Bochum-Süd. Während in Witten rege über den Bau einer Seilbahn diskutiert wird, erinnern sich in Bochum viele an ähnliche Pläne. Nur bislang fährt sie nicht.

Eine Seilbahn als Teil des öffentlichen Nahverkehrs zwischen der Ruhr-Uni und Witten-Heven? Die Pläne, die gerade in unserer Nachbarstadt rege diskutiert werden, kommen einigen Bochumern ziemlich bekannt vor. Denn auch hier gab es vor fast zehn Jahren schon Überlegungen, um ein ganz ähnliches Projekt auf den Weg zu bringen. Zwar fahren noch immer keine Seilbahnen über Bochumer Köpfe hinweg, doch bis heute ist Volker Steude, Fraktionsvorsitzender der „Stadtgestalter“, von der Idee überzeugt: „Das könnte großartig werden“, sagt er. „Man muss es nur wollen.“

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Im Februar 2015 überraschte Steude die Lokalpolitik mit einem Thema, das verdächtig nach einer Schnapsidee klang. Um den öffentlichen Personennahverkehr klimafreundlich auszubauen und bestehende Linien wie etwa die U35 zu entlasten, sollten mehrere Seilbahnstrecken durch die Stadt führen. Mit schwebenden Gondeln verbunden werden sollte unter anderem die Innenstadt, der Ruhrpark, das Gewerbegebiet Mark 51/7, die Ruhr-Uni und der Kemnader See.

Steude erzählt, dass es viele Gespräche etwa mit der Uni, dem VRR und dem Ruhrpark gegeben habe. Überall sei er auf neugierige Ohren gestoßen: „Die Idee fanden alle interessant. Nur die rot-grüne Koalition im Rathaus tat sich schwer damit, eine Seilbahn als attraktives Verkehrsmittel anzuerkennen.“

Seilbahn vom Uni-Campus zum Kemnader See

Eine Idee war, den Uni-Campus mit dem Kemnader See zu verbinden. Auf dem dortigen Parkplatz am Hafen Heveney war im Jahr 2017 der mögliche Neubau einer Hotelanlage mit 100 Zimmern erwogen worden. „Touristisch wäre eine Seilbahn hier interessant, und Bochum hätte damit eine echte Attraktion“, sagt Steude. „Gleichzeitig würde der Parkdruck am Kemnader See deutlich abnehmen, weil die Menschen dann an der Uni parken und den Rest mit der Seilbahn fahren könnten.“ Auch bei großen Veranstaltungen wie dem Zeltfestival könnten die Besucher die Parkplätze an der Hochschule nutzen.

Volker Steude, Fraktionsvorsitzender der „Stadtgestalter“, ist von der Seilbahn-Idee weiterhin überzeugt.
Volker Steude, Fraktionsvorsitzender der „Stadtgestalter“, ist von der Seilbahn-Idee weiterhin überzeugt. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Als reine Freizeitstrecke an den Wochenenden sei eine Seilbahn wirtschaftlich allerdings nicht rentabel: „Das würde nur funktionieren, wenn auch die Studierenden wochentags damit fahren.“ Hier sei eine Verlängerung der Strecke nach Witten, die derzeit diskutiert wird, absolut zu begrüßen. „Das macht die Seilbahn für viele Menschen attraktiv.“

Es braucht nur jemanden, der das einfach mal anpackt.
Volker Steude, Fraktionsvorsitzender der „Stadtgestalter“

In Witten hat die CDU-Ratsfraktion jetzt einen Prüfauftrag an den Ennepe-Ruhr-Kreis gestellt, um herauszufinden, ob eine Seilbahnlinie zur Ruhr-Uni sinnvoll und bezahlbar sei. Doch wie teuer wäre der Bau einer solchen Bahn? Wolfram Auer, Projektplaner der Doppelmayr Seilbahnen GmbH, nennt bei einem Treffen im EN-Kreis das Beispiel Mannheim, wo während der Bundesgartenschau eine Seilbahn in Betrieb war. Die Stadt habe für die 2,5 Kilometer lange Konstruktion etwa 10 bis 15 Millionen Euro bezahlt.

In Oberhausen und Herne gibt es ebenfalls Pläne für den Bau von Seilbahnen. Volker Steude verfolgt all dies mit großem Interesse: „Es braucht nur jemanden, der das einfach mal anpackt“, sagt er. „Dann ziehen die anderen Städte nach, und es kommt zu einem richtigen Run.“ Auch Bochum könne beim Bau dieses „flächensparenden, kostengünstigen und leistungsfähigen Transportsystems“ weiterhin Vorreiter sein, allerdings sieht Steude dafür derzeit keine politische Mehrheit: „Bei der nächsten Kommunalwahl 2025 werden die Karten neu gemischt.“