Witten. Einen Ausbildungsplatz in Witten zu finden, wird wieder schwieriger. Deshalb gab es für junge Leute eine ganz besondere Aktion am Berufskolleg.

„Ich will keinen langweiligen Job, ich brauche Action.“ Sophie Wietzke (18) ist zum „Azubi-Speed-Dating“ in die Kreissporthalle gekommen, um einen Ausbildungsbetrieb zu finden. Zum dritten Mal beschnuppern sich Schüler und Unternehmen am Wittener Berufskolleg. Dafür bleibt ihnen jeweils zehn Minuten Zeit. dann ist der Nächste an der Reihe.

Während die erste Ausgabe noch in den Räumen der Schule Platz fand, weicht man mittlerweile auf die Halle aus. Und die ist an diesem Tag proppevoll. Rings um das Spielfeld stehen Infostände von über 30 Unternehmen, die mit bunten Bannern und auffälligen Logos auf sich aufmerksam machen wollen. Sophie möchte sich auf jeden Fall beim Spezialbaustoffhersteller Ardex beraten lassen, einem der größten Wittener Unternehmen.

„In Witten ist es schon schwierig, einen Ausbildungsplatz zu finden.“

Sie sucht schon seit einer Weile nach einem Ausbildungsplatz. Im Mai steht das Fachabitur an. Noch trennen Sophie vier Prüfungen vom ersehnten Schulabschluss. „In Witten ist es schon schwierig, einen Ausbildungsplatz zu finden. Gerade wenn man das Angebot mit Großstädten, wie Bochum oder Dortmund vergleicht. Da findet man mehr“, sagt die 18-Jährige. Woran das liegt? Viele Schüler griffen bei der Suche auf Apps zurück. Doch bei gängigen Vertretern wie „Dein erster Tag“ oder „Azubiwelt“ seien Wittener Firmen kaum vertreten.

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Das Möbelhaus Ostermann sucht sowohl virtuell als auch vor Ort beim Speed-Dating Azubis. Es hat gleich zehn Ausbildungsstellen in der „Azubiwelt“ beworben, der App bei der Arbeitsagentur. Auch auf Instagram sein man aktiv, um Nachwuchs anzuwerben, sagt Ausbildungsleiter Christian Schulze (46). Gerade in der Lagerlogistik, Auslieferung und beim Möbelaufbau werde „händeringend“ gesucht.

Großer Andrang und teils lange Schlangen beim Azubi-Speed-Dating in der Wittener Kreissporthalle.
Großer Andrang und teils lange Schlangen beim Azubi-Speed-Dating in der Wittener Kreissporthalle. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das sind Jobs, bei denen man noch richtig anpacken muss. Weil körperliche Arbeit generell weniger gefragt ist, hat das Unternehmen seine Strategie geändert. „Wir wissen auch mittlerweile, dass Auszubildende nicht mehr automatisch auf einen zukommen. Wir müssen so viele Kanäle wie möglich öffnen“, sagt Schulze. Auch beim Speed-Dating scheint es schwierig zu sein, junge Menschen für den Job mit Muskelkraft zu begeistern. Nur wenige Schüler kommen an den Stand, um sich zu informieren.

Großer Andrang am Stand von Firma Lohmann

Bei der Firma Lohmann bildet sich hingegen immer wieder eine Schlange. Dort steht Leon Rusokhin hinter einem Stehpult und wirbt für den Stahlhersteller. Der 22-Jährige macht eine Ausbildung als Industriekaufmann. Er weiß nur Positives zu berichten. Zur Firma ist er über seinen Onkel gekommen, der arbeitet in der Stahlproduktion. Aus Sicht des Traditonsbetriebs ist das Speed-Dating ein Erfolg. „Wir haben schon einige Interessenten, die ihre Kontaktdaten dagelassen haben“, sagt Leon.

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Alina Guse (22) informiert sich am Stand des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke über die Ausbildung zur Pflegefachfrau. Erfahrungen in der ambulanten Pflege hat sie bereits bei einer Firma in Wetter gesammelt. „Eigentlich wollte ich nur fragen, ob noch ein Ausbildungsplatz frei ist“, sagt die 22-Jährige. Es sind sogar noch mehrere unbesetzt.

Über ein Praktikum zur Ausbildung

Fabian Krug (18) möchte gerne Koch werden. Er ist mit dem Angebot in der Kreissporthalle nicht wirklich zufrieden. „Es gibt hier nur ein Unternehmen, das Köche ausbildet, die St.-Elisabeth-Gruppe“, sagt er. Fabian hat an der Holzkampschule seinen Hauptschulabschluss gemacht und während eines Praktikums im Ardey Hotel schon Küchenluft geschnuppert. Sandra Janßen von der IHK, die das Speed-Dating mitorganisiert hat, nennt ihm noch ein paar Anlaufstellen. „Einfach hingehen, die können motivierte Leute gebrauchen.“

Nach rund einer Stunde Speed-Dating wirkt Sophie zufrieden. Das Gespräch mit der Vertreterin von Ardex ist gut gelaufen. „Ich habe mich über die Ausbildung zum Industriemechaniker informiert. Die Übernahmechancen sind gut, das ist mir wichtig“, sagt sie. Losgehen soll es für sie erst mal mit einem Praktikum.

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