Witten. Gleich mehrere Autos wurden zuletzt in Witten-Heven abgeschleppt. Die Betroffenen sollen mehrere hundert Euro zahlen. Was steckt dahinter?
Auf einmal war das Auto weg. So begann die Woche für einige Anwohner in der Wittener Damaschkestraße in Heven. Gleich mehrere Pkw sollen dort in der Nacht von Sonntag auf Montag abgeschleppt worden sein. Den Betroffenen flatterte eine Rechnung von über 500 Euro ins Haus.
Charline Siegling hatte den Vorfall auf Facebook öffentlich gemacht. Der Golf ihres Freundes stand am Montag nicht mehr an Ort und Stelle. Sie geht von einer Betrugsmasche aus, wie sie in den sozialen Netzwerken schreibt. Kurzerhand lobte sie einen Finderlohn von 50 Euro für denjenigen aus, der ihr den genauen Standort des verschwundenen Fahrzeugs sagen kann.
Vonovia beauftragte Firma in Witten
Es stellte sich heraus, dass das Auto abgeschleppt wurde, wie zum Beispiel auch ein weiterer Mercedes. Dahinter steckte die Firma „Parkräume KG“. Sie wiederum wurde von Vonovia engagiert, dem Vermieter der Häuser in der Damaschkestraße. „Es ist in dem Quartier zu oft vorgekommen, dass Ausfahrten zugestellt und somit die Sicherheit von Gebäuden nicht mehr gewährleistet wurde“, sagt Konzernsprecher Matthias Wulff. Vor allem Zufahrten zu Rettungswegen seien oft blockiert gewesen. „Daher haben wir eine Firma damit beauftragt, die Situation zu überwachen und in Gefährdungssituationen auch abzuschleppen, damit Rettungswege frei sind“, so Wulff weiter. Darüber wurden die Mieter in einem offiziellen Schreiben informiert.
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„Wir möchten alle Mieter darüber informieren [...], dass die Firma Parkräume KG ab dem 01.04.2023 alle Flächen, welche nicht als Parkflächen gekennzeichnet sind, überwacht. Hierzu zählen insbesondere die Feuerwehrzufahrten oder die Bereiche vor den Garagen“, heißt es in dem Schreiben. Die Firma sei beauftragt, etwaige Falschparker abzuschleppen. Die Kosten seien vom Fahrzeugeigentümer zu bezahlen.
Die Parkräume KG aus Berlin ist bundesweit unterwegs und hat bereits für einige Diskussionen gesorgt, vor allem aufgrund der hohen Abschleppkosten. Laut Anwohnerin Charline Siegling seien einige der abgeschleppten Fahrzeuge auch gar keine Falschparker gewesen. Die Vonovia kann aufgrund fehlender Informationen keine Stellung zu den einzelnen Vorfällen beziehen.
Unternehmen stand bereits vor Gericht
Bereits im Jahr 2015 wurden die Praktiken des Abschleppunternehmens vor Gericht verhandelt, da den Verantwortlichen Erpressung vorgeworfen wurde. Nachgewiesen werden konnte das aber nicht, weshalb der Prozess mit einem Freispruch endete.
Anders als andere Unternehmen bringt Parkräume KG die Autos nicht auf einen zentralen Hof, sondern setzt sie oft ein paar Straßen weiter wieder ab. So war es auch bei Charline Siegling der Fall. Nachdem sie einen Hinweis bekommen hatte, fand sie den Golf ihres Freundes drei Straßen weiter wieder. Der abgeschleppte Mercedes wurde ebenfalls in einer anderen Straße abgestellt. Ungewöhnlich ist das aber nicht. Auch die Polizei bringt Autos in manchen Fällen nur zu einem nächstgelegenen freien Parkplatz.
Polizei weiß nichts von Betrugsmasche
Besonders auf dem Baum sind die Betroffenen wegen der Höhe des nicht-offiziellen „Knöllchens“. Die Parkräume KG fordert von den Anwohnern in der Damaschkestraße nun über 500 Euro. In der Mitteilung, die die Betroffenen per SMS erhielten, sind die Leistungen nicht einzeln aufgelistet. Auf der Internetseite des Unternehmens ist für die „Umsetzung“ ein Preis von 295 Euro vorgesehen. Weitere Kosten zur Vorbereitung und etwaige Hilfsmittel werden ebenfalls einzeln berechnet. Zudem gibt es Wochenends- und Nachtzuschläge, so dass ein solcher Betrag schnell erreicht werden kann. Wie teuer die Dienste generell sind, lässt sich pauschal nicht sagen. Laut „bussgeldkatalog.de“ fallen aber mindestens 100 Euro an, auch Kosten von 200 bis 300 Euro seien bei abgeschleppten Fahrzeugen nicht unüblich.
Parkräume KG weist auf ihrer Internetseite darauf hin, dass das Unternehmen rechtens handele. „Die Parkräume KG möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass keine Versetzungen ohne Auftrag vorgenommen werden. Das heißt, dass bei jeder Versetzung eines Fahrzeugs ein schriftlicher Auftrag vorliegt. Von den willkürlichen Praktiken einiger Mitbewerber distanzieren wir uns an dieser Stelle ausdrücklich“, heißt es dort. Auch der Polizei ist nichts von einer Betrugsmasche bekannt.
Die 500 Euro haben Charline Siegling und ihr Freund übrigens noch nicht bezahlt. Beim Parken dürften die Anwohner in Heven jetzt aber auf der Hut sein.
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