Witten. Klaus Wiegand ist seit 1975 SPD-Ratsherr in Witten. Bei der Kommunalwahl tritt er nicht mehr an. Er war auch Bildungsberater der Staatskanzlei.
Ein alter Fahrensmann der Wittener SPD geht von Bord: Seit 1975 sitzt Klaus Wiegand für die Sozialdemokraten im Rat – mit einer Unterbrechung. 1999, als die SPD bei der Kommunalwahl in NRW im Schnitt zwischen 10 und 15 Prozent verlor, landesweit auf 33,9 Prozent abstürzte, wurde auch Wiegand in Witten nicht wiedergewählt. 2007 zog der Bommeraner – als Nachrücker – erneut in den Rat ein. Jetzt, mit 77 Jahren, müsse für ihn Schluss sein, meint der pensionierte Schulleiter.
Klaus Wiegand gehört zu den Sozialdemokraten, die sich von unten nach oben gekämpft haben. Nach einem Volksschulabschluss und einer Maurerlehre in Witten hat er sich auf einer Abendschule, neben seiner anstrengenden Arbeit als Geselle auf dem Bau, weitergebildet. „Das war die schwerste Zeit meines Lebens“, sagt er rückblickend. Mit der Hochschulreife in der Tasche wurde er zunächst Grund- und Hauptschullehrer, nach dem Studium an der damals noch jungen Ruhr-Universität Bochum Gymnasiallehrer für Geschichte, Geografie und Pädagogik.
Gesamtschulen eröffnen Kindern Bildungschancen, meint der Sozialdemokrat
Seit dem elften Lebensjahr ein Wittener
Klaus Wiegand wurde in Dortmund geboren und wuchs bis zu seinem elften Lebensjahr in Wanne-Eickel auf. Dann zog er mit seinen Eltern nach Witten. Wiegand ist verheiratet mit einer Studienoberrätin und hat zwei Söhne.
Von 1975 bis 1999 war er Wiegand SPD_Ratsherr, von 1982 bis 1989 auch stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender. Seit 2007 ist er wieder SPD-Ratsmitglied.
Ein beruflicher Aufstieg durch Bildung. Ein Weg, der vielen Menschen offenstehen sollte, wie Wiegand findet. Gesamtschulen können hierfür ein Schlüssel sein, meint er. Der Wittener hat in Bochum die Willy-Brandt-Gesamtschule aufgebaut und war dann 20 Jahre lang deren Rektor. Ein Lehrer aus Leidenschaft, der betont: „Der Unterricht fehlt mir heute noch.“ Der SPD-Ratsherr hat sich dafür eingesetzt, dass auch in Witten Gesamtschulen eine Chance bekommen haben. „Weil ich möchte, dass auch Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen eine gute Ausbildung erhalten.“ Die Gesamtschule sei hierfür ein guter Weg, findet Wiegand.
Er hätte sich eine sechszügige Gesamtschule für die Wittener Innenstadt gewünscht. Die Gesamtschulen eröffneten dann aber 1982 in Herbede (Hardenstein-Gesamtschule) und in Annen (Holzkamp-Gesamtschule). In Herbede sei dies auf erhebliche Widerstände von Eltern gestoßen, erinnert sich Klaus Wiegand. Denn dort wurde das 1976 eröffnete Hardenstein-Gymnasium in eine Gesamtschule umgewandelt.
„Die Hochschule macht einen guten Job und bereichert die Stadt!“
Ältere Wittener werden sich vielleicht auch daran erinnern: Mit Dr. Konrad Schily, dem langjährigen Präsidenten und Mitgründer der Universität Witten/Herdecke, hat Klaus Wiegand – zusammen mit anderen Politikern – öffentlich über den Sinn und Zweck einer privaten Hochschule in Witten diskutiert. „Ich hatte die Sorge, dass sich die Universität zu einer Eliteschmiede für Kinder wohlhabender Eltern entwickelt“, betont er. Schily habe aber zugesagt, dass die Wittener Uni allen sozialen Schichten offenstehen solle. Was Klaus Wiegand sehr wichtig war. Der heute sagt: „Die Hochschule macht einen guten Job und bereichert die Stadt!“
Von 1994 bis 1999 war der Bommeraner Vorsitzender des Sozialausschusses. Das „Haus im Park“, eine Anlaufstelle für Drogenabhängige im Lutherpark, entstand in dieser Zeit auf seine Initiative hin. Auf die Idee brachte ihn ein Mann, der Wiegand in seiner Bochumer Schule besuchte und ihm sagte, für Junkies müsse in Witten dringend etwas getan werden. Klaus Wiegand konnte die Awo für das Projekt gewinnen, die das Haus als Trägerin übernahm.
„Rüttgers hat Schule als Chefsache betrachtet“
Das große schulische Engagement Wiegands hatte sich bis in die Düsseldorfer Staatskanzlei herumgesprochen. Von 2005 bis 2008 war der Wittener dort auch als Bildungsberater für CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (2005-2010) tätig. „Rüttgers hat Schule als Chefsache betrachtet. Er war für ein durchlässiges Schulsystem. Das habe ich genauso gesehen.“
Wiegand engagiert sich für den Stadtteil, in dem er lebt. Früher gab es dort das Unternehmen Stahlhammer. Gefertigt wurden auf dem Betriebsgelände am Bodenborn Schmiedestücke für Maschinenfabriken, Schiffs-, Berg- und Hüttenwerke sowie Ketten für den Eisenbahnbedarf. Eine Produktion, die mitten im Wohngebiet zu viel Lärm verursachte, so der Ratsherr.
Wiegand setzte sich gemeinsam mit dem damaligen Arnsberger Regierungspräsidenten Richard Grünschläger für einen Umzug der Firma ein. „Das wurde auch von der Mehrheit der SPD-Fraktion und des Rates unterstützt.“ Das Unternehmen fand in Witten jedoch keinen geeigneten anderen Standort und zog 1978 schließlich nach Hamm um, wo es heute noch unter dem Namen „Stahlhammer Bommern“ tätig ist.
Interesse am Thema Denkmalschutz
Der studierte Historiker und Geograf ist seit 2011 auch Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Bommern und Autor von vier Büchern zur Bommeraner Geschichte. Klaus Wiegand wird nicht mehr für die SPD im Rat sitzen, könnte sich aber gut vorstellen, im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umweltschutz (ASU) als beratendes Mitglied für den Bereich Denkmalschutz tätig zu sein. „Wenn man mich dort will.“
Zwar geht Wiegand bei der Kommunalwahl am 13. September für die Genossen nicht mehr ins Rennen. Er hofft und setzt aber auf einen Wahlsieg von Bürgermeisterin Sonja Leidemann. „Sie hat eine gute Arbeit geleistet. Ich jedenfalls werde sie unterstützen.“