Witten. Vor zehn Jahren ist die „Neue Mitte“ in Witten-Bommern eröffnet worden. Und wie fällt das Fazit von Kunden und Einzelhandel aus? Alle zufrieden?

Edeka begrüßte seine Kunden mit 1500 roten Rosen, in der „Apotheke am Ring“ gab es Kokosmilch: Am 10. April 2014 hat Bommerns „Neue Mitte“ nach gerade mal einem Jahr Bauzeit Eröffnung gefeiert. Waren die Kundinnen und Kunden damals schon glücklich, so sind sie es heute immer noch.

Für den Ortsteil war es ein Quantensprung. Zwei große neue Supermärkte, dazu eine Apotheke und ein Elektroladen, außerdem über 150 Parkplätze - alles auf einem Fleck und trotzdem relativ großzügig gestaltet. Hätte es die „Neue Mitte“ schon vor 20 Jahren gegeben, als Viktorya aus der Ukraine nach Witten kam, sie wäre direkt nach Bommern gezogen, sagt die Apotheken-Mitarbeiterin heute.

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„Ich hatte mich damals gegen Bommern entschieden, weil es ein bisschen zurückliegt, weil die Busverbindungen schlecht waren und es auch nicht so viel Einzelhandel gab“, erinnert sich Viktorya. Heute sei alles anders, dank der „Neuen Mitte“. „Ganz toll und so praktisch“ sei es geworden, „so lebhaft“, schwärmt sie. Die 41-Jährige lobt vor allem die guten Einkaufsmöglichkeiten. Und praktischer geht es kaum, da hat sie recht.

Hier der 1000 m² große Klinkerbau von Aldi, dazwischen der Parkplatz, und schon steht man vor dem 1600 m² großen Edeka. Da der Vollsortimenter, dort der Discounter. Beide können sich nicht beklagen. Bommern hat ein zahlungskräftiges Publikum, und der Parkplatz ist nicht nur vor Ostern voll.

Kunden loben gute Einkaufsmöglichkeiten am Bommerfelder Ring in Witten

„Mir gefällt es gut“, sagt Lea (29), die mit ihrem vollen Einkaufswagen und Sohnemann Arthur (anderthalb) gerade zum Auto geht, Sie wohnt in der Innenstadt, kauft aber gern bei Edeka in Bommern ein. „Der Laden ist so modern.“ Auch Gerlinde (69) ist zum runden zehnten Geburtstag der „Neuen Mitte“ voll des Lobes. „Super“, sagt sie. „Aldi ist schön, Edeka ist schön. Man kann alles, was man braucht, hintereinander einkaufen.“ Und genug Parkplätze gebe es auch.

Wobei es zumindest zwischendurch Probleme mit Langzeitparkern und dem Sport gab. Gegenüber liegt die Halle des TuS Bommern. Kunden der Lebensmittelmärkte klagten, dass bei Spielen oft alles zugeparkt gewesen sei. Im Dezember zog der Handel dann die Notbremse.

Die „Neue Mitte“ in Witten-Bommern aus der Luft fotografiert.
Die „Neue Mitte“ in Witten-Bommern aus der Luft fotografiert. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Seitdem gilt eine maximale Parkdauer von zwei Stunden, die Nummernschilder werden eingescannt, Verstöße mit 30 Euro geahndet. Für 120 Minuten darf nun auch der TuS den Parkplatz während seiner Spiele ganz offiziell nutzen. Das habe sich inzwischen eingespielt, Beschwerden gebe es kaum, sagt Ralf Schwalemeyer (64), dem der Edeka gehört. Bis 2014, bis zur Eröffnung des neuen Marktes am Bommerfelder Ring, betrieb er den alten, deutlich kleineren Edeka unten am Bodenborn.

Die Neue Mitte hat sich bezahlt gemacht“, sagt Schwalemeyer. Keine Sekunde habe er den Umzug bereut. Jetzt, nach zehn Jahren, wird er den Supermarkt bald etwas umbauen, Elektro Hoffmann zieht aus. Bäcker Büsch und die Apotheke bleiben natürlich seine Untermieter. Städtebaulich wurden die Erwartungen ebenfalls erfüllt.

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Das Gesamtbild passt, da sind sich alle einig, auch zur Helene-Lohmann-Realschule gegenüber. Dass der Stahlbauer damals während der Bauphase pleite ging? Geschenkt. Auch die alte Feuerwache und der ehemalige Schlecker, die den Neubauten vor zehn Jahren weichen mussten, sind längst Geschichte.

„Endlich kann man beim Einkaufen auch vernünftig parken“: SPD-Urgestein und Heimatforscher Klaus Wiegand gehörte vor über zehn Jahren zu denen, die sich für die Neue Mitte in Witten-Bommern stark gemacht hatten.
„Endlich kann man beim Einkaufen auch vernünftig parken“: SPD-Urgestein und Heimatforscher Klaus Wiegand gehörte vor über zehn Jahren zu denen, die sich für die Neue Mitte in Witten-Bommern stark gemacht hatten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Ausgesprochen positiv“ - dieses Fazit ziehen ebenso die Kommunalpolitiker, etwa Klaus Wiegand, SPD-Urgestein aus Bommern. „Wir haben ein ganz anderes Angebot bekommen. Man konnte endlich nicht nur vernünftig einkaufen, sondern vor allem parken. Das war am Bodenborn immer äußerst unangenehm“, erinnert sich der 81-Jährige, der sich für die Neue Mitte stark gemacht hat, aber auch das Engagement der anderen Parteien hervorhebt.

Kleiner Wermutstropfen bei aller Freude: Der neue „Treffpunkt“, wie ihn sich mancher vielleicht vorgestellt hatte, ist es am Ende dann aber nur bedingt geworden. „Dafür bräuchte man ja auch eine entsprechende Lokalität“, sagt Wiegand. Wobei: Für einen Kaffee bei Bäcker Büsch reicht‘s allemal.