Witten. Max Nelle hat eine große Herde in Witten. Nun wird er mit jenem Mann verwechselt, der seine Tiere abgeben muss, weil er sie vernachlässigt hat.
Max Nelle vom Hof Hohenstein am Kohlensiepen in Witten ist Schäfer aus Berufung. Der 33-Jährige hat eine große Herde - und ist geschockt über die Tierhaltung eines vermeintlichen „Kollegen“. Der hatte sich jahrelang schwere Verstöße geleistet und muss seine Herde nun wie berichtet abgeben. Fatal: Nelle muss sich deswegen gegenüber so manchem Kunden rechtfertigen. Doch nein, er ist nicht jener in die Kritik geratene Tierhalter.
Erstaunlich ist tatsächlich die Ähnlichkeit zwischen dem jungen „echten“ Schäfer und dem Mann, gegen den das Kreisveterinäramt eine Verfügung erließ, und der dagegen erfolglos vor dem Verwaltungsgericht Arnsberg geklagt hatte. Der Mann ist auch Mitte 30, hat Schafe und Ziegen, die er auf Weiden in Witten grasen lässt. Max Nelle hat direkt auf all seinen Social-Media-Kanälen gepostet, dass es keinesfalls um ihn gehe. Doch das ist nicht alles, was ihn stört.
„Derartige Menschen bringen unseren Berufsstand in Verruf“, sagt Nelle. Nicht jeder, der Schafe und Ziegen habe, sei ein Schäfer oder Landwirt, betont er. Tierhalter sei in diesem Fall die richtige Bezeichnung. Max Nelle hat eine starke Vermutung, wer ihm da gerade Ärger macht. Denn echte Schäfer gebe es nur drei in der Umgebung: ihn selbst, eine Kollegin aus Herbede, deren Tiere überwiegend in Bochum grasen, und einen Mann, der in Dortmund unterwegs sei. „Wir sind nicht die Übeltäter“, stellt er klar.
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Die Tiere des Wittener Halters waren krank, vernachlässigt, oft in erbärmlichem Zustand. „Kranke Tiere müssen versorgt werden. Das ist oberstes Gebot“, betont Max Nelle. „Ich bin Schäfer im Hauptberuf. Die Tiere sind mein Leben, meine Arbeit. Ich kann mir nicht erlauben, mich nicht um sie zu kümmern.“
Er betreibt mit den Tieren Landschaftspflege, verkauft aber auch ihr Fleisch, Fell und Leder. Nelle und seine Partnerin bauen außerdem Gemüse an und verkaufen die Bioprodukte. Er hat noch viel vor, es laufe gerade gut. Vor zwei Jahren hatte der 33-Jährige noch 200 Schafe und Ziegen, bald sollen es 400 sein. Dann will er noch jemanden einstellen.
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Stolz ist der Wittener auf den Einsatz seiner Tiere auf dem Gelände des Amazon-Werks in Rüdinghausen. Dort musste ein Lärmschutzwall gemäht werden. Doch die weltweit kleinsten Maschinen hätten das nicht geschafft, weil die Neigung zu stark war. Für Nelles Tiere waren die Steilhänge kein Problem. Inzwischen bekommt er häufiger Aufträge für solche Extremstandorte, etwa in Wetter.