Witten. Gute Nachricht für den alten Betriebshof: Die Stadt Witten kann jetzt drei Varianten prüfen. Der neue Standort muss nicht am Bebbelsdorf liegen.

Die Debatte um die Zukunft des maroden Betriebshofs in Witten dauert schon lange an. Nun hat die Politik im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima die Weichen für eine Machbarkeitsstudie gestellt, die drei mögliche Lösungen prüfen soll: Neubau an an alter Stelle, der Dortmunder Straße, Neubau an einem anderen Standort oder „Neubauten und sukzessive Ersatzneubauten“ an der Dortmunder Straße.

Ursprünglich standen sogar sechs Varianten zur Auswahl, die etwa auch Sanierungen bestehender Gebäude vorsahen. Sie waren in einer sogenannten Nutzwertanalyse miteinander verglichen worden. Jene mit dem besten Ergebnis sollen nun einer eingehenderen Prüfung unterzogen werden. Dabei stehen Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz im Vordergrund. Die Stadt beziffert die Kosten für eine solche Studie mit rund 250.000 Euro. Das Dortmunder Projektmanagement Diederichs empfiehlt aufgrund seiner Analyse einen Neubau am aktuellen Standort an der Dortmunder Straße.

Wittener Stadtbaurat: Standort und Investor noch offen

Gewerkschaft warnt vor übereilten Beschlüssen

Die Gewerkschaft Verdi sieht die Machbarkeitsstudie zur Zukunft des Betriebshofs kritisch. Dabei könne eigentlich bei Betrachtung der Einzelkriterien nur die Aufgabe des bisherigen Geländes herauskommen, so Gewerkschaftssekretärin Ina Hecht. Deshalb stelle sich die Frage, „wieso man für eine Untersuchung, deren Ergebnis quasi vorher feststeht, noch eine Viertelmillion Euro ausgeben möchte“.

Dabei sei erst 2020 eine durch die Gemeindeprüfungsanstalt des Landes NRW finanzierte Untersuchung zu dem Schluss gekommen, dass ein Verbleib an der Dortmunder Straße wirtschaftlich sinnvoll sei. „Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen der Stadt sind in Sorge um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Sie appellieren eindringlich, keine übereilten Beschlüsse zu fassen“, so Hecht.

Man erwarte, „dass die Stadt zu den Mitarbeitern des Bauhofs steht und nicht durch die Hintertür mögliche Privatisierungspläne in die Tat umsetzt“.

Details dazu sind noch völlig unklar. „Unser Beschlussvorschlag ist noch kein Bauvorschlag“, so Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. „Wir reden heute auch nicht über Standorte.“ Es gebe keine richtungsweisende Entscheidung zum Standort Bebbelsdorf, der bereits im Gespräch war, auch nicht zu einem möglichen Investor.

Im Bebbelsdorf, so hieß es bereits zu einem viel früheren Zeitpunkt, wolle die Stadt in der Nähe der AHE einen Investor für einen Neubau suchen, der dann von der Stadt angemietet werden würde. Doch es könne auch ein ganz anderer Standort werden, so der Stadtbaurat. Er betonte: „Wir bereiten heute lediglich ein strukturiertes Verfahren vor.“ Deshalb appellierte er an die Ausschussmitglieder, dem Beschluss für eine Machbarkeitsstudie mit drei möglichen Varianten zuzustimmen. „Viele Fragen kommen erst in der nächsten Beratungsstufe zum Tragen.“

Wittener Politik kritisiert und lobt

Manche Politikerinnen und Politiker ließen es sich dennoch nicht nehmen, ins Detail zu gehen. Harald Kahl vom Bürgerforum + etwa verwies auf den Flächennutzungsplan, der eine Fokussierung auf klimagerechte Maßnahmen vorsehe. „Es darf keine weitere Versiegelung geben“, erklärte er und forderte, auch die Möglichkeit einer Sanierung im Blick zu behalten. Hermann Claßen, ebenfalls Bürgerforum, unterstützte dies. Sein weiterer Kommentar: Ein privater Investor – das könne nur in die Hose gehen.

Auch Linken-Sprecherin Ulla Weiß kritisierte, dass bei der Wahl eines neuen Standorts eine Ackerfläche versiegelt werde. Ihr fehle außerdem „die verkehrliche Betrachtung“, also dass der Betriebshof am Bebbelsdorf ein bis zwei Kilometer weiter von der Innenstadt entfernt liege.

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CDU, SPD und Grüne sowie Michael Hasenkamp vom Stadtklima begrüßten das Vorgehen der Verwaltung. Hasenkamp: „Ich bin zufrieden, wie intensiv sie sich damit beschäftigt hat.“ Tobias Grunwald (CDU): „Das ist kein Wünsch-dir-was-Antrag.“ Man wolle im Sinne eines funktionierenden Betriebshofs vorankommen. Holger Jüngst (SPD) bezeichnete die Diskussion als teilweise „abenteuerlich“ und zeigte kein Verständnis für die Kritik. „Die Verwaltung liefert“, lobte er. „Wir kriegen hier – transparent und methodisch – ein Ergebnis geliefert, das wir uns gewünscht haben.“

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Entsprechend fiel die Abstimmung aus. Trotz zweier Gegenstimmen der Linken und einer des Bürgerforums kann die Stadt jetzt die drei Varianten eingehender prüfen lassen. Das ist auch im Sinne des Entwässerungsbetriebs ESW, der mit an dem jeweiligen Standort untergebracht werden soll und sich ebenfalls mit drei Gegenstimmen für das geplante Vorgehen aussprach.