veranstaltungen im Rahmen des Nachbarschaftstreffs „Café Schelle“, an der Schellingstraße 6/8 in Annen. Auch im Wittener Marienviertel gibt es ein Projekt: Ärzte verschreiben in Kooperation mit der Caritas soziale Kontakte und Hilfe im Alltag. Es gibt noch viele weitere Angebote für ältere Menschen in Witten. Diese Auflistung gibt Anregungen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
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