Witten/Wetter. Eine Seilbahn von Witten, dem Kemander See und dann zur Ruhr-Uni? Die EN-CDU meint es ernst. Scheitert sie schon an einer Machbarkeitsstudie?
In der Politik muss man mit Gegenwind rechnen und bei einem so gewagten, zweistelligen Millionenprojekt sowieso: Der Kreisausschuss debattierte jetzt über einen Prüfauftrag der CDU, der eine Seilbahn zwischen Witten-Heven (oder/und Herbede), Kemnader See und der Bochumer Ruhr-Uni sowie der Burg Volmarstein und Alt-Wetter vorschwebt. Dabei wurden gerade die Kosten für eine Machbarkeitsstudie kritisch hinterfragt. Fazit: Es gibt noch Beratungsbedarf.
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„Die Kreisverwaltung wird beauftragt, zu prüfen, inwieweit Seilbahnen den ÖPNV im Ennepe-Ruhr-Kreis ergänzen können“, lautet der Antrag der Kreis-Union. „Wir brauchen für die Verkehswende ein flächendeckendes System“, sagt deren Vorsitzender Ulrich Oberste-Padtberg aus Witten. Und: „Die Lücken kann man auch mit einer Seilbahn schließen.“
Die Kreisverwaltung solle prüfen, „inwieweit Verbindungen zwischen Wetter/Ruhr im Ortsteil Alt-Wetter und der Burg Volmarstein und zwischen Witten-Herbede (Ruhrtalbahn) bzw. Witten-Heven (Endpunkt Straßenbahn) und der Ruhr-Universität umsetzbar sind“, heißt es in dem Antrag. Die Umsetzung der Verkehrswende verlange „innovative und technologieoffene Ideen“.
SPD weist auf hohe Planungskosten hin
Die SPD stellt sich gerade wegen der Kosten quer. SPD-Kreisfraktionschef Daniel Pilz: „Wir hätten schon vorab hohe Planungskosten, um zu prüfen, ob eine Seilbahn überhaupt Sinn macht.“
Damit spielte er vor allem auf eine Machbarkeitsstudie an, die von der Kreisverwaltung mit rund 100.000 Euro Kosten beziffert wurde. Deren Kosten will die CDU nun genau ermitteln. Auch die Grünen äußerten Bedenken hinsichtlich der Ausgaben für eine solche Studie.
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Die SPD hält eine Seilbahn zumindest in Richtung Volmarstein schon jetzt für ausgeschlossen. „Sie würde allein für touristische Zwecke eingesetzt – und dafür gibt es keine Fördermittel“, sagte Pilz. Zudem sehe die SPD die Auslastung an der Stelle nicht gegeben. „Und wir wissen, dass es Bedenken der Anwohner gibt, wenn eine Seilbahn über den Köpfen der Menschen hinwegfährt.“
CDU spricht von leeren Bussen
Als ÖPNV-Alternative, wie von der CDU angedacht, schließt die SPD die Seilbahn sowieso aus. „Das ist keine Alternative. Eine Seilbahn ist völlig unflexibel. Sie fährt von einer Station zur anderen. Busse können an die Verkehrsströme angepasst und umgelenkt werden“, sagte der SPD-Kreisfraktionschef. Zur Ruhr-Uni pendelt von Witten aus zum Beispiel der 320er und 375er.
Außerdem decke der ÖPNV die komplette Kreisfläche ab und nicht nur einen kleinen Teil“, so Pilz, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Verkehrsgesellschaft EN (VER) ist. Ulrich Oberste-Padtberg kontert: „Die Subventionierung der VER kostet jedes Jahr 18 Millionen Euro, für die wir leere Busse im Kreis fahren lassen.“
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Alle Verkehrsmittel müssten miteinander verknüpft sein, sagen die Experten. Seilbahnen könnten quasi eine Zubringer- oder auch Brückenfunktion haben. „Wir können damit eine Entlastung und einen Lückenschluss des bestehenden Systems erreichen“, sagte Wolfram Auer, Projektplaner der Doppelmayr Seilbahnen GmbH, bei einer CDU-Kreisfraktionssitzung im Januar.
Thema kommt in den Kreistag
Seilbahnen böten den Vorteil einer guten Verkehrsanbindung und Mobilität, würden aber „nur minimalinvasiv in die Fläche eingreifen“, so Auer. Lediglich die Stationen und Pfeiler müssten gebaut werden. Alles andere spiele sich in der Luft ab. Außerdem seien Seilbahnen geräusch- und emissionsarm. Sie sparten viel CO₂.
CDU-Mann Oberste-Padtberg, der schon die Ruhrtalbahn nach Hagen für den ÖPNV reaktivieren will, gibt sich noch nicht geschlagen. „Der Showdown kommt am 18. März im Kreistag“, sagt er. Dann entscheidet sich, ob den hochfliegenden Plänen der Union im Rahmen der Haushaltsdebatte frühzeitig ein Ende gemacht wird.