Witten/Bochum. Träumerei oder Chance? Der EN-Kreis soll Pläne für eine Seilbahn zwischen Heven, Kemnader See und Uni prüfen. Denn Betreiber zeigen Interesse.
Eine Seilbahn als Teil des Öffentlichen Nahverkehrs, die zwischen Witten-Heven, dem Freizeitbad Heveney und der Ruhr-Universität Bochum pendelt: Ist das nur eine kuriose Idee oder gar nicht so unrealistisch? Die CDU-Kreisfraktion hat dazu nun einen Prüfantrag an den Ennepe-Ruhr-Kreis gestellt. Bei einer öffentlichen Veranstaltung der Christdemokraten in Wetter zeigten zwei Firmenvertreter, wie diese Pläne aussehen könnten.
Wolfram Auer von der Doppelmayr Seilbahnen GmbH (Hersteller und Weltmarktführer von Seilbahnen) und Christoph Rittersberger von der Transdev Verkehr GmbH (Betreiber von Seilbahnen) haben ein großes Interesse an dem Projekt. Der französische Konzern Transdev betreibt in Deutschland zum Beispiel die Nordwestbahn, möchte aber auch in das Seilbahn-Geschäft einsteigen. Anteile an Transdev hat übrigens auch das Unternehmen Rethmann, Eigner des Versorgungskonzerns AHE mit Sitz in Witten.
Seilbahnbetreiber: Seilbahn im Ruhrtal wäre sinnvoll und machbar
Christoph Rittersberger hat sich schon mal umgesehen. „In Herbede und Heven haben wir festgestellt, dass da viel Platz ist. Bei der Fahrt von Witten zur Ruhr-Uni war schon ganz schön was los und es hat gedauert, bis man da ist. Eine Seilbahn wäre da auf jeden Fall sinnvoll und auch machbar“, erklärt er. Wolfram Auer, der extra vom Bodensee angereist war und dem der Ennepe-Ruhr-Kreis bis dato völlig unbekannt war, stellt fest: „Ich bin sehr erfreut über die topografischen Herausforderungen hier.“ Das Wort „Berg“ nimmt er als Allgäuer nicht in den Mund. Er betont: Seilbahnen böten den Vorteil einer guten Verkehrsanbindung und Mobilität, würden aber „nur minimalinvasiv in die Fläche eingreifen“. Lediglich die Stationen und Pfeiler müssten gebaut werden, alles andere spiele sich in der Luft ab.
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Neben der Idee einer Seilbahn zur Burgruine Volmarstein, die zurzeit in Wetter diskutiert wird, gibt es Seilbahnpläne rund um Witten und die Ruhr-Universität schon länger. Die mögliche Strecke ähnelt der Route, die auch für eine Straßenbahn-Verlängerung in Betracht kommt: Von der Straßenbahnendhaltestelle Heven-Dorf zum Ostende des Sees (Freizeitbad Heveney) bis zum Ostgelände der RUB. So könnte der See an das ÖPNV-Netz des Ruhrgebietes besser angeschlossen werden. Ein anderer Vorteil: Bei Veranstaltungen wie dem Zeltfestival könnten Besucher die Parkplätze an der Hochschule nutzen und mit einer Seilbahnfahrt hinunter zum See kommen. Die Streckenführung entspräche etwa der heutigen Straße „Auf dem Kalwes“.
Seilbahnen auch nur temporär nutzbar
„Der Vorteil von Seilbahnen ist: Man kann sie temporär und modular aufstellen. Sie sind kreuzungsneutral, können über Autobahnen und Gleise führen. Sie fahren vollkommen emissions- und geräuschfrei“, schwärmt CDU-Kreisvorsitzender Ulrich Oberste-Padtberg. „Wir wollen zumindest, dass man einmal vernünftig prüft, ob ein solches Modell überhaupt machbar ist. Wenn nicht, wäre das eine vertane Chance.“ Ihn überzeugt vor allem die Idee, dass eine Seilbahn auch nur für einige Jahre genutzt werden könnte. Für Witten wäre dies auch eine Option, wenn die Herbeder Ruhrbrücken für die Erneuerung gesperrt werden. Oder: Wenn die IGA 2027 im Ruhrtal stattfindet und man so eine attraktive Nord-Süd-Verbindung für den ÖPNV in der Region schaffen könnte.
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Die Trassenführung freilich ist noch vollkommen in der Schwebe. „Sie hängt von der Verfügbarkeit von Grundstücken ab“, so Oberste-Padtberg. Die Gondeln dürfen keine Flächen überfliegen, wenn Eigentümer nicht einverstanden sind.
Bund und Land geben Fördermittel
Wie teuer wäre denn der Bau einer Seilbahn? Wolfram Auer nennt als Beispiel Mannheim, wo während der Bundesgartenschau eine Seilbahn in Betrieb war, die nun rückgebaut werden soll. Die Stadt hat für die 2,5 Kilometer lange Konstruktion dennoch 10 bis 15 Millionen Euro berappen müssen. Diese Zahl bezieht sich auf die Seilbahntechnik und die dafür notwendigen Bauten. „Die Kosten summieren sich durch die Anzahl der Stationen, nicht durch die Länge des Seils“, erklärt Auer.
In Herne treibt die Lokalpolitik Pläne für eine Seilbahn im Stadtteil Wanne-Eickel voran, die vom Bahnhof zur Industriebrache Blumenthal führt. Eine Machbarkeitsstudie dazu liegt bereits vor. Allerdings ist das Projekt mit 32 Millionen Euro für den Bau der Seilbahn auch nicht ganz billig. Bis zu 95 Prozent der Baukosten könnten aber aus Fördermitteln von Bund und Land bezahlt werden.
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