Witten. Café Möpschen muss künftig ohne seine langjährige Chefin auskommen. Heike Köhler gibt das beliebte Café in Witten überraschend ab. Ihre Gründe.
Eigentlich ist Weihnachten ja schon vorbei. Und Geburtstag hatte sie auch schon. Trotzdem kann sich Heike Köhler vor Geschenken kaum retten. Die Kunden lassen ganze Pakete da. Die Bescherung zum Jahresende hat aus dem Blickwinkel der Schenkenden einen eher traurigen Grund. Café Möpschen - ab Januar unter neuer Führung - muss jetzt ohne das allseits beliebte Frauchen auskommen.
Die 59-jährige Hundeliebhaberin gibt das Café an der Ruhrstraße nach 14 Jahren überraschend ab. Gefragt nach ihren Gründen, sagt die Wittenerin mit einem Hang für ausgefallene Brillen: „Alles hat seine Zeit.“ Und nun sei eben ihre Zeit gekommen. Sie wolle Platz für Jüngere machen und im nächsten Jahr etwas Neues anfangen. Was denn so? „Ich bin offen für alles.“ Nur Gastronomie mit Zwölf-Stunden-Tagen müsse es nicht mehr sein, allenfalls in einer Leitungsfunktion.
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Heike Köhler ist es gelungen, aus dem damaligen „Panini“ ein gemütliches kleines Café zu machen, das eng mit ihrer Person verbunden ist. Und mit ihrem Apfelkuchen, der vom ehemaligen Besitzer von Café Leye höchstpersönlich Bestnoten bekam. Und einem Mittagstisch, der nicht weniger gefragt war. Nicht nur der Reibeplätzchen am Donnerstag wegen oder der leckeren Nudeln („der beste Italiener“, lobte sie ein Gast.
Wittener Café ist Anlaufpunkt für Jung und Alt
„Der Brathering war auch super“, schwärmt Roxanne Dullau, die gerade am Nebentisch sitzt. Das „Möpschen“ ist für die 39-Jährige zu einem „richtigen Anlaufpunkt“ geworden. „Also ob man in Frankreich in einem kleinen Dörfchen lebt. Weil es so schön gemacht ist“, sagt die Frau, die zu den jüngeren Gästen zählt.
„Schön“, damit ist vor allem die Ausstattung und Atmosphäre gemeint. An der Wand hängen ziemlich moderne Bilder von Heike Köhlers Vater, die kleinen Tische stehen eng beieinander. 25 Sitzplätze drinnen und 25 im Sommer draußen, mehr geht nicht. Somit ist rein räumlich schon für ein gewisses familiäres Flair gesorgt. Zur Deko gehören natürlich auch Möpse in jeder Form. Etwa als Foto oder aus Stoff.
Heike Köhler hatte selbst zwei Hunde, die 14- und 16-jährig mittlerweile von ihr gegangen sind. Unvergessen sind die Mopsrennen, die die Gastronomin ab 2010 auf der Ruhrstraße mit dem Stadtmarketing organisierte, anfangs noch zur Himmelfahrtskirmes. Höhepunkt war für sie das Jahr 2018. „Da war Hella von Sinnen als Moderatorin hier.“ Beide Frauen lieben die Tiere und noch dazu sehen sie sich verblüffend ähnlich, die Wirtin aus Witten und der Fernsehstar aus Köln. Sie verstanden sich auf Anhieb.
Heike Köhler hat Humor und mag Abwechslung. Vielleicht ist das eines der Hauptmotive, warum sie jetzt aufhört. Sie betont, dass es dafür keine wirtschaftlichen Gründe gebe. Was auch verwundern dürfte: Zumindest an diesem Nachmittag zwischen den Jahren ist das kleine Ladenlokal wieder mal gut besetzt.
Viel Lob für die Chefin des Hauses kommt auch von der linken Tischseite. „Egal mit welchem Gesicht man hier reingekommen ist: Du hast‘n Spruch gekriegt und dann ging es dir wieder besser.“, sagt Marion Scherschmidt (58). Die gerade auch anwesende Künstlerin Jule Vollmer ergänzt: „Sie hat nicht nur ihre Hunde gut behandelt.“ Und Peter Bärenkötter (75) sagt: „Nirgendwo bin ich so nett beschimpft worden.“ Schnell schiebt er hinterher, dass er an Heike Köhler besonders deren „Offenheit“ und „liebevolle“ Art schätze.
Anfangs habe sie versucht, es jedem recht zu machen, sagt die Gastronomin, die gern Klartext spricht.. „Aber dann habe ich mir gesagt: Heike, das ist nicht dein Weg.“ Sie kann mitunter sehr direkt sein, hat aber auch ein gutes Gespür für Menschen. „Manchmal bin ich vielleicht zu empathisch gewesen.“
Auf der Anrichte stehen auch viele Kinderbilder, Fotos, die ihr die Gäste geschenkt haben. „Oma Heike“ sagen manche sogar zu ihr. „Natürlich werde ich den Laden und meine Gäste vermissen. Für mich ist das auch mein Wohnzimmer gewesen.“ Und natürlich wird ihr Rita fehlen, mit der sie all die Jahre zusammengearbeitet hat. „Wir waren ja fast verheiratet.“
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Aber zurück zu den Gästen. Nie vergessen wird sie eine Frau, die nach dem Tod ihres Manns mit einem Mops aus Stoff zu ihr kam und fragte, ob sie ihm ein neues Zuhause geben könne. Das Café Möpschen hat viele Geschichten geschrieben. Eine geht an diesem Samstag (30.12.) unweigerlich zu Ende.