Witten. Der kleine Lennard Goralski wurde zu früh geboren und musste lange in der Klinik bleiben. Nun ist er daheim - und Bruder Louis freut sich riesig.
Seit dem 30. Oktober ist Louis Goralski großer Bruder. Doch noch nicht lange dürfen er und seine Eltern das Geschwisterchen in den heimischen vier Wänden umsorgen. Denn der kleine Lennard ist - ebenso wie Louis - ein Frühchen. Er kam zehn Wochen vor dem für Januar errechneten Geburtstermin im Wittener Marien-Hospital zur Welt. Doch nun ist die Hevener Familie glücklich vereint.
„Er entwickelt sich toll“, sagt Mama Nadine (35) über ihren jüngsten Spross. Bei der Geburt wog er 1490 Gramm - immerhin ein Kilo mehr als Louis damals. Inzwischen bringt er fast fünf Kilo auf die Waage. Bei allen Schwierigkeiten, mit denen er ins Leben gestartet ist, macht er seinen Eltern nun zu Hause viel Freude.
Lennard schläft nachts sechs Stunden durch. Inzwischen benötige er auch nicht mehr den Monitor, der seine Sauerstoffsättigung überwachte, sagt Nadine Goralski. Der Kleine hat beim Füttern die Luft angehalten und nicht gleich von alleine weitergeatmet. „Man musste ihn dann immer wecken.“ Die Eltern kannten das schon von ihrem großen Sohn. Zuletzt musste Lennard außerdem nochmal ein Wochenende im Krankenhaus verbringen, weil seine gebrochenen Leisten operiert werden mussten - minimalinvasiv. Auch das keine Seltenheit bei Frühchen, wissen Nadine und Sebastian Goralski (35).
Wer Lennard heute sieht, mag kaum glauben, dass er ein Frühchen ist. „Ja, er ist kein kleines, schwaches Baby mehr“, lächelt seine Mutter. Immerhin ist er fast vier Monate alt. Zufrieden liegt er in der Wiege, nimmt begeistert seine Füße in den Mund, guckt seine Händchen an. „Im Kopf ist er schon weiter als körperlich.“
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Deshalb braucht er - wie die meisten Frühchen - entsprechende Unterstützung. Goralskis kennen das alles schon von Louis. Der kam vor neun Jahren als extremes Frühchen zur Welt, wog damals nur 460 Gramm und musste ein paar Tage später am Herzen operiert werden. Die Familie war Stammgast in der Frühförderstelle der Lebenshilfe.
Dort muss nun auch Lennard hin. Gerade hat er seine Eingangsdiagnostik für die Physiotherapie erhalten. Einmal in der Woche kommt noch eine Intensivschwester vom „Bunten Kreis“ aus Herdecke vorbei, um zu schauen, wie es läuft. „Aber eigentlich brauchen wir sie bald nicht mehr.“
Auch in der integrativen Lebenshilfe-Kita am Wannen haben Goralskis den Kleinen schon vorgestellt. Überhaupt haben sie gerade viel nachzuholen mit ihrem Jüngsten. „Wir schonen ihn nicht, schleppen ihn mit zu allen Familientreffen“, erzählt Nadine Goralski. Denn alle wollen Lennard kennenlernen. „Im Krankenhaus durfte ihn ja keiner besuchen.“ Nur Fotos und Videos bekamen Freunde und Verwandte zu sehen.
Als Lenni im Januar endlich nach Hause durfte, war die Aufregung im Hause Goralski groß. „Auch weil wir neugierig waren, wie es mit Louis klappt“, sagen die Eltern. Doch alle Befürchtungen waren umsonst. „Louis ist ein toller großer Bruder und kein bisschen eifersüchtig“, loben sie den Neunjährigen. Er hat sich das Geschwisterchen ja auch sehnlichst gewünscht.
Wenn Louis nachmittags gegen 16 Uhr aus der Schule kommt, dann führt sein Weg direkt zu Lennard. Neulich hat er sein Brüderchen zum ersten Mal gefüttert, und beim Arztbesuch den Wickelrucksack getragen. „Er hilft mir, wo er kann“, sagt Nadine Goralski. „Ich glaube, jetzt ist vom Altersabstand her einfach die richtige Zeit.“
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