Witten. Unmengen von Kupfer verschwanden aus einem Betrieb in Witten. Nun stand einer der mutmaßlichen Täter vor Gericht. Was konnte man ihm nachweisen?

Bei einem Einbruch in einen metallverarbeitenden Betrieb in Annen machten die Täter zunächst reiche Beute. Ihnen fielen Kupferteile im Wert von gut 50.000 Euro in die Hände. Doch beim Abtransport wurde der stark überladene VW-Transporter mit rumänischem Kennzeichen von der Polizei gestoppt. Zwei Männer flüchteten zu Fuß. Das Amtsgericht verurteilte jetzt einen der beiden (22) wegen Beihilfe zum Diebstahl zu einer Bewährungsstrafe.

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21. Dezember 2021, gegen 1.40 Uhr: Mehrere unbekannte Täter verschaffen sich im Gewerbegebiet Wullener Feld Zugang zu einer Firma für Schweißtechnik. Mit einem Brecheisen, einem sogenannten Kuhfuß, schlagen sie eine Scheibe im Rolltor ein. In der Halle lagern auf meterlangen Regalen Unmengen von Klarsichtbeuteln mit Schweißbolzen aus Kupfer. Den Tätern gelingt es, 5350 Kilogramm des Edelmetalls ins Freie zu schleppen und in einen weißen Sprinter zu verladen. Der Wert der Beute wird auf 50.000 Euro geschätzt.

Überladener Trasporter fällt Zivilstreife in Witten-Annen auf

In dieser Nacht fahren zwei Polizeibeamte in Zivil Streife durch Annen. Ihnen fällt ein verdächtiges Gespann auf: Ein Ford mit polnischem Kennzeichen und der weiße VW-Transporter aus Rumänien, „der so überladen war, dass er schon über die Fahrbahn schrammte“, wie ein Polizist (55) jetzt vor Gericht aussagte.

Als die beiden Fahrzeuge an der Brauckstraße angehalten werden sollen, gibt der Ford plötzlich Vollgas und rast davon. Der Sprinter stoppt. Zwei Personen springen heraus und flüchten im Dunkeln in Richtung Kreisstraße. Zurück bleibt das Fahrzeug mit der 53 Zentner schweren Kupferbeute - und ein Handy, das im Fußraum liegt.

Einer der mutmaßlichen Täter verliert sein Handy

Eine gute Stunde später: Die Polizei will das Tatfahrzeug sicherstellen. Ein Abschleppdienst ist gerade dabei, den weißen Transporter an den Haken zu nehmen, als sich vorsichtig ein Audi mit rumänischem Kennzeichen nähert. Das Fahrzeug ist den Beamten bekannt. Es war bereits in Witten im Zusammenhang mit Metalldiebstählen aufgefallen.

Die Polizei stoppt den Audi. Darin sitzen zwei junge Männer, Cousins. Einer von ihnen ist der 22-Jährige, der sein Handy im Fußraum des weißen Transporters verloren hatte. Er hat sogar noch den Autoschlüssel. Die Situation ist eindeutig.

Der Vorwurf im Amtsgericht lautete jetzt „gemeinschaftlicher Diebstahl mit Waffen“. Für die Staatsanwaltschaft schien sicher, dass der Angeklagte und andere, bislang unbekannt gebliebene Mittäter, den Tatplan geschmiedet und den Einbruchsdiebstahl ausgeführt hatten. Das schwere Brecheisen, das am Tatort zum Aufhebeln eingesetzt wurde, hätte durchaus auch als Waffe genutzt werden können.

Angeklagter bestreitet Tatbeteiligung

„Ich war an dem Einbruch gar nicht beteiligt“, behauptet der 22-Jährige vor Gericht. Er habe von der Tat überhaupt nichts gewusst. Vielmehr sei er auf Bitten eines Freundes ahnungslos mit dem Kastenwagen durch die Nacht gefahren, im guten Glauben, Möbel zu transportieren, „ein Bett und solche Sachen“. Dass die Ladung tatsächlich aus fünf Tonnen gestohlenem Kupfer bestand, will er nicht bemerkt haben. Ein Blick nach hinten hätte genügt.

Die Ladefläche war bis unter die Decke voll mit Schweißbolzen. Selbst im Fahrgastraum lagen überall Beutel mit Kupferteilen herum. „Haben Sie sich nicht gewundert, dass Sie nachts um kurz vor zwei Möbel durch die Stadt transportieren mussten?“, fragte Richter Felix Brelinger skeptisch. „Nein, weil er die Möbel doch dringend brauchte“, tönte es aus der Anklagebank.

Strafe vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt

Eine direkte Beteiligung am Einbruch in die Firma konnte das Schöffengericht dem 22-Jährigen allerdings nicht nachweisen. „Aber Unterstützung beim Sichern der Beute und beim Abtransport“, begründete Richter Brelinger das Urteil: ein Jahr Haft auf Bewährung wegen Beihilfe zum Diebstahl. Die Bewährungszeit beträgt vier Jahre. Außerdem muss der Verurteilte 2500 Euro an die Landeskasse zahlen. Er ist inzwischen nach Niedersachsen umgezogen und arbeitet dort in einer Fleischfabrik, die Schnitzel herstellt.

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Sein Verteidiger Axel von Irmer: „Die betroffene Firma hat in diesem Fall ihr Eigentum voll zurückerlangt. In Dortmund läuft ein größeres Verfahren, in das der Wittener Tatkomplex offenbar hineinspielt. Die Polizei hat dort eigens eine ‚Ermittlungskommission Kupfer‘ eingerichtet.“