Witten/Hattingen/Sprockhövel. Bewohner und Beschäftigte klagen zunehmend über Mängel in der Pflege. Die für den EN-Kreis zuständige Heimaufsicht sieht vor allem eine Ursache.

In der Pflege fehlt Personal. Darunter leidet die Arbeit in zahlreichen Heimen. Die Zahl der Beschwerden von Bewohnern und Beschäftigten steigt an, bei Kontrollen treten häufiger Mängel auf.

Das geht aus dem neuen Bericht der Aufsicht nach dem Wohn- und Teilhabegesetz hervor, kurz Heimaufsicht genannt. Sie ist für rund 150 Seniorenheime, Pflegedienste sowie Kurzzeit- und Tagespflegeeinrichtungen im EN-Kreis und Witten zuständig. Zum einen gehören regelmäßige Überprüfungen von Einrichtungen zum Aufgabengebiet der Fachstelle, zum anderen geht sie auch Beschwerden nach. Gab es davon im Jahr 2021 noch 28, waren es ein Jahr später schon 40. Und in 2023 sind es bereits 42, dabei ist das Jahr noch gar nicht zu Ende.

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Pflege- und Betreuungsqualität hat sich leicht verschlechtert

Auffällig ist, wie Sachgebietsleiterin Constanze Burski erläutert, dass die Mängel zugenommen haben. Gravierende Probleme seien zwar die Ausnahme, doch die Pflege- und Betreuungsqualität habe sich verschlechtert. An einigen Beispielen zeigt sie auf, wo es hapern kann.

Ein großer Teil der Heimbewohnerinnen und -bewohner nimmt täglich Medikamente ein. Um welche Arzneien es sich handelt, wird eigens für die Pflegekräfte hinterlegt. Mitunter passiert es aber, dass die medizinische Verordnung nicht mehr dem aktuellen Stand entspricht.

Zwölf Pflegeheime bieten 1132 Plätze an

In Witten bieten zwölf Pflegeheime 1132 Plätze an. Zudem gibt es sieben Pflegewohngemeinschaften mit 57 Plätzen. In fünf Häusern (327 Plätze) ist betreutes Wohnen möglich. Zudem sind 18 Pflegedienste im Einsatz. Drei Kurzzeitpflegeeinrichtungen verfügen über 49 und fünf Tagespflegeeinrichtungen über 90 Plätze.

Zur Heimaufsicht des EN-Kreises gehören auf vier Verwaltungs- und inzwischen sechs statt vorher vier Pflegefachkräfte.

Das erklärte Ziel besteht darin, nicht nur die Lebens- und Versorgungsqualität der Bewohner zu gewährleisten, sondern auch zu verbessern.

Schwachstellen tauchen auch in weiteren medizinischen Informationen über den jeweiligen Bewohner auf. Fehlen Angaben zu gesundheitlichen Problemen, Krankheiten oder Wunden, „ist eine angemessene Behandlung oder Versorgung in Gefahr“. Bescheid wissen sollte das Personal auch darüber, ob jemand im besonderen Maße sturzgefährdet ist, wenn Gänge über den Flur angesagt sind. Solche notwendigen Dokumentationen unterbleiben oftmals, weil es an Zeit und Personal fehle, erklärt die Sachgebietsleiterin.

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Ferner tauchen häufig Probleme in der alltäglichen Versorgung auf. Mitarbeitern achten zu wenig darauf, ob die Bewohner genügend Flüssigkeit, sprich Wasser oder andere Getränke, zu sich nehmen.

Darüber hinaus werden in den Heimen immer wieder Hygieneanforderungen außer Acht gelassen oder nicht hinreichend berücksichtigt. Das führt dazu, dass die Mittel in den Desinfektionsspendern längst abgelaufen sind. Die Sauberkeit lässt zu wünschen übrig, was sich überall zeigen kann, auf den Zimmern ebenso wie im Arzneimittelschrank.

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Aufsicht prüft, ob Mängel auch beseitigt sind

Wenn die Heimaufsicht kritische Punkte feststellt, können die Reaktionen unterschiedlich ausfallen. Falls durch die Zustände ernsthafte Folgen für die Gesundheit der Menschen zu erwarten sind, erteilt die Fachstelle so genannte Anordnungen, in schriftlicher Form war das in den Jahren 2021 und 2022 fünf Mal der Fall, in mündlicher Form vier Mal. Die Aufsicht schaute fortan sehr genau hin, ob es mit den Mängeln auch ein Ende fand. In zwei Häusern wurde sogar ein Aufnahmestopp verhängt und es erfolgte ein engmaschiger Kontakt, um die Schwachstellen zu beseitigen. „Wir können auch so weit gehen, dass den Einrichtungen klare Vorschriften zu den Einsatzplänen gemacht werden.“

Die schriftliche Variante kommt im Übrigen zum Einsatz, um den Druck auf das Heim zu erhöhen. Sollte sich nämlich die Einrichtung nicht an die Anweisungen halten, kann die Aufsicht ein Zwangsgeld verhängen.

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Kommen die Fachleute des Kreises zu dem Schluss, die vorgefundenen Mängel seien von nicht ganz so großer Tragweite, wird ein Beratungsgespräch mit der Einrichtungsleitung anberaumt. Klare Zielvorgabe auch hier: Die Defizite sind zu beheben. Ob das auch geschieht, kontrolliert die Aufsicht.

Wenn es in Wittener Häusern auch zu keinen gravierenden Vorkommnissen kam, tauchen aber auch in Einrichtungen der Ruhrstadt durchaus Probleme wie geschildert auf. Die Ursache zahlreicher Mängel sei sicherlich darin zu suchen, dass es an Personal mangele, so Burski. „Da können schon zwei unbesetzte Stellen erhebliche Auswirkungen haben.“

Die Suche nach geeignetem Personal wird immer schwieriger

Wenden sich Heimbewohner oder auch deren Angehörige an die Heimaufsicht, „ist natürlich Anonymität gewahrt“ unterstreicht die Sachgebietsleiterin. Nicht immer handele es sich gleich um Beschwerden. Manchmal würden sich die Betroffenen zu Wort melden, weil sie unsicher sind, ob in der Einrichtung Hygieneregeln richtig eingehalten werden. Immer häufiger sind es auch die Beschäftigten selbst, die sich an die Aufsicht wenden. Sie benennen Auffälligkeiten, sprechen aber auch darüber, wie sie unter der Arbeitsbelastung leiden.

Zugleich hört das Team um Constanze Burski von den Heimleitungen, „dass es immer schwieriger wird, auf dem Arbeitsmarkt geeignetes Personal zu finden und langfristig zu binden“.

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