Witten. Seit fast 15 Jahren werden in Witten Spielplätze saniert. Viele große Spielflächen haben davon profitiert, es gibt aber auch Verlierer.
Witten soll weniger Spielplätze bekommen, aber dafür sollen sie schöner werden: Das hat die Stadt vor fast 15 Jahren beschlossen. „Qualitätsoffensive Spielflächen“ nannte sich das Projekt. Und es wurde kräftig an der Qualitätsschraube gedreht: Heute glänzen manche Plätze mit modernen Geräten aus Metall, während andere noch Holzaufbauten haben, aber dennoch gut in Schuss sind. Aber es gibt auch welche, bei deren Anblick stellt sich die Frage: Kommt das weg oder passiert hier noch etwas? Wir haben uns umgesehen.
Barrierefrei pumpen und matschen auf dem Spielplatz am Hohenstein in Witten
Der Spielplatz auf dem Hohenstein ist ein klarer Gewinner der Offensive. Dort wird seit der Neugestaltung im vergangenen Jahr fleißig gespielt, gematscht und gebuddelt. Alles ist auf dem neuesten Stand. Der 1984 errichtete Platz hat jetzt sogar eine barrierefreie Wasserpumpe, die auch Kinder im Rollstuhl benutzen können.
„Das hier ist der beste Spielplatz zwischen Wetter und Wermelskirchen“, sagt Jasmin (37). Währenddessen schiebt sie Tochter Marlene (3) und Sohn Jonathan (6) an. Die beiden drehen sich auf einem Karussell im Kreis. Besonders gefällt ihr, dass der Wasserspielplatz auf dem Hohenstein für kleine und große Kinder geeignet ist. Seit der Sanierung im vergangenen Jahr gibt es hier seltene Spielgeräte, die selbst Eltern noch in Versuchung bringen. „Da drüben war ich selbst schon drauf“,sagt Jasmin und zeigt auf den „Cliff-Rider“ .
Bei dem Gerät handelt es sich um eine Art Mutprobe. Waghalsige schwingen sich an einer fest verankerten Metallstange über einen Abgrund. Das findet auch Jonathan „richtig cool“. Und wie findet seine Schwester den neuen Spielplatz? „Schööön“, ruft Marlene, während das Karussell langsam ausdreht.
Abenteuerspielplatz in der Mark
Der Spielplatz „In der Mark“ in Annen ist seit vielen Jahren ein Anziehungspunkt in der Siedlung. „Bitte nicht darüber schreiben, dann kommen alle hierher“, sind sich Sven (36) und Julia (37) einig. „Für das Angebot, das es hier gibt, ist es immer erstaunlich leer.“ Dafür kommen die jungen Eltern mit ihren Söhnen Lasse (2) und Ole (4) sogar aus der Innenstadt. Der Spielplatz im Lutherpark liegt für sie näher, ist ihnen oft aber zu voll. Außerdem sei die Anlage In der Mark „weitläufig und doch gut überblickbar“. So verliere man die Kids nicht aus den Augen, betont Mutter Julia. Der vierjährige Ole findet „die Tunnelrutsche“ am Hang und die Wasserpumpe am coolsten. Letztere „müsste die Stadt nur noch anstellen“, wünscht sich Papa Sven.
Spielplatz im Ardeytal
Während das Wasser „In der Mark“ noch nicht fließt, läuft die Pumpe im Ardeytal schon. Der dortige Spielplatz liegt etwas versteckt hinter Häuserreihen. Doch dafür wird auf einer kleinen Fläche viel geboten: Wippetiere, zwei Spielhäuser, eine große Schaukel und eine Wasserpumpe mit Matschtischen. Es ist ruhig, sauber und gepflegt. Außerdem bieten die vielen Sitzbänke einen guten Blick ins Ardeytal. Der Spielplatz dort ist ein echter Geheimtipp.
Spielplatz an der Bachstraße
Wer den innenstadtnahen Spielplatz von der Bachstraße aus betritt, wird von einem überwucherten Baugerüst begrüßt. Es versperrt den Zugang zu einer Natursteinterrasse, die laut Stadt nicht mehr verkehrssicher ist. Sperrungen sind hier keine Seltenheit. In der Vergangenheit musste der Platz zweimal wegen Spritzenfunden geschlossen werden. Derzeit sei weder eine Sanierung noch eine Aufgabe geplant, sagt Stadtsprecherin Lena Küçük.
Dennoch wirkt es so, als hätte die Stadt den Spielplatz neben der Tanzschule Feldmann-Hartmann aufgegeben. Außer einem Klettergerüst mit Kiesbett und zwei Mülleimern gibt es dort nichts. Selbst Bänke gibt es keine mehr. Nnur zwei kreisrunde Rasenflächen lassen die ehemaligen Sitzecken erahnen. Wo früher noch ein Sandkasten mit Pumpe, ein Matschtisch und ein Spielhaus standen, liegt jetzt eine Betonplatte, die den Wasseranschluss abdeckt. Ohne das Schild am Eingang würde man meinen, es handele sich um eine ungepflegte Parkanlage, in der zufällig ein Klettergerüst steht.
Hier wurde bereits saniert
Die „Qualitätsoffensive Spielflächen“ zielt auf die Förderung von sogenannten „Mittelpunktsflächen“ ab. Gemeint sind große Spielplätze mit hoher Reichweite.
Zu den bekanntesten gehören die Spielplätze im „Park der Generationen“ in Annen, im Lutherpark, im Voßschen Garten, am Stahlhammer in Bommern, auf dem Hohenstein und am Hammerteich. Auch die Fläche am Steinhügel in Heven wurde beispielsweise entsprechend umgestaltet. Der neueste Mittelpunktspielplatz soll auf dem Brunebecker Feld in Rüdinghausen entstehen.
In diesem Jahr sollen 975.000 Euro in Wittens Spielplätze investiert werden. Hinzu kommen Kosten von 1,3 Millionen Euro für die Unterhaltung.
Wenn sich die Natur die Spielfläche zurückholt
Im Roggenkamp in Stockum kann man beobachten, wie eine Spielfläche langsam überwuchert wird. Von ursprünglich drei Spielgeräten ist nur noch eine ausgeblichene Standwippe übrig. Das Gummi am Griff ist schon lange abgefallen. Der Stahl liegt blank, und das auf etwa einem Meter Höhe. Auch hier ist seitens der Stadt - außer einer angekündigten Säuberung - derzeit keine Maßnahme geplant.
Fünf Spielplätze von 55 Wittener Spielplätzen haben wir für unseren kleinen Check herausgesucht. Wie aber soll es mit dem Spielplatzkonzept der Stadt von 2011 weitergehen? Es wurde inzwischen überarbeitet und an aktuelle Gegebenheiten angepasst.
„Es befindet sich in der finalen Abstimmung und soll in den nächsten Jugendhilfeausschuss im Mai eingebracht werden“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. Möglicherweise könnten auch neue Spielflächen entstehen. Während das Land mindestens 1,2 Quadratmeter Spielfläche pro Einwohner vorschreibt, werde der Wert in Witten um 0,05 Quadratmeter unterschritten. „Das Ziel der Fortschreibung ist auch, einen guten Vorschlag zu unterbreiten, der den Bedarfen und den Vorgaben entspricht.“
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