Witten. .

Mit einem bunten Fest feierte das Kinderheim an der Rüsbergstraße in Buchholz jetzt seinen 100. Geburtstag. Hier leben, betreut durch Fachkräfte, junge Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderungt. „Wir kümmern uns um 20 Bewohner im Alter zwischen zehn und 23 Jahren“, erläutert Heimleiterin Elsbeth Schneider (55).

Die Geschichte der Einrichtung ist durchaus wechselvoll. Das Gebäude selbst mit seiner denkmalgeschützten Holztür ist mehr als 250 Jahre alt. Der frühere Bauernhof diente einst auch als Schnapsbrennerei. „Das Haus hat einen festen Stand, denn es ist auf Fels gebaut“, weiß Karin Schneider, Geschäftsführerin des Vereins Christopherus-Haus. Anfangs lebten hier Waisenkinder, nach dem Zweiten Weltkrieg diente es als Unterkunft der Kinderlandverschickung. Inzwischen werden hier ausschließlich behinderte Kinder und Jugendliche nach Grundsätzen der anthroposophischen Heilpädagogik betreut.

Die Frage nach dem Abendkreis

„Ich habe sieben Jahre hier verbracht und mich sehr wohl gefühlt“, erzählt die ehemalige Kinderheimbewohnerin Lisa Welker (25). „Meine Betreuer fehlen mir so“, gesteht sie offen. „Wir bekommen viele solcher Rückmeldungen“, freut sich Heimleiterin Elsbeth Schneider. Immer wieder werde gefragt, ob es den „Abendkreis“ noch gebe. „Natürlich gibt es ihn noch“, betont sie – jeden Abend um 19.30 Uhr wird gemeinsam gesungen.

Meist werden die Bewohner vom Jugendamt gebracht, in Einzelfällen wenden sich auch Eltern an die Einrichtung. „Die Kinder kommen hier zur Ruhe“, erläutert die Erzieherin. Der Betreiberverein Christopherus-Haus betreibt außerdem Schulen, die die Kinder täglich besuchen, sowie Werkstätten, in denen sie danach ausgebildet werden. So gibt es Ausbildungsplätze im Garten- und Landschaftsbau, in der Wäscherei, in der Holz- oder Metallwerkstatt oder sogar in der eigenen Kaffeerösterei.

Ponys und Wildesel

Die betreuten Bewohner leben quasi autark in Wohngemeinschaften, bereiten sich ihr Frühstück selbst zu und helfen bei der Vorbereitung der Mahlzeiten. Zum Heim gehört auch eine große Wiese mit drei Shetlandponys und zwei Wildeseln. Für eine Neugestaltung der Außenflächen hofft das Kinderheim auf Spenden. Das Gebäude selbst wurde nach einem Brand im Jahr 1988 vollständig renoviert und perfekt wärmegedämmt. Das Haus mit der ungewöhnlich bunten Fassade verfügt über ein eigenes Blockheizkraftwerk und speist sogar Strom ins öffentliche Netz ein.

Gefeiert wurde der runde Geburtstag mit einem großen Fest, viel Live-Musik, Gegrilltem sowie Kaffee und Kuchen. Eine Torwand war aufgebaut, ebenso eine Hüpfburg. Wer wollte, konnte kickern oder schaukeln. Doch am besten gefiel den Bewohnern die Live-Musik im extra aufgebauten Zelt. „Singen, singen“, rief immer wieder einer von ihnen und alle klatschten begeistert in die Hände. Kein Wunder, dass sich der abendliche Singkreis so großer Beliebtheit erfreut.