Witten/Hattingen. Pendler würde das freuen: Bald könnte eine S-Bahn zwischen Hattingen, Herbede und Hagen mit sechs neuen Haltepunkten fahren. Noch wird geprüft.
Die Grünen wollen mit ihrem Konzept „S-Bahn 2.0“ den Nahverkehr im Ruhrgebiet metropolentauglich machen. In der kurz vor der Landtagswahl vorgestellten Broschüre stehen auch vier Vorschläge, die Witten betreffen und der Ruhrstadt erhebliche Vorteile brächten. Manches davon ist längst keine reine Vision mehr: Etwa die Reaktivierung der Ruhrtalbahn für den Nahverkehr, zu der der EN-Kreis bereits eine Potenzialanalyse ausgearbeitet hat.
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Der Nahverkehrsexperte des EN-Kreises, Jürgen Tannenfels, kann dem Konzept der Partei viel Gutes abgewinnen. „Der Nahverkehr wurde bis in die 80er Jahre geplant und ausgebaut, danach hat man in ganz andere Richtungen gedacht. Das ist eine sinnvolle Diskussionsgrundlage für die nächsten Jahrzehnte“, so Tannenfels. Er glaubt auch: Egal welche Partei die Landtagswahl gewinnt, angesichts der steigenden Energiekosten und Umweltprobleme müsse sich beim Nahverkehr schnell etwas bewegen.
Sechs neue Haltepunkte würden entstehen
Die Reaktivierung der Ruhrtalbahn ist dabei eine Idee der Kreis-CDU. Sie wollte angesichts der kommenden Sperrung der Herbeder Ruhrbrücken einen Pendelverkehr auf der Museumsbahnstrecke zwischen Herbede und Bommern einrichten und bewirkte eine Prüfung durch den EN-Kreis. Mittlerweile wird das Projekt gemeinsam von VRR und Kreis bearbeitet. Eine Machbarkeitsstudie soll nun ermitteln, ob der „volkswirtschaftliche Nutzen“, so Tannenfels, größer ist als die millionenschweren Kosten, die eine Ertüchtigung der Strecke mit sich brächten.
Konkret geht es um eine Verlängerung der S-Bahnlinie 3 (Oberhausen-Mülheim-Essen-Hattingen). Der Zug würde weiter über Hattingen-Blankenstein, Herbede, Bommern und Wengern nach Hagen fahren. Auf der linken Ruhrseite sollen nach den Plänen sechs neue Haltepunkte entstehen. 1971 wurde der öffentliche Personenverkehr dort eingestellt.
Geplant ist ein 30-Minuten-Takt
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Laut Tannenfels wird ein 30-Minuten-Takt auf der Ruhrtalbahn untersucht. Probleme bereitet dabei der Hagener Hauptbahnhof. Das Einfahren wäre auf der Seite, die aktuell als gut ausgelastete Güterverkehrsstrecke genutzt wird, aber keine Bahnsteige für Fahrgäste hat. Überhaupt seien die Bahnsteige im Hagener Hauptbahnhof schon jetzt stark belegt.
Dem Haltepunkt in Wengern kommt eine besondere Aufgabe zu: Hier können die Passagiere umsteigen in eine weitere Linie (dies wäre nach VRR-Plänen die RB40), die über den ehemaligen Bahnhof Bommern-Höhe und das Ruhrviadukt zum Wittener Hauptbahnhof führt. Eine direkt Anbindung von der Ruhrtalbahnstrecke könnte es nur geben, wenn der Zug seine Fahrtrichtung ändern würde, was aber sehr viel Zeit benötigt.
Eingleisige Strecke bekäme zwei „Ausweich-Bahnhöfe“
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Untersucht wurden durch den Kreis auch zwei weitere heikle Punkte: Bislang ist die Strecke nicht elektrifiziert und verläuft eingleisig. Beides könne man regeln, so Tannenfels. Denkbar wäre eine batteriebetriebene Nutzung mit Akku-Zügen. „Im Problemfall kann man die Züge allerdings nicht einfach ersetzen“, gibt Tannenfels zu bedenken. Wegen der Eingleisigkeit würden zwei der Haltepunkte so ausgeweitet, dass sich nur dort entgegenkommende Züge begegnen. Der Fahrplan würde entsprechend angepasst.
Vor allem Pendler, so hoffen Kreis und VRR, würden die neue Strecke nutzen. Hattingen wäre besser an Hagen angebunden, die einwohnerstarken Stadtteile Herbede und Bommern nicht länger auf eine Verbindung über Witten-Hauptbahnhof angewiesen. „Die Strecke muss man über Witten hinaus betrachten“, sagt der Diplom-Ingenieur. Er mahnt: „Die Mobilitätswende kann nur gelingen, wenn man den Leuten ein so attraktives Angebot macht, dass sie ihr Auto stehen lassen.“