Witten/Hattingen. Ingo Finkenstein aus Hattingen sammelt Spenden, um Weihnachtsgeschenke für ein Wittener Kinderheim zu kaufen. Er hat ein großes Herz.

Schon oft ist Ingo Finkenstein die Rüsbergstraße entlanggefahren, an der auch das Johanna-Ruß-Haus liegt. Jedes Mal hat ihn dann der Gedanke an die jungen Bewohner des Wittener Kinderheims beschäftigt – und irgendwann nicht mehr losgelassen. Sie taten ihm irgendwie leid, sagt der 55-Jährige, der selbst mal ein Pflegekind betreute. Jetzt hat er sich entschieden, ihnen etwas Gutes zu tun. Schließlich ist bald Weihnachten.

Finkenstein hat einfach auf Facebook eine Spendenaktion gestartet, ganz privat. Von dem Geld möchte er Geschenke für die Kinder und Jugendlichen kaufen. Aber das ist noch nicht alles. Denn wenn Ingo Finkenstein etwas macht, dann mit Herz und viel Gefühl. Deshalb verkleidet er sich als Weihnachtsmann mit allem Drum und Dran und wird am zweiten Adventssonntag nachmittags das Kinderwohnheim hoch oben in Herbede besuchen.

„Ein Mann mit ganz viel Herz“

Dort verteilt er dann Schokoweihnachtsmänner und liest aus seinem Goldenen Buch die Geschichte vom Stern der Hoffnung. Anschließend bekommt jedes der 24 Kinder, von denen einige längst Jugendliche sind, einen eigenen Glitzerstern. „Er soll sie immer an Liebe und Hoffnung erinnern und auf den richtigen Weg bringen“, sagt Ingo Finkenstein. Natürlich nimmt er dann die Wunschzettel der jungen Menschen in Empfang, um wenige Tage vor dem Fest mit einem großen Sack voller Geschenke wieder aufzutauchen.

Weihnachtsmann und Christkind in Zivil: Ingo Finkenstein arbeitet in der städtischen OGS-Betreuung, Anke Stegemann in einem Hotel.
Weihnachtsmann und Christkind in Zivil: Ingo Finkenstein arbeitet in der städtischen OGS-Betreuung, Anke Stegemann in einem Hotel. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Man könnte all das kitschig finden. Doch wer den Hattinger erlebt, der merkt: Der Mann ist einfach so. Seine Lebensgefährtin Anke Stegemann, die ihn als Christkind begleitet, bestätigt: „Er braucht den Weihnachtsmann nicht zu spielen. Er ist der Weihnachtsmann. Er hat so viel Herz.“ Und sie schiebt glücklich hinterher: „So einen Mann findet man selten.“

Der Glaube und Fußball spielen eine große Rolle

Überwältigende Resonanz

Ingo Finkenstein hat seinen Spendenaufruf für das Johanna-Ruß-Haus vor etwa zwei Wochen gestartet – und ist überwältigt von der Resonanz: Auf 700 Euro hatte er gehofft. Jetzt sind dank der großen Spende eines Unternehmens bereits 1800 Euro (Stand 5.12.) zusammengekommen.

Auch der Wittener Kinderschutzbund und die Ruhrtalengel beteiligen sich an der Aktion, die jedem jungen Bewohner des Kinderhauses einen Wunsch erfüllen soll. Bleibt Geld übrig, geht das komplett ans Kinderheim. Deshalb darf gerne weiter gespendet werden: https://www.paypal.com/pools/c/8ZqCjlrkOu

Ingo Finkenstein wuchs als eines von sieben Kindern auf. „Unsere Eltern haben uns sehr herzlich und toll erzogen“, sagt er rückblickend. Auch der katholische Glaube spielte eine Rolle – und tut es für ihn heute noch. Ebenso der Fußball. Schon als Fünfjähriger kickte der kleine Ingo im Verein, marschierte mit seinem älteren Bruder Hand in Hand zum Platz. Später machte er bei Thyssen eine Ausbildung zum Betriebsschlosser und arbeitete ein paar Jahre in dem Job, um dann sein Erspartes in den Fußball zu investieren.

Lesen Sie auch:

Der VfL-Bochum-Fan machte in den Niederlanden seinen Trainerschein und verdiente 15 Jahre lang Geld damit, war unter anderem bei Rot-Weiss Essen tätig, wie er erzählt. Finkenstein leitete Sport-AGs an Schulen, trainierte Jugendmannschaften. Außerdem betreute er bei der Lebenshilfe sechs Jahre lang einen Jungen in einer Pflegefamilie. „Ich habe immer was für Kinder gemacht. Es gibt nichts Schöneres, als wenn ihre Augen leuchten.“ Heute arbeitet er in der OGS-Betreuung.

+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++

Rahel (51) und Lasse (42) Arntz jedenfalls freuen sich über das Engagement des 55-Jährigen. Das Ehepaar leitet das Johanna-Ruß-Haus, in dem Jungen und Mädchen mit geistiger und körperlicher Behinderung leben. „Wir hätten nicht die Möglichkeit, ihnen Weihnachtsgeschenke zu machen“, sagt Rahel Arntz. Sie sei völlig überwältigt und gerührt von Finkensteins Einsatz.

Dass Weihnachtsmann und Christkind jetzt schon vor Heiligabend auftauchen, sei zwar ein bisschen knifflig zu erklären. Doch auch dafür hat Ingo Finkenstein eine Lösung parat. Wenn ein Kind fragen sollte, sagt er einfach: „Wir haben so viel zu tun, aber ihr liegt uns besonders am Herzen.“