Witten. Die verfallenen Gebäude auf dem Gelände an der Wittener Straße sind abgerissen. Jetzt liegen Bodenproben vor. Die Ergebnisse sind alarmierend.
Vor etwa einem halben Jahr hat die Stadt die baufällige alte Ziegelei an der Wittener Straße abreißen lassen. Das Gelände liegt aber weiter brach. Vor kurzem hat die Verwaltung einen meterhohen Zaun aufstellen lassen. Denn es gibt Probleme mit dem Grundstück.
Der „Lost Place“ zog in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder abenteuerlustige Menschen an. „Doch dort lauern Gefahren“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. Nach dem Abriss der heruntergekommenen Gebäude im vergangenen Sommer liegt überall Bauschutt herum, zudem lagern dort allem Anschein nach gefährliche Abfälle. Um die gesamte Fläche abzusichern, habe man sich für den Zaun entschieden, auch wenn das Grundstück nicht der Stadt gehöre, so die Sprecherin.
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Die Besitzverhältnisse sind äußerst kompliziert. Der Eigentümer ist bereits im Oktober 2022 verstorben. Ein Nachlassverwalter soll sich zwar jetzt um die Angelegenheit kümmern, mögliche Erben haben aber wohl abgelehnt, das Erbe auch anzutreten. Das Verfahren ziehe sich hin, wie zu erfahren war, und ein Ende zeichnet sich noch nicht ab.
Wenn sich kein neuer Eigentümer findet, gehe das Gelände in Besitz des Landes über, sagt Ingo Niemann, Sprecher des EN-Kreises. Die Kreisverwaltung ist mit ihrem Sachgebiet Abfallwirtschaft und Bodenschutz dort zuständig. Denn auf dem Gelände wurden einst Schlacken aufbereitet und mineralische Stoffe abgelagert, zum großen Teil illegal. Nicht nur einmal hatte der Kreis den Eigentümer aufgefordert, die Ablagerungen zu beseitigen. Dieser habe dann mehrfach Insolvenz angemeldet und war 2006 vollständig pleite. Doch es gibt dort nicht nur Industrieabfälle, die Fläche wird auch schon seit Jahren als wilde Müllkippe missbraucht.
Gutachter schließt Gefährdung des Grundwassers nicht aus
Um die aktuellen Gefahren einordnen zu können, hat der Kreis einen Gutachter beauftragt, erläutert Niemann. Der Experte fand, wie wohl zu erwarten war, eine Menge Unrat und Schadstoffe. Die Bandbreite reicht von Aschen, Schlacken, Altsand, Bauschutt über Kfz-Teile und Altreifen bis hin zu Kunststoffen. Der Fachmann untersuchte schließlich auch das Erdreich und stieß erst in einer Tiefe von zwei Metern auf „natürlichen Boden“. Daraus zog er den Schluss, dass zwar derzeit keine Gefahren für das Grundwasser bestehen, sie aber langfristig nicht ausgeschlossen werden können.
Ob eine Sanierung des Geländes in Betracht kommt, hat vor einiger Zeit die Business Metropole Ruhr und damit die Wirtschaftsförderung des Ruhrgebiets untersucht. Denn es gab Überlegungen, die Ziegelei in eine Gewerbefläche umzuwidmen. Das Urteil der Fachleute war eindeutig: Finanziell lässt sich eine Sanierung keinesfalls stemmen, folglich könnten sich dort keine Firmen ansiedeln. Allerdings meldete sich seinerzeit die Wittener Firma GUD (Gesellschaft für Umweltschutz und Deponiebetriebe) zu Wort, die auch schon den Steinbruch Rauen saniert hat. Sie unterbreitete Vorschläge, wie es auf dem Ziegeleigelände weitergehen könne. Eine Idee: die in den Steilwänden lagernde Altlast mit Erdaushub abzudecken.
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Der Kreis habe die Fläche weiterhin im Blick, betont Sprecher Niemann, insbesondere auch das Nachlassverfahren. Erst, wenn das abgeschlossen sei, könne man weitere Schritte angehen. Die Umzäunung müsse auf jeden Fall bestehen bleiben, um den Zutritt durch Dritte zu unterbinden.