Witten. Müllsammelaktionen und Wurmkisten: Wittens Schulen sollen nachhaltiger werden. Und die Kinder zu Vorbildern für Erwachsene. Das steckt dahinter.
Viel vorgenommen hat sich der Wittener Verein „weniger“ mit seinem neuen Projekt „Weniger macht Schule“. Durch Müllsammelaktionen und Wurmkisten soll an den Grundschulen der Ruhrstadt das Thema Müll und Umweltschutz in den Fokus rücken. Das Ziel: die Schulen zu Vorreitern in Sachen Nachhaltigkeit zu machen – und vielleicht eines Tages frei von Müll.
Den Anfang hat in vielerlei Hinsicht die Hüllbergschule gemacht. Sie hat – mit Unterstützung des „weniger eV.“ – bereits Ende 2021 ihre Transformation begonnen. Hochbeete, eine Wildblumenwiese für Bienen, ein grünes Klassenzimmer im Freien und eine Wurmkiste für den Biomüll sind etwa seitdem entstanden. Anfang des Jahres konnte Schulleiter Kevin Mróz die Unterlagen zur Zertifizierung als „Schule der Zukunft“ einreichen. Im Mittelpunkt dieses NRW-Programmes steht das Thema Nachhaltigkeit. Es soll Teil des Unterrichts und der Schulentwicklung werden.
Verein will Begeisterungswelle für Müllvermeidung und Umweltschutz auslösen
„Im Idealfall bewerben sich alle anderen 16 Grundschulen 2026 auch als ‚Schule der Zukunft‘“, formuliert Patrick Schulz vom Vorstand des weniger-Vereins das Ziel des Projekts. Der Weg dahin könnte aber stellenweise ein langer sein: Noch Ende 2022 trennte zum Beispiel nur die Baedekerschule ihren Müll. An den restlichen Schulen gab es lediglich Papiertonnen und solche für den Restmüll. Die CDU drängte damals auf eine bessere Trennung. Mittlerweile hätten sich viele Schulen auf den Weg gemacht und versuchten im Alltag auf eine Reduzierung beziehungsweise Trennung des Mülls hinzuwirken, so Jugendamtsleiterin Corinna Lenhardt.
Auf eine „Begeisterungswelle“ für den Umweltschutz hoffen nun Schulz und sein Team. Im Sommer starten an mindestens sieben Schulen Müllsammelaktionen, MüTos genannt, für Müllsammeln und Toben. Denn nachdem die Kinder gemeinsam auf dem Schulhof und der Umgebung achtlos weggeworfenen Müll eingesammelt haben, wird beim weniger-Verein immer eine Runde gespielt und gerannt. Die Idee stammt von Schulz, bekannt wurde das Konzept unter dem Namen „Bochum bolzt“. Denn zu Beginn gab es die Aktionen in der Nachbarstadt – und mit Fußballspiel.
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Kinder als Vorbilder für Erwachsene
Die Idee hinter MüTos: „Die Kinder sollen sehen, wie viel Müll tatsächlich herumliegt“, sagt der 30-Jährige. Und damit auch die Einsicht bekommen, dass Müll, besonders Plastik, nicht einfach „verschwindet“. Die Mädchen und Jungen seien immer mit großer Freude bei der Sache – und tragen ihre erhöhte Sensibilität für das Thema mit ins Elternhaus. „So können Kinder auch Vorbild für Erwachsene werden.“
Zum Projekt gehören aber auch die Wurmkisten, die nach und nach an den Wittener Grundschulen aufgestellt werden sollen und in denen Biomüll zu Kompost wird. Die Gerichtsschule hat bereits seit Februar eine solche, die Harkortschule erst seit wenigen Tagen. Noch sieben weitere folgen im Laufe des Jahres, weitere dann 2025. Für die Schule ist die Kiste plus einem dazugehörigen Workshop kostenlos. Der Verein wirbt hierfür gerade Fördermittel ein. Denn jede Wurmkiste kostet rund 3000 Euro.
Anschubförderung über 50.000 Euro
Das Gesamtprojekt „weniger macht Schule“ hat zudem gerade eine Anschubförderung von der Soziallotterie „aidFIVE“ erhalten. Rund 50.000 Euro sichern die Personalkosten für die ersten sechs Monate. Ein weiterer Förderantrag ist bereits gestellt, dieser würde das Projekt bis Februar 2026 finanzieren. Sein Konzept hat Patrick Schulz kürzlich im Schulausschuss vorgestellt. „Das Projekt passt treffgenau, schließlich hat Witten seit 2021 eine Nachhaltigkeitsstrategie“, sagt Arnold Evertz, Vorsitzender des Gremiums. Es sei sowohl bei der Verwaltung als auch bei den Schulen auf sehr positive Resonanz gestoßen. „Wenn alle Schulen mitmachen, würden wir als Kommune eine Vorreiterrolle einnehmen“, so der Grünen-Politiker.
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Schulz hat sich auch Gedanken darüber gemacht, wie an den hiesigen Schulen Müll vermieden werden kann. Die Pferdebach-, die Hüllberg- und die Erlenschule werden diese als Pilotschulen testen. Gedanklicher Ausgangspunkt ist dabei die Wurmkiste. „Denn in der Natur entsteht kein Müll“, sagt Schulz. Die Kinder sollen lernen, dass es „guten“ (etwa Papier) und „schlechten“ Müll gibt – und das man beide voneinander trennen sollte.
Plastikmüll muss mit nach Hause genommen werden
Als Ansporn und Anstoß soll an den Schulen dann etwa die Restmülltonne verkleinert werden, Tonnen für Plastikmüll soll es nicht geben. Der Verpackungsmüll landet natürlich nicht im Restmüll, sondern muss von den Kindern und Lehrenden wieder mitgenommen werden. Die Hoffnung: Dass die Kinder und ihre Familie so nach und nach Abstand von Einwegverpackungen nehmen. „Und wenn statt eines Schokoriegels dann ein Apfel mitgegeben wird, fördert das nebenher auch noch die Gesundheit“, sagt Schulz.
>>> Weitere Infos zum Verein und seinen Projekten findet man auf wenigerev.de. Dort kann man auch Fördermitglied werden und so die Arbeit an den Schulen unterstützen.
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