Witten. Besser hätte das Wetter auf der Wittener Zwiebelkirmes am Wochenende nicht sein können, gerade am Sonntag. Unsere Reporterin war mittendrin.

So manch einer hat schon gemunkelt, der Sommer sei bei all dem Regen der letzten Tage und Wochen bereits vorbei. Doch pünktlich zur 599. Zwiebelkirmes reißt die Wolkendecke auf und die Sonnenstrahlen werfen ihr Licht auf die neueste Attraktion des größten Wittener Volksfestes: ein Kettenkarussell. Kein gewöhnliches, sondern eines, das 40 Meter hoch über dem Saalbau emporragt und den Mitfahrenden einen weiten Rundblick über die Ruhrstadt ermöglicht.

Hoch hinauf geht es auf diesem ganz besonderen Kettenkarussell, eine neue Attraktion der Wittener Zwiebelkirmes.
Hoch hinauf geht es auf diesem ganz besonderen Kettenkarussell, eine neue Attraktion der Wittener Zwiebelkirmes. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Ich habe das Dach vom Rathaus gesehen“, ruft der achtjährige Ben begeistert, der mit seiner Oma für ein paar Fahrten am Samstagnachmittag vorbeigekommen ist und gleich noch eine Runde fahren will. Gegenüber tönt es wie bei der Formel 1. Die Wagen vom „Break Dance“ wirbeln hin und her. Der Klassiker zieht viele junge Leute an, die vorm Kassenhäuschen Schlange stehen. „Seniorchefin“ Dagmar Bonner schiebt die Tickets durch die Öffnung.

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Schwiegersohn Thomas Grass, erster Vorsitzender der Schaustellervereinigung Witten, ist zufrieden. „Wenn das Wetter mitspielt, haben die Leute Lust auf Kirmes“, sagt der 35-Jährige und blickt zum Himmel, wo nur noch ein paar Wolken vorbeiziehen. Entlang der Bergerstraße, bis zur Kreuzung und die Ruhrstraße hoch, drängt es sich eng auf eng. Gerade am Sonntag, mit verkaufsoffenen Geschäften, Seniorenmesse und Oldtimerschau in der Innenstadt, wird es richtig schön.

Die bunte Glitzerwelt der Kirmes: Die Zwiebelkirmes kann sich mit ihren Fahrgeschäften sehen lassen.
Die bunte Glitzerwelt der Kirmes: Die Zwiebelkirmes kann sich mit ihren Fahrgeschäften sehen lassen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

An der Drachenschänke gönnt man sich am frühen Abend das ein oder andere kühle Weizen (drei Euro), gegen den Hunger gibt es Bratwurst, gebratene Champignons, Backfisch, Ofenkartoffeln und holländische Pommes. Auf den süßen Zahn warten Crêpes mit Zimt und Zucker für drei Euro, mit Nutella für vier Euro. Auch die Karussells kosten meistens vier Euro.

Auch viele Angebote nur für Kinder bei Zwiebelkirmes in Witten

Für die ganz Kleinen finden sich auf dem Weg klassische Karussells, ein Pool mit aufblasbaren Riesen-Bällen, in denen die Kinder über das Wasser laufen können, Kuscheltierautomaten mit Simba, Nala, Tom, Jerry und Avocados aus Plüsch, Dosenwerfen und natürlich Entenangeln.

„Seifenblasen“ in XXL: Kate bewegt sich damit geschickt übers Wasser.
„Seifenblasen“ in XXL: Kate bewegt sich damit geschickt übers Wasser. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Emma ist eine Meister-Anglerin und zieht die kleinen Tierchen im Sekundentakt aus dem Wasser. Mama Dana steht daneben, passt auf Emmas Barbie-Luftballon auf und ist vom Talent ihrer Tochter ganz begeistert. Überhaupt mag sie den Rummel. „Wir wohnen noch nicht lange hier. Deshalb ist es das erste Mal auf der Zwiebelkirmes. Für Kinder finde ich das Angebot wirklich gut“, sagt die Neu-Wittenerin.

Max Nowag ist in Witten hingegen ein alter junger Hase. Der 32-Jährige sticht mit seinem Wagen „Pinky Sweets“, den er mit seiner Frau Ricarda betreibt, in schrillem Pink hervor. Schürze des Schaustellers und Interieur des Wagens sind passend dazu abgestimmt. Nowag gehört zu einer der ältesten Schaustellerfamilien Wittens. In sechster Generation steht er hinterm Tresen und brennt Mandeln, schokoliert Erdbeeren und zaubert Zuckerwatte.

Kirmes ist nur was für Kinder? Von wegen, mögen auch diese beiden erwachsenen Besucherinnen und Besucher denken, die gerade eine Runde Karussell fahren.
Kirmes ist nur was für Kinder? Von wegen, mögen auch diese beiden erwachsenen Besucherinnen und Besucher denken, die gerade eine Runde Karussell fahren. © Bastian Haumann

„Kirmes ist für alle da und deswegen versuchen wir, die Preise nicht zu erhöhen. Im Gegenteil, einiges biete ich sogar wieder günstiger an“, sagt der Wittener, der zweiter Vorsitzender der Schaustellervereinigung ist. Glasierte Äpfel gibt es für zwei Euro, Zuckerwatte am Stäbchen auch. In zartem Pink, versteht sich. Wer mag, kann die Einkäufe seit Neustem sogar mit Karte zahlen, sagt der Schausteller und zeigt stolz das Kartenlesegerät.

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Das Team plant bereits für die Zwiebelkirmes im nächsten Jahr, die eine ganz besondere werden soll. Dann steht die Jubiläumsausgabe zum 600 Geburtstag. an. Was geplant ist? „Wir arbeiten immer wieder an neuen Highlights. Mein großes Ziel ist es, irgendwann eine Achterbahn nach Witten zu kriegen“, sagt Nowag.

„Pinky Sweets“ bieten Ricarda und Max Nowag an ihrem Stand auf der Kirmes an. Klar, müssen auch die Schürzen dazu farblich passen.
„Pinky Sweets“ bieten Ricarda und Max Nowag an ihrem Stand auf der Kirmes an. Klar, müssen auch die Schürzen dazu farblich passen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Der Abend schreitet voran und es wird noch etwas voller. Zurück am Kettenkarussell, ertönt der Star-Wars-Soundtrack. Die Crew bittet zum Einsteigen, dann geht es hoch hinaus. Nebenan leuchten die Scheinwerfer der Autoscooter in der Dämmerung, Kinder lachen und an der Drachenschänke klirren die Gläser. Im nächsten Jahr surrt vielleicht noch eine Achterbahn. Und pünktlich um 22 Uhr leuchten die Raketen beim Feuerwerk am Abendhimmel. Die Vorfreude auf die 600. Zwiebelkirmes steigt.

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